Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Weinwelt durch die Klimakrise?
Schultz: Die Temperaturen steigen global an, auf der Nordhälfte stärker, weil die Landmasse größer ist. Doch es gibt kein Patentrezept für alle Weinbaugebiete. Man muss jedes für sich betrachten, weil sie ganz unterschiedlich reagieren. Das hat auch mit der geographischen Lage auf einem Kontinent zu tun. Allein die Entwicklung des Wasserhaushaltes ist regional extrem unterschiedlich. Das Verhältnis von Niederschlag zu potenzieller Verdunstung hat sich in manchen Regionen stark verändert, in anderen gar nicht. In Geisenheim, in Bordeaux und Kalifornien zum Beispiel hat sich die Verdunstung geändert, die Niederschlagsmenge dafür nicht. An der Ostküste Amerikas ist es umgekehrt: Dort gibt es stärkere Sommerniederschläge bei gleichbleibender Verdunstung. Nimmt die Lufttemperatur um 1 °C zu, steigt die potenzielle Verdunstung um sieben Prozent; würden wir das Ziel einer Erwärmung von 2 °C erreichen, würde die Verdunstung um 14 Prozent zunehmen - und dieses Wasser muss irgendwo wieder runterkommen. Damit nimmt die Gefahr von Starkregen-Ereignissen entsprechend zu.