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Flasche greifen, Hebel ziehen, Korken draußen. Dieses Prinzip nutzen Screwpull-Korkenzieher zu Preisen von 30 bis über 200 Euro. Was sie taugen und wie sie sich im Alltag unterscheiden, hat Matthias Stelzig getestet.

Hebelkraft nutzten Menschen schon zum Jagen von Mammuts, allerdings erst sehr spät zum Korkenziehen. Doch das war lange ein mühsames Unterfangen: Erst Ziehen, Drehen und Herumschrauben, und mittendrin bricht der Korken ab. So erging es auch Herbert Allen in den USA. Geboren 1907 in ärmlichen Verhältnissen am Rand eines texanischen Sägewerks, hatte er es zum genialen Erfinder gebracht. 389 Patente gehen auf ihn zurück. Das amerikanische Patentamt erklärte ihn mehrmals zum „Erfinder des Jahres“. Mit bahnbrechenden Ideen zur Mechanik löste Allen teure Probleme in der Öl-Industrie oder in Jet-Triebwerken und machte damit ein Vermögen. So leistete er sich einen der bestbestückten Weinkeller von Texas.

Da konnte es für ihn mit der Steinzeit-Technik der damaligen Öffner nicht so weitergehen. Um 1980 erfand er den Screwpull-Korkenzieher, für den er sogar zwölf Patente anmeldete. Einfach einen Hebel hin und her bewegen, schon ist der Korken draußen. Das Patent lief aus, und weil die Technik so einfach funktioniert, gibt es jede Menge Nachbauten. Wir haben vier Hebelkorkenzieher zu Preisen von 30 bis über 200 Euro im Alltag gründlich getestet.

 

Le Creuset Leverpull LM250

Le Creuset begann als Innovationsbetrieb. Armand Desaegher, Spezialist für Eisen-Guss, und Octave Aubecq, Experte für Emaille-Beschichtungen, entwickelten 1925 die ersten emaillierten Gusseisen​-Töpfe. Die unverwüstlichen Schwergewichte wurden zum Markenzeichen und werden bis heute hergestellt. Le Creuset beansprucht auch den Original-Screwpull für sich: Das Unternehmen hat die weltbekannte Marke dieses Namens gekauft. Später kam noch „Excalibur“ dazu, die extrem reibungsarme Teflonbeschichtung der Spindel.

Damit löst der 205 Euro teure Leverpull LM250 seine Aufgabe mit Bravour. Auf den Flaschenhals gesetzt, hält man ihn mit den Zangengriffen in Position. Den Hebel umlegen, die teflonbeschichtete Spindel bohrt sich kerzengerade in den Korken, ohne dass man sich das Handgelenk verrenken muss. Hebel wieder zurück, und der Korken wird flott aus dem Flaschenhals befördert. Das Design​ ist stylisch und zeitlos, ein Kapselschneider gehört dazu. Das Modell gibt’s auch in einer Kunststoff-Version für 115 Euro.

 

Peugeot Baltaz

Peugeot schwärmt, dass „die ganze Ingenieurskunst des Unternehmens in dieser Kreation mit äußerst präziser Mechanik steckt.“ Die Innovation bezieht sich vor allem auf das Zahnrad am Ende des Hebels. Es hat einen großen Durchmesser, dadurch erreicht man trotz des etwas kürzeren Hebels mehr Kraft. Das macht den Baltaz (99 Euro) etwas kompakter.

Hinter den ingeniösen Vorteilen stehen die ergonomischen etwas zurück. An den Innen- und Unterseiten haben die Griffe recht scharfe Kanten. Das ist bei der Nutzung unbequem und hat im Alltag etwas Unangenehmes. Doch der Baltaz hat den anderen Geräten etwas voraus: Er steht sicher auf drei Beinen: auf dem Fuß des Korpus und den beiden Zangenarmen. Das ist erwähnenswert, weil andere Korkenzieher entweder umständlich in einen Ständer gesteckt werden müssen oder raumgreifend auf dem Tisch herumliegen. Stattdessen macht der Baltaz sich in basaltgrauem Metall mit den Silikon-Applikationen und dem Löwen-Logo des Hauses ziemlich schick im Regal. Etwas günstiger ist der Baltaz Dark aus schwarzem ABS-Kunststoff zum Listenpreis von 74,90 Euro.

 

VacuVin Lever Corkscrew Horizontal

Der niederländische Hersteller Vacu Vin ist mit „Leidenschaft für Wein, niederländischem Design und sozialem Bewusstsein“ ein verlässlicher Lieferant für Wein-Accessoires zu fairen Preisen. Der Korkenzieher kostet nur um schlanke 30 Euro, da kann man nicht meckern. Die Griffe und die Zahnstangen-Mechanik sind aus verchromtem Metall-Guss, der Rest besteht aus mattschwarzem Kunststoff und macht optisch noch eine ganz gute Figur. Insgesamt hat die Konstruktion des Öffners aber größere Toleranzen als die anderen Modelle. Die Mechanik im Kunststoffgehäuse wackelt einiges mehr als die Modelle aus Metall.

Über Monate hinweg haben wir den Lever Crokscrew oft im Alltag eingesetzt, auch im Stress, wenn fix viele Flaschen entkorkt werden mussten. Nach diesem Test-Zeitraum wirkt der Öffner zwar noch wackeliger als zuvor – doch er funktioniert einwandfrei. Respekt: Trotz einiger Ungenauigkeiten erhält man viel Öffner für wenig Geld.

 

Atelier du vin Oeno Box Sommelier

Einigen Luxus mehr erhält man mit dem Sommelier-Korkenzieher von Atelier du Vin. Die Screwpull-Version des französischen Nobel-Herstellers für 143 Euro bringt satte 1,75 Kilo auf die Waage. Das Gerät ist auch wesentlich größer als die anderen Modelle. Produziert wird er aus Zink-Druckguss mit besonders feiner, dick verchromter Oberfläche. Alle Hebel sind etwas länger als bei den Wettbewerbern. Deshalb ist die Zugwirkung hier noch besser. Einige Teile des Korpus bestehen, für uns überraschend, aus Plastik. Doch auch sie sind dick verchromt. Insgesamt liegt der Öffner schmeichelnd-schwer in der Hand und verrichtet seine Arbeit präzise.

Der schöne, dicke Karton von Atelier du Vin ist mehr als ein Gimmick: Neben dem Korkenzieher finden sich da ein Tropfenfänger aus Edelstahl und eine edle Lochkarte sowie einen Jahrgangs-Leitfaden im Taschenformat mit der Bewertung der wichtigsten französischen Anbauregionen bis 1977. Dazu gibt’s eine Tabelle für das Pairing von Speisen und Wein. Das Beste ist aber die beiliegende Ersatzspindel, die bei den anderen Herstellern gleich mit 20 bis 30 Euro zu Buche schlägt. Für zehn Euro extra lässt sich auch der Name eingravieren. Luxuriösere Varianten sind der Oeno Motion Trésor mit Echtholzgriff für 230 Euro sowie der Oeno Motion Nomad mit Ledertasche für 410 Euro.

 

Fazit:

Die Hebeltechnik funktioniert bei allen vier Öffnern identisch und gut. Mitunter stimmen die Maße der Einzelteile sogar millimetergenau überein. Die Spindel lässt sich als Verschleißteil bei jedem Modell nachkaufen und werkzeuglos auswechseln. Das Interessante dabei: Die Spindel des preiswerten Vacu Vin lassen sich ebenso problemlos in den Edel-Öffner von Atelier du Vin einschrauben. Die Zangen passen um jeden gängigen Flaschenhals - doch zugleich hält man vier sehr unterschiedliche Werkzeuge in der Hand. Der Screwpull ist das Original und zeitlos gestaltet. Der Peugeot ist das pfiffige Modell mit einem Extra-Punkt dafür, dass er frei steht. Vacu Vin ist die gelungene Synthese von preiswert, funktional und ästhetisch: verlässlich im Alltag, gut gestaltet und kostet wenig. Atelier du Vin hat die Hebelwirkung etwas verbessert und die Funktion ein wenig edler gestaltet. Der “Sommelier” ist recht schwer, man benötigt mit ihm aber von allen vier Geräten am wenigsten Kraft beim Öffnen. Wem das gefällt, bekommt viel Zugkraft fürs Geld. Ein wenig Zubehör liefern fast alle Hersteller mit.

Die angegebenen Preise sind die für Deutschland angegebenen Herstellerpreise für Privatkunden. Sie fallen je nach Anbieter und Land oft um einiges günstiger aus. Das Vergleichen lohnt sich also.

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