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Weniger Aussteller, weniger Besucher: Die ProWein verlief diesmal zwischen den noch immer spürbaren Covid-Folgen, der Abbildung aktueller Trends und dem Krisenmodus aufgrund massiver Verteuerungen und Rohstoffmangel.

Mit rund 5.500 Ausstellern aus 60 Ländern für die Produktgruppen Wein, Spirituosen und Craft-Drinks war die ProWein in Düsseldorf auch diesem Jahr die weltweit größte Messe für Branchenprofis. Allerdings bedeutet das einen Rückgang von fast 20 Prozent im Vergleich zu 6.900 Ausstellern im Jahr 2019. Obwohl aus Gründen des Gesundheitsschutzes drei Hallen mehr als sonst verwendet wurden, betrug die Ausstellungsfläche rund 4.000 qm weniger als 2019. Die Verantwortlichen vieler Betriebe machten sich erst gar nicht auf den Weg: So war der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) diesmal mit nur 78 Weingütern vertreten. 2020 hatten sich 129 VDP-Betriebe angemeldet, zur später verschobenen Messe zu kommen.

Leere Gänge, lange Gesichter

Laut Zahlen der Messe Düsseldorf waren nur etwa 38.000 Besucher gekommen, das sind über 35 Prozent weniger als 2019. Damals wurden 61.500 gezählt. Damit hatten viele Experten gerechnet, denn viele Besucher aus China, den USA sowie aus Russland fehlten diesmal wegen gesundheitlicher oder politischer Einschränkungen. Der deutliche Rückgang sorgte bei etlichen Ausstellern für lange Gesichter, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Während in der Deutschlandhalle noch einigermaßen reger Betrieb herrschte, sah man in anderen Hallen oft nur Winzer, die Weine ihrer Kollegen nebenan verkosteten. Das drückte die Stimmung unter den Ausstellern. 

Die Veranstalter verstehen die Messe aber auch als Bühne für aktuelle Trends: Sie setzten Schwerpunkte für vier großen Themen, die sich in den Jahren der Pandemie-bedingten Lockdowns herausgebildet haben: Alkoholfreie sowie -reduzierte Getränke, Nachhaltigkeit, Rosé sowie die stetig steigende Bedeutung des Weintourismus.

Inflation und Materialknappheit

Im ersten Quartal 2022 kauften deutsche Haushalte um 18 Prozent weniger Wein ein als im Vergleichszeitraum 2021, der allerdings wegen der Covid-19-Pandemie und den Einschränkungen in der Gastronomie außergewöhnliche Absatzzahlen hervorbrachte. Die Weinverkäufe bewegen sich damit auf dem Niveau des ersten Jahresviertels 2020. Die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstitutes (DWI), Monika Reule, befürchtet einen weiteren Rückgang aufgrund der stark steigenden Lebenshaltungskosten. „Solange sich die angespannte Wirtschaftslage nicht bessert, steht zu befürchten, dass diese Entwicklung weiter anhalten wird.“

Zusätzlich belasten extreme Preissteigerungen bei Flaschen, Kartons, Etiketten, Energie und Transport die Erzeuger und Abfüller. Diese Teuerungen müssen zumindest zum Großteil an die Verbraucher weitergegeben werden. Dabei dürfen sich jene glücklich schätzen, die überhaupt noch beliefert werden. Etliche Betriebe in ganz Europa können ihre Weine nicht abfüllen, da sie auch um mehr Geld das nötige Material nicht bekommen.

 

Null Alkohol wird wichtig

Das Angebot an alkoholfreien Weinen und Spirituosen wird derzeit immer größer. Vor allem jüngere Konsumenten greifen gerne zu diesen Alternativen. Laut einer Analyse der auf Branchendaten spezialisierten Marktforscher von IWSR wuchs dieser Markt von 2018 bis 2021 fast um ein Viertel, von 7,8 Milliarden Dollar auf 10 Milliarden Dollar. Dazu gab es verschiedene Präsentationen und Verkostungen. Die Trendshow „Same but different“ in der Halle 7.0 widmete sich dazu den Schlagworten „Mindful Drinking“ (bewusstes Trinken) sowie „Sober Curiosity“ (Nüchtern, aber neugierig). Die Anbieter von alkoholfreien Weinen und Spirituosen auf der ProWein kamen aus Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und den Niederlanden. Sie stellten neben Weinen und Sekten sogar auch Whisky, Gin und Aperitifs ohne Alkohol vor.

Wein wird nachhaltig

Das Schlagwort „nachhaltig“ wird in der Weinszene aktuell fast inflationär verwendet. Vor allem in der Weinwirtschaft spielen Veränderungen , die sich ernsthaft mit Aspekten der Nachhaltigkeit auseinandersetzen, eine immer größer werdende Rolle. Schließlich geht dabei es um den Erhalt eines Kulturguts für nachkommende Generationen. Der Klimawandel zwingt Weinerzeuger zur Anpassung der Weinberge, ihrer Bearbeitungsmethoden und letztlich sogar der Weinstile.

Dazu stellte der Verein Fair and Green das Buch „Ganzheitliche Nachhaltigkeit in der Weinwirtschaft – Zukunftsfähige Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette“ vor, das einen Überblick über den aktuellen Stand zur Umsetzung von Nachhaltigkeit im Weinbau sowie einen Ausblick bietet. Die Beiträge der Experten aus Praxis, Wissenschaft, Forschung und Beratung geben einen Einblick in die Themen und Aspekte der Nachhaltigkeit. Sie beleuchten die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte der Nachhaltigkeit.

Zudem ging es in mehreren Veranstaltungen um zukunftsfähige Lösungen für Produktion, Verpackung und Transport.

Rosé wird immer besser

Das Deutsche Weininstitut (DWI) widmete sich in auf seinem Stand dem globalen Trend zum Rosé. DWI-Geschäftsführerin Monika Reule sieht noch großes Potenzial für Deutsche Roséweine: „Deutschland ist der fünftgrößte Rosé-Erzeuger weltweit und steuert vier Prozent zum globalen Roséwein-Markt bei“.

Die 20 besten Rosés Deutschlands, die eine internationale Jury aus den wichtigsten Exportländern ausgewählt hat, wurden zur Verkostung angeboten. Auch Rosé-Sekte wurden an jedem Messetag ausführlich in einer kommentierten Verkostung vorgestellt.

Die Juroren des Wettbewerbs betonten, dass die deutschen Roséweine und -sekte in den letzten Jahren einen enormen Qualitätsschub erfahren hätten und die internationale Konkurrenz nicht scheuen müssten.

Mit dem Wohnmobil zum Wein

Der Trend zum regionalen Tourismus hat auch dem Weintourismus einen Schub gegeben. Dieser wurde zu einem wichtigen Absatz- und Image-Kanal für Winzer. Dazu sind Camping und Caravaning in den Pandemie-Jahren extrem populär geworden. Viele Weingüter bieten bereits Reisemobil-Stellplätze an. Die ProWein kooperiert daher seit einiger Zeit mit der Düsseldorfer Messe “Caravan Salon” und zeigte in einer Sonderschau die Neuigkeiten in diesem Bereich, der noch viele Synergien verspricht.

Auch dem Erfolg des Champagners mit Umsatz- und Absatzsteigerungen von über 30 Prozent alleine 2021 hat die ProWein aufgegriffen. 120 Champagner-Produzenten schenkten auf der ProWein aus, viele davon in der Champagne Lounge. Die biologisch wirtschaftenden Weingüter und Verbände aus Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Griechenland sowie die Demeter-Winzer zeigten in Halle 5 ihre aktuellen Weine.

© Fotos: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

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