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Im Carnuntum südöstlich von Wien trifft die römische Vergangenheit auf innovative Winzerinnen und Winzer. Sie arbeiten daran, ihre Weine international bekannt zu machen. Dabei hilft seit 2019 der DAC-Status des Gebiets.

Österreich bewahrt ein feines Geheimnis. Zum Thema Wein in Österreich ist die Region Carnuntum meist nicht der erste Gedanke. Das mit 823 Hektar Rebfläche eher kleine Anbaugebiet reicht südöstlich von Wien zwischen Weinviertel, Thermenregion und Burgenland bis an die Grenze zur Slowakei im Osten. Doch es hat sehr viel zu bieten: filigrane Weißweine und vor allem ausgezeichnete Rotweine. Diese Bandbreite verdankt das Gebiet einer geologischen Raffinesse, die vor Jahrtausenden durch die Verschiebung der Erdplatten entstanden ist. Zuvor bildeten die Karpaten und die Alpen eine geschlossene Gebirgskette. Durch ihre Trennung formte sich das heutige Carnuntum, das sich südlich der Donau über drei Hügellandschaften erstreckt: das Leithagebirge, das Arbesthaler Hügelland und die Hainburger Berge. Die fünf wichtigsten Weinbauorte in dieser Region sind Arbesthal, Petronell, Höflein, Prellenkirchen und Göttlesbrunn. Zu Göttlesbrunn gehört fast die Hälfte der Rebfläche des Carnuntum. Das Besondere an diesen Orten ist jedoch, dass jeder von ihnen über ein anderes Bodenprofil verfügt. Gepaart mit den ebenso unterschiedlichen mikroklimatischen Einflüssen ist dies die Essenz, die das Anbaugebiet so außergewöhnlich macht.

 

Bei Prellenkirchen am Spitzerberg dominieren kalkige Böden

OEWM WSNA

Beste naturgegebene Voraussetzungen

Carnuntum ist eine Region, in der auch Archäologen ins Schwärmen geraten: Bei Ausgrabungen fördern sie immer wieder wichtige kulturhistorische Zeugnisse zutage. Denn der Name stammt von einem antiken römischen Legionslager, aus dem sich parallel eine größere Stadt entwickelte. Das Erdreich ist auch für Winzer eine wunderbare Spielwiese: Während in Petronell die Böden sandig-schottrig sind, findet man in Prellenkirchen Kalk, der die Weine eleganter und zugleich auch straffer macht. In Göttlesbrunn hingegen sind es Lehm und Schotter, die eine zarte Würze in die Weine tragen. Von den größeren Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht in Höflein profitieren die Weine in Form einer schönen Balance – und in Hainburg, das nahe der Donau liegt, begeistern sie mit ihrer Feingliedrigkeit.

Neben den Einflüssen der Donau sind es das pannonische Klima mit seinen heißen Sommern und kalten Wintern sowie der nahegelegene Neusiedler See, die Einfluss auf die Trauben nehmen und sie voll ausreifen lassen. Diese Parameter, die eine hervorragende Basis für den Weinbau bilden, nutzt auch eine junge Winzergeneration. Die 146 Weinbaubetriebe des Carnuntum sind meist klein, doch hier wird mit viel Leidenschaft daran gearbeitet, dem Gebiet eine eigene Stimme zu verleihen. Dieses gemeinsame Ziel wurde 2019 mit dem DAC-Status besiegelt. Seitdem dürfen nur gebietstypische Weine, die strengen Qualitätskriterien entsprechen, den Namen Carnuntum als geschützte Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett tragen – verbunden mit dem Kürzel DAC für „Districtus Austriae Controllatus“.

 

Wechselspiel zwischen Rot und Weiß

Die Balance findet sich im Carnuntum nicht nur in den Weinen selbst – sie zeigt sich auch in der Ausgeglichenheit der Weinfarben: In der Region wird zu 55 Prozent Rotwein angebaut. Der Zweigelt ist dabei die Rebsorte, die Carnuntum groß gemacht hat. Denn die sensible Schale der roten Traube ist wie geschaffen für die Weinberge zwischen den zwei Gebirgszügen, wo Tau, Nebel und Regentropfen buchstäblich in Windeseile abziehen. Der Zweigelt liebt die tiefgründigen Böden mit schluffigen Anteilen, die es vor allem im Arbesthaler Hügelland gibt. An seiner Seite steht der Blaufränkisch, die zweite wichtige Rotwein-Rebsorte des Anbaugebiets. Bei den Weißweinen liegt der Grüne Veltliner vorn. Er fühlt sich in den Lagen wohl, in denen der Feuchtigkeitshaushalt ausgeglichen ist. Für Spannung sorgen die Burgundersorten Chardonnay und Weißburgunder, die kalkreiche Böden bevorzugen.

Die günstigen natürlichen Bedingungen schließen jedoch kaum eine Rebsorte aus. So sind viele internationale Varietäten im Carnuntum heimisch geworden. Merlot wird gerne als Partner für Cuvées angebaut, um diese dichter zu machen. Cabernet-Sorten und Syrah sind im Kommen und haben mit Blick auf die klimatischen Veränderungen ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Auch der launische St. Laurent findet im Carnuntum seine Fans, die ihm spannende Weinprofile zu entlocken vermögen. Zudem sind Sauvignon Blanc und Muskateller erwähnenswert.

 

Das antike Heidentor ist das Wahrzeichen der Ausgrabungen von Carnuntum

OEWM Armin Faber

Ein noch junges DAC-Gebiet

Schließlich gelten – wie bei allen geschützten Herkunftsbezeichnungen – auch für Carnuntum DAC eindeutige Vorgaben zur Produktion. Sie reichen von den zugelassenen Rebsorten bis zum Geschmacksprofil. Für reinsortige DAC-Weine sind Chardonnay, Weißburgunder, Grüner Veltliner, Zweigelt und Blaufränkisch erlaubt, DAC-Cuvées müssen zu mindestens zwei Dritteln aus diesen Weiß- oder Rotweinsorten bestehen. Ansonsten tragen die Weine die generische Bezeichnung Niederösterreich auf dem Etikett.

Die Grundlage des Qualitätssystems ist eine dreistufige Herkunftspyramide:

  • Gebietswein mit der Bezeichnung „Carnuntum DAC“
  • Ortswein mit der Bezeichnung „Carnuntum DAC“ sowie der entsprechenden Ortsangabe: Göttlesbrunn, Hainburg, Höflein, Petronell-Carnuntum, Prellenkirchen oder Stixneusiedl; Weißweine dürfen ab dem 15. März, Rotweine ab dem 1. November des auf die Ernte folgenden Jahres zur Prüfung eingereicht werden.
  • Riedenwein mit Bezeichnung „Carnuntum DAC“ sowie einer Riedenangabe (Einzellage); Weißweine dürfen ab dem 15. März, Rotweine ab dem 1. November des auf die Ernte folgenden Jahres zur Prüfung eingereicht werden.

Alle Weine dieser drei Stufen müssen trocken ausgebaut werden, Rotweine benötigen einen Alkoholgehalt von mindestens 12 Volumenprozent.

 

Für jeden etwas dabei

Was Carnuntum für den Weinanbau so reizvoll macht, erhöht auch seinen Freizeitwert. Die für ihre Weine bekannten Orte Höflein, Prellenkirchen und Göttlesbrunn sind auch für ihre Buschenschanken bekannt, in denen lokal produzierte Weine sowie Spezialitäten serviert werden. Doch auch den historischen Wurzeln sollte man sich hier nicht entziehen: In Petronell-Carnuntum ist ein Teil eines römischen Stadtviertels am Originalstandort rekonstruiert. Diese Zeitreise um 1.700 Jahre zurück ist einmalig und lädt in römische Häuser ein, die vollständig funktionstüchtig sind und auf archäologischen Funden vor Ort basieren. Die rekonstruierte hölzerne Trainingsarena und eine Multimedia-Ausstellung im Amphitheater der Militärstadt machen den Besuch noch anschaulicher und laden in die Welt der Gladiatorenkämpfe ein.

Für Kulturinteressierte sehenswert sind unter anderem das Schloss Rohrau mit der größten privaten Sammlung spanischer und neapolitanischer Maler sowie das Geburtshaus des Komponisten Joseph Haydn in Rohrau. In die Natur eintauchen kann man im Nationalpark Donauauen, etwa bei einer Kanutour. Auch die nahe gelegene Bundeshauptstadt Wien bietet viel Geschichte, Einkaufsmöglichkeiten, legendäre Kaffeehäuser sowie Spitzenrestaurants, auf deren Karten man auch die Weine des Carnuntum findet.

 

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