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Beim Alkoholkonsum gebe es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge, sagt die WHO. Dabei legen viele seriöse Studien nahe, dass mäßiger Weinkonsum zu höherer Lebenserwartung führen kann. Alexander Lupersböck fasst aktuelle Ergebnisse zusammen.

Die Diskussion wird zur Zeit heftig geführt: Ist jeder Tropfen Wein schädlich für die Gesundheit, oder macht die Dosis das Gift? Kann mäßiger Weinkonsum in Kombination mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung sogar einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die Lebenserwartung haben? Oder lässt uns nur der Verzicht auf unser Glas Wein gesünder altern und glücklicher sterben?

Die extrem unterschiedliche Einstufung, was „risikoloser Alkoholkonsum“ in den einzelnen EU-Staaten bedeutet, macht es radikalen Gegnern von Alkohol jedenfalls leichter, ihn generell zu verteufeln. In diesen Chor hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile eingestimmt. Sie lässt die alte Volksweisheit „Ein Glas Rotwein pro Tag ist gut fürs Herz“ nicht mehr gelten und führt das Argument an, dass jede, auch die geringste Menge Alkohol, das Krebsrisiko erhöhe. Jedoch: Menschen erkranken und sterben nicht nur an Krebs. Und in anderen Bereichen sieht die Bilanz für Wein gar nicht so schlecht aus, wie aktuelle Studien beweisen.

 

Weniger Herzinfarkte mit etwas Wein

Eine in der renommierten Fachzeitschrift “Nature” veröffentlichte Meta-Studie des renommierten Institute for Health Metrics and  Evaluation (IHME)  in Seattle hat die Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht und die vorhandenen Daten neu bewertet. Die Forscher des IHME-Projekts "Global Burden of Disease" (GBD) analysierten dafür Ergebnisse aus 122 wiisenschaftlichen Studien, die zwischen 1970 und 2021 veröffentlicht wurden. Aus dieser riesigen Datenmenge geht laut den Autoren eindeutig hervor, dass moderater Alkoholkonsum bis zu 50 Gramm pro Tag das Risiko von Herzerkrankungen und Herzinfarkten deutlich senkt – ebenso wie die Sterbewahrscheinlichkeit. Die Experten sind sich einig, dass vor allem der mäßige Konsum von Wein in Kombination mit gesunder Ernährung und gesundem Lebensstil positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.

Im Vergleich zu Abstinenzlern verringere moderater Weinkonsum sogar die Mortalität. So könnten auch die sozialen Kosten von Herzerkrankungen gesenkt werden, da diejenigen, die einen Herzinfarkt überleben, zu chronischen Patienten werden. Das erzeuge erhebliche Kosten für die Gesellschaft. Allerdings steige die Sterblichkeit bei zunehmendem Wein-Konsum drastisch an.

Dass der Verzicht auf Wein Menschen gesünder altern und länger Leben lässt, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

123rf

Das wissenschaftliche Online-Portal Oeno one hat zudem kürzlich einen Artikel der Medizin-Professoren Erik Skovenberg aus Dänemark und Prof. R. Curtis Ellison aus den USA publiziert, der die koronare Sterblichkeit im von italienischstämmigen Einwanderern bewohnten Ort Roseto in den USA untersucht. Ernährten sich die Einwohner bis Anfang der 1960er-Jahre noch traditionell italienisch und tranken selbsterzeugten Wein, passten sie sich in den folgenden Jahrzehnten an den amerikanischen Ernährungsstil an: Es wurde kaum noch Wein getrunken, nur noch wenig Olivenöl verwendet. Damit stiegen die Cholesterinwerte der Bewohner drastisch an. Die Folge: Die Sterblichkeit an Herzerkrankungen verdoppelte sich.

Attilio Giacosa, Professor für Gastroenterologie und Endoskopie sowie Präsident des Instituts für Wein-, Ernährungs- und Gesundheitsforschung (IRVAS) in Italien, bekräftigt die Ergebnisse: „Italienische und internationale epidemiologische Studien haben bereits umfangreich gezeigt, dass ein gewohnheitsmäßiger und moderater Weinkonsum im Laufe des Erwachsenenlebens und in Kombination mit der richtigen Ernährungsweise, wie der mediterranen Diät, nicht schädlich, sondern vielmehr vorteilhaft ist.“ Und er bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel, der erst kürzlich nachgewiesen wurde: „Moderater Weinkonsum im Rahmen einer mediterranen Diät kann zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen, indem er nicht nur die Lebensdauer erhöht, sondern auch die Risiken des kognitiven Abbaus verringert.“ Und, nicht zu unterschätzen: Wein würde meistens in Gesellschaft getrunken und schaffe positive soziale Erlebnisse.

 

Mediterrane Diät mit Wein und Bewegung

Genau dieses Ergebnis hat auch eine Studie der Iowa State University erbracht, die 1.800 Briten über zehn Jahre hinweg untersuchte und detailliert deren Ernährungsgewohnheiten abfragte. Das Ergebnis: Personen, die regelmäßig Rotwein in moderaten Mengen getrunken, Käse sowie einmal pro Woche Lamm gegessen haben, litten deutlich weniger an Demenzerkrankungen wie Alzheimer. In der Schlussfolgerung hieß es, dass die Auswahl der richtigen Nahrungsmittel die Krankheit und den kognitiven Abbau insgesamt verhindern könne.

In dieselbe Kerbe schlägt eine Studie, die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde und Gesundheitsdaten von drei Generationen von Teilnehmern analysierte. Demnach helfe das unter anderem in Rotwein enthaltene Flavonol Quercetin, Symptome von Gebrechlichkeit im Alter zu mindern. Die Studienautoren raten aber auch, „Sport zu treiben, sich gesund zu ernähren und keinesfalls mehr als ein Glas Wein pro Tag zu trinken.“

Eines erscheint bei allen Studien klar: Am wichtigsten ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch und tierischem Fett sowie viel Bewegung. Ein Glas Wein pro Tag konnte in keiner Untersuchung als alleiniger Auslöser für gesundheitliche Probleme identifiziert werden, auch wenn manche Institutionen das so kommunizieren. Klar ist aber auch: Nur gemäßigter Konsum kann positive Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit von Menschen haben. 

 

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