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Wein-Geheimtipp Brüssel: In der EU-Stadt warten lässige Bars, feine Restaurants, tiefe Weinkeller und innovative Läden mit ungewöhnlichen Angeboten auf die Gäste. Anke Sademann war für uns dort unterwegs.

Brüssel liegt in der hügeligen Landschaft des Senne-Tals, was die Hügel in der Stadttopografie erklärt. Beim Blick über das architektonisch wild zusammengewürfelte Panorama aus kupfernen Rundkuppeln, Wolkenkratzern und Art Déco-Palästen lernt man die Seele der Stadt zu verstehen. Brüssel wird von Bewohnern aus 180 Nationen geprägt und hat sich zur kreativen Spielfläche für Kulinarisches entwickelt: Den knapp 190.000 Einwohnern stehen rund 1.800 gastronomische Betriebe zur Verfügung. Darunter sind fast hundertjährige Traditionshäuser, Brasserien, Bierlokale, feine Restaurants – und viele ungewöhnlich gute Adressen für Weinfans.

In Brüssel herrscht Gelassenheit, die besonders westlich der Altstadt in Molenbeek spürbar ist. Das Viertel ist ein Hotspot für hippen, multikulturellen Lifestyle. Neben Moules-Frites-Klassikern und Kult-Fritterien wie dem „Frikot Chouke“ oder dem Fisch-to-go-Gasthaus „Mer du Nord“ sind dort auch Wein-Konzeptläden entstanden. In der „Bar du Canal“ gibt es Naturweine zu schwedischem Smørrebrød, und im „Nightshop“ genießt man Wein in einer früheren Garage bei Kerzenlicht.

 

Weinpioniere im flämischen Quartier

 

Anke Sademann

Schon ab Mittag empfängt Weinberater Christophe Le Berre seine Kunden im Weinrefugium „Le Repaire du Sommelier“, das sich im Herzen der Stadt in der Rue de Flandre befindet. Seit 2013, nach rund 15 Jahren in der gehobenen Gastronomie, betreibt der Sommelier seine Laden-Weinbar. Zum Wein läuft Vinyl-Sound vom Plattenteller, es gibt Degustationen und Käse von „Catherine“, einem der ältesten Käseläden der Stadt. „Ich kenne die Geschichte jedes Winzers in meinem europäischen Weinspektrum persönlich“, sagt der Mann aus Bordeaux, der seinen Fokus auf autochthone Trauben gelegt hat. Bei den belgischen Weinen schätzt er die Frische belgischer „Boules“ (Schaumweine). Da die Neo-Vignerons des Landes immer bessere Qualität erzeugen, steht bei Le Berre auch eine Auswahl belgischer Weine bereit.

 

Anke Sademann

Wenn Gontran Buyse durch den Weinkeller unter dem 1926 gegründeten Spitzenrestaurant „Comme Chez Soi“ führt, bekommen auch Kenner gelegentlich Gänsehaut. Als Sommelier ist er seit 25 Jahren im Dienst, und in den Kellergängen ruhen unzählige Bordeaux-Klassiker wie Pétrus sowie rare Burgunder, etwa von Romanée-Conti und Armand Rousseau. Die Preise für diese Weine reichen von 60 bis 20.000 Euro pro Flasche. Der Sommelier begleitet die Inhaberfamilie seit drei von fünf Generationen und betont den historischen Wert der etwa 16.000 eingelagerten Flaschen. Das Restaurant ist bekannt für sein Jugendstil-Interieur und bietet ein fast 100 Jahre altes Signature-Gericht: Seezunge in Riesling mit grauen Nordmeer-Crevetten und Sauce Mousseline. Das Gastgeber-Ehepaar Laurence und Chefkoch Lionel Rigolet geleiten das Restaurant in die fünfte Generation: Ihr 26-jähriger Sohn Loïc arbeitet bereits in der Küche, aber auch im Restaurant als Weinberater. Künftig will er die exquisite Weinkarte auch mit Naturwein oder Experimentellem erweitern.

 

Anke Sademann

Im „Greenbizz“, einem Agglomerat für Greentech-Unternehmen im Stadtteil Laeken, ist Thierry Lejeune mit seiner „Gudule Winery“ ansässig. Als „Artisan Vinificateur“ produziert er seit 2018 seine bio-zertifizierte „Custom-Made in Brussels“-Weinkollektion in einem urbanen Weingut. Ursprünglich aus der Druckindustrie kommend, erlernte Lejeune das Weinmachen autodidaktisch. Die jährliche Produktion erreicht derzeit 30.000 Flaschen. Die zentrale Komponente seines innovativen Ansatzes ist dabei die Umkehrung der traditionellen Produktion: Statt Trauben lokal anzubauen, importiert er sie aus diversen Regionen Europas. Dazu verfügt er über ein Transportsystem mit speziellen Kisten und integrierter Kühlung, in denen er jährlich fast 50.000 Tonnen Trauben unbeschadet nach Brüssel bringt. Zu den 15 importierten Sorten gehören Rebsorten wie Grenache, Syrah, Petit Manseng, Sangiovese oder Grüner Veltliner. Die daraus entstehenden Weine sind nur in Brüssel erhältlich.

 

Wein und feine Häppchen zu Fuß

Seit wenigen Jahren eröffnen in Brüssel junge Naturwein-Fans oder ehemalige Sommeliers eigene Weinbars in den umliegenden Gemeinden, oft in der Kombination aus Restaurant, Bar und Laden. Die größte Dichte an Weinbars findet sich in Bezirken wie Saint-Gilles, dem multikulturellen Studentenviertel Ixelles oder in Schaerbeek, der Geburtsstadt von Jacques Brel. Ebenso minimalistische wie gemütliche Naturwein-Tempel mit Namen wie „Rebel" oder „Antidotes" finden sich in Ixelles. Dort liegt auch das sehr hippe und von jungen Südfranzosen geführte „Le Bain des Dames“, benannt nach einem Strand mit Blick auf den Hafen von Marseille. Auch zwei auf Naturwein-Importe spezialisierte Händler, „Titulus“ und „Cave Coop“, haben dort ihren Sitz. In Saint-Gilles am Südbahnhof sind auch „Badi" oder „Calmos" zu empfehlen sowie das „Tortue" in einem typischen Backstein-Eckhaus im grünen Außenbezirk Uccle. Fast alle bieten eine Auswahl an „Grignotines“ (Knabbereien) sowie kleine, feine Verkostungsmenüs an. Eine gute Flasche lässt sich aber ebenso am Tresen kaufen.

 

Anke Sademann

In Schaerbeek hat auch Barbara Hoornaert ihre „Bar für spontanes Weintrinken“ namens „BAB’s Brussels' Kitchen - Wine to share“ eröffnet. Die junge Sommelière verfügt bereits über 15 Jahre Erfahrung in der Top-Gastronomie. Vor Kurzem hat sie ihr Sterne-Restaurant geschlossen und ein lässiges Ecklokal mit Terrasse eröffnet. Ihre Stammgäste erleben nie dieselbe Weinkarte, weil sie sie jeden zweiten Tag überarbeitet. Auf ihr dominieren französische und europäische Weine, darunter Grands Crus und ein paar Naturweine. Hoornaert erklärt ihr Konzept so: „Die Gäste sollen nach Lustprinzip im Hier und Jetzt bestellen können. Ich lasse sie jeden Wein probieren und gebe ihnen Rat. Aber ohne elitäre Fachsimpelei."

 

Die besten Tipps: Brüssel für Weinfans

Riwyne (Comme Chez Soi)

23 place Rouppe, 1000 Brüssel

Familie Rigolet hat im Weinkeller unter ihrem fast hundert Jahre alten Dekor-Restaurant das „Riwyne“ erschaffen. Bis zu zwölf Gäste finden Platz am Tisch in einem der bedeutendsten „Millésimé“-Keller Europas. Das auf belgischer Tradition basierende „Casual Fine Menü“ wechselt monatlich. Die Weinbegleitung ist eine Offenbarung. Geöffnet mittwochs bis samstags zum Lunch,  mittwochs und donnerstags abends.

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Le Repaire du Sommelier

Rue de Flandre 21, 1000 Brüssel

Christophe Le Berre ist seit 1997 Sommelier und arbeitete mehrere Jahre lang in großen Brüsseler Restaurants, bis er 2013 seinen Weinhandel eröffnete. Neben Wein-Talk, Vinyl-Sound, Degustationen und Workshops kann man täglich außer sonntags europäische Weine, Bier und Edelspirituosen bei ihm einkaufen.

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Gudule Winery

Greenbizz Brussels - Workshop 37.8, Rue Dieudonné Lefèvre 37

Es lohnt sich, Thierry Lejeune „sans terre“ (ohne Terroir) in seinem Weingut zur Degustation (Mit-Fr von 14-18 Uhr, Samstag Termin) zu besuchen. Seine Bio-Urban-Bruessels-Weine und Mousseux sind nur dort und in einigen Läden zu kaufen.

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The Belgian Bar

Gare Maritime der Halle Turn und Taxi, Rue Dieudonné Lefèvre 4, 1020 Laeken

Mitten in einem 40.000 Quadratmeter großen ehemaligen Zollzentrum von 1907 liegt „The Belgian Bar“. Eher Kiosk als Bar werden dort nur lokale Snacks, Sandwiches sowie belgische Weine, Biere, Gins oder alkoholfreie Aperitifs angeboten. Mit Blick in die architektonisch beeindruckende Halle schmeckt’s noch besser.

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Nightshop

Rue de Flandre 167, 1000 Brüssel

Wie die meisten neuen Brüsseler Bars à Vin ist auch das Nightshop auf Naturweine spezialisiert. Hinter der Tür einer ehemaligen Garage verbirgt sich ein Bar-Kubus. Ein Regal mit etwa hundert Naturweinen begleitet die übersichtliche Karte. Atmosphäre und Preis-Leistung sind so gut, dass man früh am Abend kommen sollte, um noch einen Platz zu ergattern.

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BAB’s - Brussels' Kitchen

Avenue Chazal 200, 1030 Schaerbeek

Von Mittwoch bis Samstag lädt Barbara Hoornaert zum spontanen Weingenuss. Ob draußen im Weingarten oder im umtriebigen Gastraum, hier sitzt man familiär und kann sich durch die fast täglich wechselnde Weinkarte probieren. Zum Wein gibt’s passende Häppchen.

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Titulus - Caviste, bar à vins, cuisine locale

Chaussée de Wavre 167a, 1050 Ixelles

Zwischen dem afrikanischen Viertel Matongé und dem EU-Viertel haben drei Franzosen von der Loire und Paris 2011 das „Titulus“ eröffnet. Der auf den Vertrieb von europäischen, biodynamischen Naturweinen spezialisierte Caviste mit Restaurant beliefert ganz Belgien. Zu den 500 Positionen vertreiben sie auch ein Sake-Sortiment.

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