Die aktuelle Statistik des Deutschen Weininstituts spricht eine deutliche Sprache: Spätburgunder (Pinot Noir) ist die wichtigste Rotweinsorte in Deutschland. Mehr als 11.000 Hektar der deutschen Rebfläche sind damit bestockt, das sind etwas mehr als elf Prozent der Gesamtfläche. Im Weißwein-Land Deutschland, wo knapp 70 Prozent der Weinberge mit weißen Sorten bepflanzt sind, ist das keine ganz schlechte Quote.
Die Geschichte des Spätburgunders in Deutschland reicht über hundert Jahre zurück. Doch mit der Rationalisierung im Weinbau zwischen den 1960er-Jahren und 1990 mutierte die rote Sorte aber zum Stiefkind der deutschen Winzer. Ertragreiche Klone, Maische-Erhitzung und Ausbau im Edelstahl oder GFK erzeugten dünne, hellfarbene und ausdruckslose Tropfen, die schnell das Ansehen des deutschen Pinots verspielten. Erst die Initiative ehrgeiziger Winzer, die sich von den Methoden im Burgund inspirieren ließen, brachte den deutschen Pinot Noir wieder zurück an die Spitze. Heute genießt er vor allem im anglo-amerikanischen Raum ein hohes Ansehen. Und weil deutsche Spitzen-Pinots der Konkurrenz aus dem Burgund oft in nichts nachstehen, aber deutlich bezahlbarer sind, war ihre Popularität auf der internationalen Wein-Bühne selten größer.