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Die südlich von Wien gelegene Thermenregion ist eine der ältesten und renommiertesten Weinbauzonen Österreichs. Die reiche Geschichte und autochthone Rebsorten machen das Gebiet einzigartig.

Die Weinberge der Thermenregion erstrecken sich südlich von Wien entlang der Hänge des Wienerwaldes. Von der Stadtgrenze weg liegen die meisten Rebflächen an der Hügelkette der letzten Ausläufer der Voralpen bis südlich von Baden. In der „Steinfeld“ genannten Ebene des Wiener Beckens liegen die Weinberge von Tattendorf und Teesdorf.

Oft wird das Gebiet auch als „Burgund Österreichs“ bezeichnet. Der Rebsortenspiegel und die Topographie legen diesen Vergleich nahe, doch wollen die Winzer des Gebietes lieber eigenständig wahrgenommen werden. Immerhin besitzt das Gebiet mit den autochthonen Rebsorten Rotgipfler und Zierfandler zwei einzigartige Spezialitäten, die ebenfalls zum Profil der Region beitragen. Als klassische „Gumpoldskirchner Cuvée“ begründete sie den Ruhm dieses Ortes. Allerdings wird der Zierfandler nach der Farbe seiner reifen Beeren als „Spätroter“ bezeichnet und der Wein als „Spätrot-Rotgipfler“.

 

Von Römern und Bädern

Der Name Thermenregion bezieht sich auf die schwefelhaltigen Thermalquellen von Baden, Bad Vöslau und Bad Fischau, die bereits den Römern vor 2.000 Jahren bekannt waren. Römische Legionäre, die in den Lagern Carnuntum und Vindobona stationiert waren, brachten Rebstöcke und Wissen über den Weinbau mit.

Auch im Mittelalter wurde das Gebiet nicht zuletzt wegen seiner Weine geschätzt: Das Dorf Gumpoldskirchen war Privatbesitz des herrschenden Geschlechts der Babenberger. 1141 schenkte Markgraf Leopold IV. das Jagdschloss Thallern dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Die Mönche erkannten die Ähnlichkeiten des Gebietes mit der Umgebung ihres Mutterklosters Cîteaux im Burgund. Sie brachten Techniken sowie Rebsorten mit und prägen den Weinbau bis heute. 1180 erwarb das Stift Melk Weingärten in Gumpoldskirchen. Zur gleichen Zeit ist auch der Weinbau bei Wiener Neustadt dokumentiert.

Der Chronist Johannes Rasch bezeichnete im 16. Jahrhundert das „Wienergebirg“, zu dem auch die heutige Thermenregion gehört, als beste Weinbauzone in Österreich. Bis heute sind die Weine wegen ihrer Reife, Kraft und Eleganz gesucht. Schließlich profitiert der Weinbau von seiner Randlage zwischen alpinem und pannonischem Klimaeinfluss mit heißen Sommern, trockenen Herbsten und 1.800 Sonnenstunden pro Jahr. Von den Abhängen des Wienerwaldes strömt auch an heißesten Sommerabenden eine kühle Brise herab, und die ständige Luftbewegung lässt die Trauben nach Tau oder Regen schnell abtrocknen.

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Am Rande des Urmeeres

Der 683 Meter hohe Anninger beherrscht die Landschaft weithin. Er und seine flankierenden Hügel sind die letzten Ausläufer der Voralpen. Die über 14 Millionen Jahre alten Ablagerungen eines ehemaligen Meeres bestehen aus Kalk. Darüber liegen oft feinkörnige, lehmige Materialien sowie Kies und Sand mit hohem Kalkgehalt sowie Überreste von Muscheln, Schnecken und anderen Meeresbewohnern. Funde von Fossilien sind keine Seltenheit. Die besten Weißweine von kalkigen Böden vermitteln auch heute noch eine Idee von salziger Meeresbrise. Die bewaldeten Hanglagen gehen in die Ebene des Wiener Beckens über, die von pannonischem Klimaeinfluss und von in der Kaltzeit abgelagerten Flussschotter-Böden geprägt.

So ist das Gebiet in zwei Anbauzonen geteilt: Die Orte Perchtoldsdorf, Mödling, Gumpoldskirchen, Pfaffstätten, Baden, Guntramsdorf und Traiskirchen setzen eher auf Weißweinsorten wie Rotgipfler, Zierfandler, Weißburgunder, Chardonnay und Neuburger. Die Rotwein-Zentren sind Bad Vöslau, Sooß, Tattendorf und Teesdorf, wo vor allem auf Pinot Noir, St. Laurent und Zweigelt gesetzt wird, aber auch auf den Blauen Portugieser, der dort „Vöslauer“ heißt.

 

Thermenregion DAC: Der Kreis schließt sich

Mit der Einführung der Thermenregion DAC im Mai 2023 haben nun alle 18 Weinanbaugebiete Österreichs eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Eine Besonderheit ist, dass Weinbaugemeinden über die politischen Ortsgrenzen hinaus geschaffen wurden, was die Konkurrenzfähigkeit erhöhen soll. Die Ortsweine der Thermenregion tragen als Herkunftsbezeichnung Perchtoldsdorf, Gumpoldskirchen, Tattendorf, Wiener Neustadt und Bad Vöslau. Ab dem Jahrgang 2023 können zum Beispiel unter der Bezeichnung „Thermenregion DAC Gumpoldskirchen“ Weine aus den politischen Katastralgemeinden Pfaffstätten, Traiskirchen, Guntramsdorf und Mödling vermarktet werden. Die Thermenregion DAC orientiert sich an der dreistufigen Herkunftspyramide (in aufsteigender Reihenfolge:

Gumpoldskirchen mit seinem Schloss ist einer der Hauptorte der Region

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Gebietswein

Ortswein

Riedenwein

 

Schloss Thallern mit dem Berg Anninger im Hintergrund

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Hoch- und Heurigenkultur

Wellness ist in einer Gegend mit Thermalbädern eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Beim sommerlichen Literatursalon im klassizistischen Thermalbad Bad Vöslau finden Lesungen hochkarätiger Schauspieler statt – oft mit anschließendem Sprung ins Wasser. Baden, Mödling und Berndorf bieten mit ihren Stadttheatern Abwechslung und zeigen, dass sich hier bereits die k.u.k.-Gesellschaft gerne aufhielt. Auf den Spuren berühmter Komponisten kann man sich unter anderem in das Arnold Schönberg-Haus in Mödling oder auf einen der zahlreichen Beethoven-Wanderwege begeben. Oder man geht im Spätsommer 15 km - oder ein Teilstück - entlang der Genussmeile zwischen Mödling und Bad Vöslau, wo 80 Winzer die Wanderer verpflegen.

Als gemäßigte Outdoor-Aktivität bietet sich in Baden mit dem Festival La Gacilly das größte Fotografie-Festival Europas an. Wer sich lieber drinnen aufhält, kann im prächtigen Casino sein Glück versuchen. Und überall sind Wein und Heurigenkultur gegenwärtig. Bei einer organisierten Kulinarikreise kann man das Gebiet in größeren Kreisen kennen lernen. Pflichtbesuche sind dabei das Zisterzienserstift Heiligenkreuz, dessen Mönche vor einigen Jahren mit gregorianischen Chorälen die internationalen Hitparaden stürmten, und das dazugehörige Freigut Thallern samt Gebietsvinothek bei Gumpoldskirchen. Baden, spazieren gehen, Radfahren, sich inspirieren lassen und danach die Weine zur klassischen Wiener Küche, zu Wild, Wildgeflügel oder auch zu fernöstlichen Gerichten genießen: Das ist das Lebensgefühl der Thermenregion.

 

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