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Der Neusiedler See an Österreichs Grenze zu Ungarn ist ein Naturphänomen, ein attraktives Urlaubsziel und UNESCO-Welterbe. Hier gedeiht der Zweigelt für charaktervolle Rotweine, dazu weiße Rebsorten für vielgerühmte Prädikatsweine. Beide Spezialitäten genießen Herkunftsschutz.

Der Neusiedler See ist eine Besonderheit. Keine Autostunde Richtung Südosten von Wien entfernt, ist er als einer der wenigen Steppenseen Europas ein beliebtes Urlaubsziel für Naturliebhaber, Segler und Fahrradreisende. Zum größten ablauflosen See Mitteleuropas gehört zudem das gleichnamige Weinbaugebiet, das von den Einflüssen des geschützten Gewässers geprägt ist. So gehören weite Strecken des Gebiets zu den Schutzzonen des Nationalparks Neusiedlersee-Seewinkel, der 2001 zum Welterbe der UNESCO erklärt wurde. Hier kommen vor allem Genießer auf ihre Kosten: Die Weingärten erstrecken sich von den Ausläufern des Leithagebirges im Norden über die Ebene des Seewinkels im Osten bis zur Moorlandschaft Waasen im Südosten. Mit gut 6.000 Hektar machen sie knapp die Hälfte der Rebfläche im Bundesland aus. Auch wenn die Region für ihre Vielfalt bekannt ist, bezog sich die erste Verordnung zum Herkunftsschutz der Weine von 2011 auf nur eine, aber sehr facettenreiche Rebsorte: den Blauen Zweigelt. Seitdem gilt für Zweigelt-Rotweine die Bezeichnung Districtus Austriae Controllatus, abgekürzt DAC.

 

Weingärten am Neusiedler See bei Andau

ÖWM / Robert Herbst

Vom Meer zum See

Die Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent wächst auf fast einem Drittel der gesamten Anbaufläche und dominiert damit das Gebiet an den Ufern des Neusiedler Sees. Die Landschaft ist geprägt von der natürlichen Formation des flachen Gewässers und den umliegenden Hügeln. Sie bilden das Terroir, das von sandig-lehmigen Böden mit kalkreichen sowie kalkarmen Schotter-Anteilen geprägt ist. Dazu sind hier auch salzhaltige Untergründe zu finden. Vor Millionen von Jahren wurde das Gebiet vom Pannonischen Meer bedeckt, das sich allmählich zurückzog und sehr unterschiedlich geprägte Sedimente hinterließ. Diese geologische Geschichte spiegelt sich bis heute in den vielfältigen Aromen und Geschmacksprofilen der Weine aus Rebsorten wie Blaufränkisch, Blauburgunder, St. Laurent sowie Welschriesling, Grüner Veltliner, Weißburgunder und Chardonnay. Sie gedeihen bestens im einzigartigen Klima, dessen wichtigster Einflussfaktor der Neusiedler See selbst ist.

 

Sehenswert sind auch die historischen Kellergassen

ÖWM / Klaus Egle

Intensives Spiel zwischen Wärme und Kühle

Die pannonische Klimazone, in deren Herz sich das Weinbaugebiet Neusiedlersee befindet, zeichnet sich durch heiße, trockene Sommer und milde, schneearme Winter aus. Sie ist die sonnenreichste Region Österreichs. Der See spielt dabei eine bedeutende Rolle, denn er nimmt die Hitze des Tages auf und gibt sie über die Nacht hinweg an die naheliegenden Weingärten ab. Dieses Spiel zwischen intensiver Wärme und moderater Kühle zaubert aromatische Frucht und feingliedrige Säure in das Traubengut. So entstehen kraftvolle Rotweine von internationaler Größe, wie man sie sonst kaum in Österreich finden kann.

Von der Einzigartigkeit dieses besonderen Klimas profitieren auch die restsüßen Prädikatsweine der Region. Dafür nutzen die Winzer die lange Reifezeit bis in den späten Herbst hinein, wenn die hohe Luftfeuchtigkeit und die schweren Nebel – ganz besonders in den Weingärten zwischen den zahlreichen kleinen Salzlacken im Seewinkel – die Bildung des Edelpilzes Botrytis cinerea begünstigen. Der macht die Beerenhäute porös, so dass das Wasser verdunstet und sich die Aromastoffe und der Zucker in den Beeren konzentrieren. Daher wurde 2020 die geschützte Herkunftsbezeichnung Neusiedlersee DAC neben dem Zweigelt auch für Süßweine der Prädikatsstufen Spätlese und Auslese aus weißen Trauben erlaubt; die Bezeichnung Neusiedlersee DAC Reserve gilt für Beeren- und Trockenbeerenauslesen.

 

Die Ried Ungerberg zählt zu den besten am Neusiedler See

ÖWM / WSNA

Zwei Weinstile mit Herkunftsschutz

Mal größer, mal kleiner, aber immer in Familienhand: Über 100 Winzer stehen für das Gebiet Neusiedlersee DAC, dessen Abgrenzung den Bezirk Neusiedl am See umfasst; ausgenommen sind die Gemeinden Jois und Winden. Die Trauben aller gebietstypischen Sorten der trockenen und süß ausgebauten Weine müssen zu hundert Prozent aus diesem Gebiet stammen. Deklariert wird nach folgenden Kriterien:

Neusiedlersee DAC: Die Bezeichnung teilt sich in “trocken” für die rote Rebsorte Zweigelt und “fruchtsüß” für alle weißen Qualitätsrebsorten. Die trockenen Weine mit einem Mindestalkoholgehalt von 12,0 % vol. und Restzuckergehalt von höchstens 4 g/l dürfen ab dem 1. Februar, die fruchtsüßen mit einem Restzuckergehalt von mindestens 45 g/l ab dem 1. Januar des auf die Ernte folgenden Jahres zur Prüfung eingereicht werden. Das Geschmacksprofil der trocken ausgebauten Weine muss dabei sortentypisch, fruchtig bis würzig sein; die Gewächse dürfen im Holzfass sowie im Stahltank ausgebaut werden.

Neusiedlersee DAC Reserve: Wird in “trocken” für die Rebsorte Zweigelt und “edelsüß” für alle weißen Qualitätsrebsorten unterteilt. Die trockenen Weine mit einem Mindestalkoholgehalt von 13,0 % vol. und einem Restzuckergehalt von höchstens 4 g/l dürfen ab dem 1. Februar des auf die Ernte folgenden Jahres zur Prüfung eingereicht werden, die edelsüßen mit einem Restzuckergehalt von mindestens 45 g/l ab dem 1. April des zweiten auf die Ernte folgenden Jahres. Das Geschmacksprofil der trocken ausgebauten Weine muss dabei sortentypisch, fruchtig, kräftig bis würzig sein. Sie dürfen im traditionellen großen Holzfass oder im Barrique ausgebaut werden.

Die Flaschenetiketten tragen die Herkunftsbezeichnung Neusiedlersee DAC. Die Angabe der engeren Herkunft „Seewinkel“ für die edelsüßen Weine mit der Bezeichnung Neusiedlersee DAC Reserve ist nur erlaubt, wenn die Weine aus den dafür zugelassenen Orten Apetlon, Illmitz oder Podersdorf stammen.

 

Prächtige Schlösser und einzigartige Tierwelt

Es sind aber nicht nur die renommierten Weine, die die Region zum beliebten Anziehungspunkt für Besucher machen. Angrenzend an Ungarn, nicht weit von Bratislava und Wien, bietet die Region die Nähe zu interessanten (Haupt-)Städten und zugleich die Ruhe und Schönheit einer außergewöhnlichen Landschaft. Der See lädt nicht nur zum Baden ein, auch Surfer, Kiter und Segler lieben den Wind auf dem nur maximal 1,80 Meter tiefen Gewässer, an dessen Ufern man entspannt durch die Weinberge radeln kann. Zur Einkehr laden ausgezeichnete Restaurants und zahlreiche Heurige ein. Auch kulturell hat die Gegend viel zu bieten, ist der See doch hauptsächlich im Besitz in der Adelsfamilie Esterházy, die zahlreiche Burgen und Schlösser in unmittelbarer Nähe unterhält. Sie laden ein zu eindrucksvollen Zeitreisen in die einstige österreichische Monarchie. Der Schilfgürtel, der den See in weiten Teilen umspannt, ist Lebensraum für die einzigartige Tierwelt der Region. Der Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel ist eingebettet in die letzten Ausläufer der Alpen und die Kleine Ungarische Tiefebene. Wer sich hier auf eine Kutschfahrt begibt, kann mit etwas Glück ungarische Steppenrinder und weiße Esel sehen.

 

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