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Das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau zählt zu den schönsten Flusstälern Europas und ist die Heimat einiger der besten Rieslinge und Grünen Veltliner Österreichs. Anja Hanke berichtet über Weine, Landschaft, Kultur und Marillen.

Die Wachau ist eines der bekanntesten Weinbaugebiete in Niederösterreich. Das Herzstück der reizvollen Wein- und Kulturlandschaft ist das Donautal zwischen der Stadt Krems und der Gemeinde Melk, die durch ihr Benediktinerstift aus dem 11. Jahrhundert bekannt ist. Das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau zählt zu den schönsten Flusstälern Europas und bietet hervorragende Bedingungen für den Weinbau.

Die namhaften Weinbauorte wie Spitz, Dürnstein, Weißenkirchen, Joching und Loiben liegen hauptsächlich am linken, einige wie Rossatz und Arnsdorf auch am rechten Flussufer. In der Hügellandschaft gedeihen vor allem Weißweine, von denen besonders die Wachauer Veltliner und Rieslinge weit über die Landesgrenzen Österreichs hinaus für ihre hohe Qualität gefeiert werden.

 

Spezifisches Klima bringt vielfältige Aromatik

Klimatisch treffen in der Wachau zwei Einflüsse aufeinander, die in ihrem Zusammenspiel die Weine entscheidend prägen: das atlantische und das kontinentale Klima. Die abwechslungsreiche Hügellandschaft mit ihren vielgestaltigen Geländeformationen, unterschiedlich ausgerichteten, teilweise steilen Hängen und charakteristischen Steinmauern, die sich am Tag aufwärmen und die Temperatur speichern, schaffen ganz verschiedene Mikroklimazonen.

Das Wasser der Donau wirkt darüber hinaus ausgleichend, ebenso in den heißen, trockenen Sommermonaten wie in den vergleichsweise strengen Wintermonaten. Aus dem Waldviertel im Norden gelangen vor allem im Zeitraum vor der Ernte kühle Windströmungen in die Wachau, was dazu führt, dass es erhebliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gibt. Dieses vielseitige Klima an der Donau und in den Seitentälern der Wachau findet sich in der variantenreichen Aromatik mit ihren teils exotischen Nuancen der Trauben wieder.

Terrassen aus Trockensteinmauern prägen die Landschaft der Wachau

OeWM Fotostudio-Semrad

Steile Terrassen dienen seit dem Mittelalter dem Weinbau

Neben dem Klima prägen vor allem die Böden die Weine der Wachau. Über Jahrmillionen haben sie sich durch physikalische Verwitterung der Gesteine sowie chemische Vorgänge gebildet. In der Wachau spielt der Lauf der Donau dabei eine entscheidende Rolle. Das Wasser hat sich in vielen Windungen durch Gneise und Amphibolite gearbeitet. Die Terrassen mit ihrem kristallinen Untergrund sind als Ergebnis dieser Prozesse heute perfekt für den Anbau von Riesling geeignet. Der Grüne Veltliner wiederum findet an den Ostseiten der Kristallingestein-Hänge herausragende Bedingungen. Dort hat sich im Schutz der Berge in den Eiszeiten Flugstaub gesammelt, der als Lösssediment für den Weinbau perfekt ist. Darüber hinaus ist die Wachauer Weinlandschaft entscheidend geprägt durch die Steinterrassen, die unter der Schirmherrschaft der Klöster bereits im Mittelalter zur Bewirtschaftung der Steilhänge angelegt wurden.

Die Terrassen, die für Rebkulturen genutzt werden, finden sich auf bis zu 450 Metern Seehöhe, das sind etwa 250 Meter über der Donau. Vor allem in den Berglagen bringen die Rebstöcke nur wenige Trauben hervor, in denen die Inhaltsstoffe konzentriert sind. Dies trägt zur Güte der Weine bei, die für ihre geschmackliche Dichte und ein klares Bukett der Rebsorten geschätzt werden.

 

Wachau DAC erfordert ausschließlich Handlese

Der Einzigartigkeit des Weinbaugebiets Wachau wird durch die geschützte Herkunftsbezeichnung „Wachau DAC“ Rechnung getragen, wobei DAC für „Districtus Austriae Controllatus“ steht. Damit wird offenbar, dass die Weine eine unverwechselbare Gebietscharakteristik aufweisen. Für Weine, die das Attribut „Wachau DAC“ tragen, ist Handlese verpflichtend.

Gebietstypische Weine gibt es seit 2022 in drei Stufen: An oberster Stelle stehen die Riedenweine mit besonderem Lagerpotenzial. beschränkt auf Grünen Veltliner und Riesling. Darunter folgen die Ortsweine, für die die Rebsorten Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Neuburger, Muskateller, Sauvignon Blanc und Traminer zugelassen sind. Die DAC-Basis bilden die Gebietsweine, die zu den oben genannten noch Frühroten Veltliner, Müller-Thurgau, Muskat Ottonel, Roten Veltliner, Gemischten Satz, Blauburgunder, St. Laurent und Zweigelt erlauben, jeweils reinsortig oder als Verschnitt.

Im Jahr 2022 summierte sich die Rebfläche der Weingärten in der Wachau auf 1.324 Hektar. Mit 94 Prozent sind Weißweinsorten dominant, Rotweinsorten spielen hingegen mit den verbliebenen 6 Prozent eine weit untergeordnete Rolle. Unter den Weißweinsorten sind Grüner Veltliner und Riesling führend, sie werden auf vier Fünfteln der Gesamtfläche angebaut; danach folgen Zweigelt, Müller-Thurgau, Muskateller und Weißburgunder.

 

Von leichter „Steinfeder“ bis zum noblen „Smaragd“

Zur weiteren Klassifizierung sind die Wachauer Weine durch den Gebietsschutzverband Vinea Wachau seit Mitte der 1980er-Jahre nach dem natürlichen Alkoholgehalt in drei Kategorien eingeteilt. Da gibt es die schlanke, leichte „Steinfeder“, das elegante, durchaus kraftvolle „Federspiel“ und schließlich den noblen „Smaragd“, der gern lange in den Weinkellern zu seiner vollen Größe reift. Die Bezeichnungen beziehen sich auf das Federgras „stipa pennata“ („Steinfeder“), einen Begriff aus der traditionellen Falkenjagd („Federspiel“) und die Smaragd-Eidechsen („Smaragd“), die vor allem an warmen Sonnentagen in den Wachauer Weinbergen zu finden sind.

 

Dürnstein mit der Ruine, auf der Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde

OeWM Klaus-Egle

Wachau – das wohl schönste Flusstal Europas

Die wunderschöne Flusslandschaft der Wachau mit ihren sanften Hügeln und herrlichen Ausblicken eröffnet auch über den Weinbau hinaus attraktive Angebote zur Erholung und zum Genießen. Das Kaleidoskop aus Weinbergen, eindrucksvollen Schlössern und Ruinen sowie der majestätisch dahinfließenden Donau hat einen ganz eigenen Zauber. Wer auf einem Spaziergang über die Hügel mit Blick auf das blaue Band der Donau Station auf einer Bank macht, um die Aussicht zu genießen, wird zudem meist mit fröhlichem Vogelgesang belohnt. Besonders der Herbst mit seinem Farbenspiel lädt zu Wandertouren, Radausflügen oder einer Donau-Flussfahrt ein.

Die Wachau, die im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde, ist ein Gesamtkunstwerk, das auch durch seinen kulturellen Reichtum besticht. Zu den Höhepunkten für Ausflüge zählen die Burgruine Dürnstein mit einer tollen Aussicht, die Ruine Aggstein mit den alten Burgmauern, das barocke Stift Melk mit seinen wertvollen Kunstschätzen, das Stift Göttweig und auch die Kremser Altstadt mit Museen, Kirchen und idyllischen Gassen.

 

Kulinarische Genüsse und Marillenspezialitäten

Auch der Gaumen wird in der Wachau in reichhaltiger Weise verwöhnt. Von Top-Restaurants über gemütliche Gasthäuser bis zu urigen Buschenschänken laden vielerorts kulinarische Gastgeber zu regionalen Genüssen ein. Eine Besonderheit ist die Marille (in Deutschland als Aprikose bekannt), denn im Frühjahr gleicht die Wachau einem Blütenmeer. Rund 100.000 Marillenbäume öffnen ihre Knospen und legen einen pastellfarbenen Teppich über das Land. Vor allem Marillenknödel und Marillenstrudel stehen ganz oben in der Gunst der Genießer. Doch mit ihrem feinen Aroma kommt die Wachauer Marille auch gerne in Konfitüren, Edelbränden, Likören und in vielen Desserts zum Einsatz.

Wer auf Genusstour geht, kann beispielsweise Station in Dürnstein machen. Dort gibt es in der Bäckerei Schmidl nicht nur einen verführerischen Marillenaufstrich, sondern auch ein köstliches Wachauer Laberl. Dieses goldbraune Brot aus Weizen- und Roggenmehl ist eine knusprige, luftige Spezialität, die nach einem Originalrezept aus dem Jahr 1905 gebacken wird, und gilt als kulinarische Spezialität am Donauufer.

 

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