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Wie organisiert man eine Weinprobe?
Eine Weinprobe im privaten Rahmen ist eine exzellente Möglichkeit, Weingenuss, Weinerfahrung und Geselligkeit miteinander zu verbinden. Auch ohne dass die Verkostung der analytischen Beurteilung von Weinen dient, kann man in interessierter Runde seinen Weinhorizont erweitern.
Folgende Utensilien gilt es vorzubereiten:
- weiße Tischdecke (wegen der Beurteilung der Farbe)
- Weingläser mit Stiel, eher groß – zwei Gläser pro Person sind sinnvoll, weil man oft zwei Weine direkt miteinander vergleichen möchte
- Korkenzieher, am besten ein Kellnermesser
- Spuckgefäß – je nach Anzahl der Gäste auch mehrere
- Gefäß, um Reste auszuleeren
- Wasser zum Trinken und zum Ausspülen der Gläser
- Brot, Salzgebäck oder neutrale Kekse für zwischendurch – das “Neutralisieren” zwischen den Weinen ist bei korrekter Verkostungsreihenfolge zwar nicht notwendig, doch die meisten Menschen tun sich schwer, mehrere Weine zu probieren, ohne dabei etwas zu essen
- Papier und Stifte, um Notizen zu machen
Anzahl der Weine und der Gäste
Die Anzahl der zu verkostenden Weine hängt von der Weinerfahrung der Gäste ab und auch davon, wie ernsthaft die Probe angelegt ist. In einer gemütlichen Runde von wenig geübten Neugierigen reichen sechs unterschiedliche Weine völlig aus, sonst sind die Gäste sensorisch überfordert. Bei erfahrenen Weintrinkern liegt der Richtwert bei 10 bis 15 Weinen – eine höhere Anzahl hat nur Sinn, wenn versierte Verkoster zusammenkommen.
Zu bedenken ist auch das Resteproblem: Wenn etwa eine sehr kleine Runde (vier Personen) insgesamt zehn verschiedene Weine probiert, hat man am Ende zehn fast volle Flaschen. Optimal für eine Weinprobe ist eine Gästezahl von acht bis zehn Personen – bei dieser Personenzahl reicht eine Flasche pro Wein aus und wird in vernünftiger Menge geleert.
Auswahl der Weine
Bei der Auswahl der Weine sind de Fantasie keine Grenzen gesetzt. Man kann die Probe unter ein Thema stellen, z.B. bestimmte Rebsorten, Anbaugebiete oder Länder. Auch Vergleiche sind stets interessant: Edelstahl- gegen Holzausbau, Neue Welt gegen Alte Welt, Riesling, Chardonnay oder Spätburgunder aus Deutschland gegen andere Länder etc.
Die Weine kann der Gastgeber bereitstellen, er kann aber auch den Gästen auftragen, jeweils einen Wein für die Probe mitzubringen – entweder gemäß dem vorher festgelegten Thema, oder man veranstaltet eine Überraschungsprobe, bei der jeder Gast einen Wein nach eigenem Belieben mitbringt. In diesem Fall ist es sinnvoll, eine Preisobergrenze zu vereinbaren.
Weitere Ideen und Tipps für die Gestaltung von Weinproben gibt es auch in einschlägigen Büchern.
Vorbereiten der Weine
Junge, kräftige Weine benötigen vor der Verkostung ausreichend Luft, damit der Sauerstoff die Aromen aufschließen kann. Allerdings ist es eine Herausforderung, mehrere Weine zu karaffieren – wer hat schon fünf oder gar zehn Dekantierkaraffen im Haus?
Eine einfache Lösung ist es, die Weine in die Karaffe zu füllen und anschließend wieder in die Flasche zurückzugießen (wofür zwingend ein Trichter erforderlich ist). Vor dem Zurückfüllen empfiehlt es sich bei Weinen mit Depot, die Flasche vorher mit klarem Wasser auszuspülen. So kann man auch mit nur einer Karaffe im Haus mehrere Weine belüftet servieren – wobei die Karaffe zwischen den Weinen selbstverständlich auch gründlich mit Wasser auszuspülen ist.
Reihenfolge der Weine
Für eine gelungene Verkostung ist die korrekte Reihenfolge der Weine wichtig. Dazu gibt es mehrere Regeln, die anhand der ausgewählten Weine sinnvoll zu kombinieren sind:
- Weißwein vor Roséwein vor Rotwein
- ähnliche Weine (z.B. der gleichen Rebsorte) direkt nacheinander
- Edelstahlausbau vor Holzausbau
- aufsteigend nach Restzucker, also trockene Weine vor süßen Weinen
- aufsteigend nach Alkoholgehalt
- aufsteigend nach Qualitätsstufen (Herkunftsbezeichnungen, Prädikate)
- konventionelle Weine vor Naturweinen
Umgang mit Gläsern
Zwischen den einzelnen Weinen kann man die Gläser mit Wasser ausspülen. Bei korrekter Verkostungsfolge ist das jedoch nicht notwendig. Einmal mit Wein benetzt, ist das Glas “aviniert” oder “weingrün”, d.h. es hat ein gewisses Wein-Grundaroma (denn Wein ist ja auch jenseits aller aromatischen Details eindeutig als Wein identifizierbar und unterscheidet sich sensorisch von Fruchtsaft oder Bier). Das lässt viele spezifische, feine Aromen der einzelnen Weine, die danach probiert werden, besser hervortreten. Zwischen sehr unterschiedlichen Weinen oder nach einem fehlerhaften Wein und auch vor dem ersten Wein sollte man das Glas in jedem Fall mit Wasser ausspülen.
Eine bewährte Methode, das Glas vor jedem neuen Wein – und speziell vor dem ersten – zu avinieren, ist es auch, es einfach mit einem Schluck davon auszuspülen: einschenken und das Glas schwenken, so dass möglichst die gesamte Innenwand mit Wein benetzt wird. Dabei kann man diesen ersten Schluck auch in der Runde von einem Glas ins nächste Glas weitergeben, denn ausgeschüttet wird er am Ende ohnehin.
Blindprobe oder offene Verkostung
In geselliger Runde erfolgt die Weinprobe in der Regel offen, d.h. allen Gästen ist genau bekannt, welcher Wein jeweils ins Glas kommt. Das hat den Vorteil, dass man die sensorischen Eindrücke direkt mit der Rebsorte, der Herkunft und dem Weingut in Beziehung setzen kann.
Eine professionelle Verkostung ist dagegen meistens eine Blindprobe, d.h. das Flaschenetikett ist verdeckt, und die Gäste wissen entweder überhaupt nichts über den Wein oder allenfalls die Rebsorte(n) oder die Herkunft. Um die Flaschen abzudecken, gibt es Hüllen aus Stoff oder Wellpappe, die über die Flaschen gestülpt werden. Alternativ eignet sich auch Alufolie, in die man die Flaschen einwickelt. Darüber hinaus sollten die Kapsel und der Korken entfernt werden, bevor die Flasche an den Verkostungstisch kommt, denn auch sie können Hinweise auf den Erzeuger geben. Wer es ganz genau nimmt, muss sogar die Weine in neutrale Flaschen umfüllen, weil auch die Flaschenform oder -farbe schon etwas über den Inhalt verraten können.
Bei einer Blindverkostung müssen dann alle Flaschen nummeriert werden, damit man sie eindeutig identifizieren kann.