wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Im Anbaugebiet Lessini Durello entstehen flaschenvergorene Schaumweine, die eigenständiger nicht sein könnten. Im Ausland sind die Weine trotz ihrer hervorragenden Qualität aber noch völlig unbekannt. Raffaella Usai hat mit Diletta Tonello, Winzerin und Präsidentin des Schutzkonsortiums, über das Potenzial ihrer Appellation gesprochen.

Die besten Lessini Durello DOC in unserer Verkostung finden Sie hier.

Diletta Tonello

Cantina Tonello

Unter dem Namen Lessini Durello kommen sowohl flaschen- als auch tankvergorene Schaumweine aus der autochthonen Rebsorte Durella in den Handel. Ist das nicht missverständlich?

Diletta Tonello: Die Bezeichnung Lessini Durello umfasst tatsächlich beide Kategorien. Heute kommunizieren die Winzer und das Konsortium vor allem die Metodo Classico, weil wir im Lauf der Zeit verstanden haben, dass die flaschenvergorene Version den Charakter der Durella-Traube am besten zum Ausdruck bringt. Die Metodo Classico sind das Aushängeschild, obwohl sie nur rund 35 Prozent der Gesamtproduktion ausmachen.

 

Und wo stehen die tankvergorenen Schaumweine?

Diletta Tonello: Die tankvergorenen Weine stehen für die Anfangszeit, als die Erzeuger in unserer Region noch wenig Erfahrung mit der Herstellung hatten. Damals gab es nicht die finanziellen Mittel, um komplett auf Metodo Classico zu setzen. Die Drucktanks machten eine schnelle Versektung möglich, der Wein konnte im Frühling nach der Ernte verkauft werden. Nur so haben die Betriebe vorsichtig investieren können.

 

Die Geschichte der Appellation Lessini Durello DOC, die nördlich von Verona und Vicenza liegt, ist sehr jung. Wann wurde der erste Schaumwein produziert?

Diletta Tonello: Das war vor rund 40 Jahren, nachdem einige Produzenten aus unserer Gegend eine Reise in die Champagne gemacht hatten. Als sie dort Grundweine verkosteten, fiel ihnen sofort die große Ähnlichkeit mit den Weinen aus der Durella-Traube auf. So entstand die Idee, einen flaschenvergorenen Schaumwein zu erzeugen. Der erste Metodo Classico aus Durella-Trauben war also eher ein Experiment.

Von Durella-Weinen hat früher niemand gesprochen

 

Was wurde vorher mit den Trauben gemacht?

Diletta Tonello: Vor dieser Zeit wurden sie zu Verschnittweinen verarbeitet. Es waren einfache, säurebetonte Stillweine, von denen früher nie jemand gesprochen hat. Sie existierten praktisch nicht im Handel. In den 1980er-Jahren war man nicht von der Qualität der Rebsorte Durella überzeugt. Erst im Lauf der Zeit haben die Winzer sie lieben gelernt.

 

Aber die Rebsorte Durella stand schon immer in den Weinbergen der Monti Lessini?

Diletta Tonello: Die Durella-Traube ist in den Hügeln zwischen Vicenza und Verona seit dem Mittelalter heimisch. Bereits während der Serenissima, der Republik Venedig, galt der Wein aus Durella als „vino medicina“, weil er einen hohen Anteil an Äpfelsäure hatte. Er wurde wegen seiner hohen Säure zwar nicht gerne getrunken, aber die Menschen waren von seinen gesundheitlichen Vorzügen überzeugt. Sie gaben den Wein sogar Seeleuten mit, damit sie die langen Fahrten gut überstanden.

 

Bislang kommen nur 35 Prozent der Lessini Durello als Metodo Classico in den Handel.

Raffaella Usai

Was damals dem Genuss im Wege stand, ist in Zeiten des Klimawandels ein großer Vorteil.

Diletta Tonello: Tatsächlich ist es für uns ein Pluspunkt, denn die Trauben reifen heute perfekt aus, um frische und langlebige Schaumweine zu erzeugen. Während früher viele Winzer ihre Weine mit Chardonnay oder anderen Sorten verschnitten haben, setzen die meisten seit einigen Jahren auf 100 Prozent Durella.

 

Die bekannten flaschenvergorenen Schaumweine Italiens werden aus den internationalen Sorten Chardonnay und Pinot Noir gemacht. Der Lessini Durello dagegen kann von sich behaupten, 100 Prozent italienisch zu sein.

Diletta Tonello: Das ist es, was unsere Weine einzigartig macht und auch manchmal den Vergleich mit anderen Schaumweinen erschwert. Viele sind beim ersten Verkosten skeptisch, weil sie den Lessini Durello nicht in eine Schublade stecken können. Er unterscheidet sich spürbar von allen anderen Metodo Classico.

 

Woran erkennt man einen Lessini Durello?

Diletta Tonello: Unsere Schaumweine spiegeln die Rebsorten-Typizität stark wider. Sie sind weniger von Hefe-Aromen wie Brioche- oder Brotkruste geprägt, sondern haben stets eine betont mineralische, salzige Ader. Tendenziell haben sie eine niedrige Dosage, fast keiner hat mehr als acht Gramm Restzucker, also liegen sie knapp über dem Extra Brut-Bereich. In den ersten zwei Jahren haben sie ein herbes, sehr knackiges Wesen, wirklich interessant werden sie nach einer längeren Reifezeit auf der Hefe.

 

Unsere Appellation fußt auf der bäuerlichen Landwirtschaft

Stammt diese Mineralität von den vulkanischen Böden?

Diletta Tonello: Auf jeden Fall haben die Böden einen großen Anteil daran. Man muss dazu sagen, dass unsere Böden zwar vulkanischen Ursprungs sind, aber nicht wie am Ätna aus relativ jungen Lava-Zungen bestehen. Auch die Rebsorte selbst trägt viel dazu bei, dass die Weine frisch und sehr langlebig sind.

 

Die Durello-Grundweine für die Metodo Classico erinnern an die der Champagne.

Raffaella Usai

Außerhalb Italiens kennt man Lessini Durello kaum. Auch in Deutschland ist er im Fachhandel selten zu finden. Warum sind die Weine so unbekannt?

Diletta Tonello: Unsere Appellation fußt auf der bäuerlichen Landwirtschaft. Es gibt bei uns keine riesigen Erzeuger, keine Industriellen, die investiert haben, sondern nur viele kleine und einige mittelgroße Betriebe. Das ist auch der Grund, warum wir wesentlich langsamer wachsen konnten als beispielsweise die Franciacorta, die ganz andere Voraussetzungen hatte.

 

In vielen Betrieben der Gegend fand in den vergangenen Jahren ein Generationswechsel statt. Merkt man das den Weinen an?

Diletta Tonello: Die Lessini Durello werden immer besser und charaktervoller. Denn die junge Generation, zu der auch ich mich zähle, kann auf die önologischen Erfahrungen der Gründer der Appellation aufbauen. Da wir nur wenige Erzeuger sind, halten wir zusammen und treffen uns regelmäßig, um unsere Weine blind zu verkosten. Dieser Austausch ist sehr wertvoll und treibt uns an, die Qualität weiter zu steigern.

 

Haben die Winzer in Zukunft vor, verstärkt auf den Export zu setzen?

Diletta Tonello: Wenn man als Region wenig Marketing-Budget hat und nur eine Million Flaschen produziert, dauert es einfach viel länger, die Marke bekannt zu machen. Uns geht es darum, der Weinwelt zu zeigen, dass in den Monti Lessini herausragende Schaumweine entstehen. Für das Storytelling haben wir noch keine Zeit gehabt. Seitdem autochthone Rebsorten mehr Aufmerksamkeit bekommen, ist es auch für uns leichter geworden, unsere Weine zu verkaufen. In Japan und in den USA haben wir bereits eine kleine Zahl von Abnehmern aufgebaut.

Die besten Lessini Durello-Schaumweine in unserer Verkostung finden Sie hier

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER