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Die DO Rueda hat mit ihren Weißweinen aus der Rebsorte Verdejo in Spanien die Restaurants und Theken der Tapas-Bars erobert. Innerhalb von 50 Jahren hat sich ihr Stil mit frischen, mittelgewichtigen und fruchtigen Weinen mit animierender Säure entwickelt. Wir stellen die interessantesten Weine vor.

©  DO Rueda

Die Region Rueda liegt am Südufer des Duero auf einer Hochebene zwischen 700 und 930 Metern über dem Meer. Die Landschaft ist überwiegend flach, aber hoch gelegen, mit sanften Reliefs und Hügeln, auf denen Atlantikwinde wehen. Der Boden besteht aus kalkhaltigen und steinigen Schwemmlandterrassen, deren Textur sich zwischen sandig und lehmig bewegt. Das Terrroir ist luft- sowie wasserdurchlässig und für die Winzer leicht zu bearbeiten. Das verhindert Pilzkrankheiten und veranlasst die Reben , Wasser in der Tiefe zu suchen. Im Südosten der Region, in der Provinz Segovia, wurzeln die Reben in sandigen Böden. Im größten Teil des Gebiets in der Provinz Valladolid sind die Böden von Kieselsteinen geprägt: Der charakteristische „suelo cascajoso“ (Kieselboden) ist typisch für das Terroir der DO Rueda.

Das Klima ist kontinental: Die Winter in der Region sind kalt und sehr lang. Der Frühling ist eher kurz, birgt aber stets die Gefahr von Spätfrösten, die den Reben aufgrund des späten Austriebs allerdings selten etwas anhaben können. Im Gegensatz dazu sind die Sommer heiß, trocken und werden oft von Gewittern begleitet. Die Niederschläge fallen knapp aus: Die Regenmenge liegen nur zwischen 400 und 500 Litern pro Jahr.

Eine der wichtigsten klimatischen Eigenschaften der Region ist der durch die hochgelegenen Weingärten bedingte große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Dieser sorgt dafür, dass in den Trauben trotz der heißen, trockenen Sommer mit durchschnittlich 2.600 Sonnenstunden im Jahr die Zuckergrade nicht durch die Decke gehen - und zugelich die Säure erhalten bleibt. Die späte Reifeentwicklung begünstigt zudem die Lese bei gemäßigten Temperaturen, wobei diese häufig sogar nachts stattfindet. So entstehen auch bei hoher aromatischer Reife trinkfreudige Weine mit Frische und Nerv.

Die ununterbroche Weintradition in der Rueda reicht zurück bis ins 11. Jahrhundertt, als nach der Reconquista die ersten Weinberge angelegt wurden. Im 15. Jahrhundert, zur Zeit von Isabella I. von Kastilien, waren die Weine so begehrt und kostbar, dass sie durch königliche Verordnung geschützt wurden. Laut Hugh Johnson sorgte dies wahrscheinlich für die erste Festlegung einer geschützten Weinregion. Denn noch im 17. Jahrhundert beanspruchte die spanische Königsfamilie die Hälfte der Produktion für sich selbst.

© DO Rueda 

Vor dem Auftreten der Reblaus erstreckten sich die Weinberge über etwa 90.000 Hektar und umfassten sowohl rote als auch weiße Sorten. Eine Besonderheit des damaligen Weinbaus waren die „kriechenden“ Weinberge. Sie bildeten eine typisch kastilische Landschaft mit kleinen grünen Hügeln, die sich ineinander fügten. Besonders erfolgreich waren Ende des 19. Jahrhunderts die oxidativen Weine mit langer Reife. Sie sind vergleichbar mit denen aus Jerez und Málaga und seit jeher bekannt als „vino dorado“ (goldener Wein). Tatsächlich gab es damals einen sehr aktiven Weinhandel zwischen beiden Regionen.

Nach dem Auftreten der Reblaus, die fast alle Weinberge vernichtete, erleicherte der intensive Handel den Winzern, sie mit der der Jerez-typischen Rebsorte Palomino neu zu bepflanzen. Sie spielt bis heute eine Rolle im Gebiet, wurde aber vor allem vom Verdejo verdrängt, der heute rund die Hälfte der Rebfläche einnimmt. Die Tradition oxidativer Weine blieb in der Region hingegenam Leben. Allmählich begann sich jedoch der Geschmack der Konsumenten zu verändern: Frischere, fruchtigere Weine, wie man sie aus Frankreich kannte, waren zunehmend gefragt. Um diesen Stil zu fördern, wurde die Rebsorte Viura aus der Rioja importiert, um, die Weine in Eichenfässern nach diesem Stil auszubauen.

Schließlich weckte der Erfolg der Weinen dieses neuen Stils aus der Rueda das Interesse von Francisco Hurtado de Amézaga de Riscal. Er war Eigentümer des großen Rioja-Weinguts Marqués de Riscal. Hurtado, Önologe und technischer Direktor der Rioja-Kellerei, suchte bereits seit Jahren nach einem Ort, um hochwertige Weißweine in großem Maßstab zu produzieren. Anfangs bestand seine Cuvée aus Viura und traditionellem Verdejo. Die Weine wurden für kurze Zeit in gebrauchten Eichenfässern gereift. Diese neue Ausrichtung gipfelte im Jahr 1980 in der Gründung der DO Rueda, die auch von der Bodega Marqués de Riscal vorangetrieben wurde.

Zu Beginn umfasste die DO Rueda etwa 10.000 Hektar, doch aufgrund des großen Erfolgs hat sich die Fläche seither verdoppelt. Der Verdejo spielte dabei eine immer wichtigere Rolle und verdrängte die Viura größtenteils wieder. Im Lauf der Jahre wurde auch der Stil verfeinert: Nun setzen die Weinmacher auf hellere, leichtere und noch frischere Weine mit markanter Säure. Unter de, Einfluss des legendären Bordelaiser Önologen Émile Peynaud wurde aber die Reifung in Eichenfässern weitgehend aufgegeben. Die Vinifikation in damals neuen, modernen Stahltanks mit kontrollierten Temperaturen setzte sich durch.

©  DO Rueda

Bei einem Besuch in der Region fällt auf, wie groß die Weinberge sind. Reihen von Stahltanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 100.000 Litern sind fast die Regel. Das liegt daran, dass es rund 1.580 Weinbauern gibt, aber nur 79 Weingüter; selbst Familienbetriebe verarbeiten manchmal zugekaufte Trauben aus mehreren hundert Hektar. Im Glas zeigt sich jedoch, dass große Produktionsmengen und hohe Qualität kein Widerspruch sein müssen.

Heute machen die Weißweine 98 Prozent der Produktion der DO Rueda aus, mehr als 80 Prozent der Rebfläche sind mit Verdejo bestockt. An zweiter Stelle folgt Sauvignon Blanc mit zehn Prozent. An dritter Stelle steht Viura mit fünf Prozent, gefolgt von kleinen Anteilen Palomino, Viognier und Chardonnay.

Aus Verdejo entstehen typischerweise grünlich-gelbe bis strohgelbe Weine mit einem großen aromatischen Potenzial von fruchtigen Noten, die von weißen Früchten (Birne und Apfel) bis zu Steinfrüchten wie Nektarine sowie Melone reichen. Sie werden oft von Anis- und Fenchelnuancen begleitet sowie von einem angenehmen Hauch aromatischer Bitternoten, die charakteristisch für die Sorte sind. Der Sauvignon Blanc steuert grüne, pflanzliche und exotisch-fruchtige Noten bei. Die Anteile beider Sorten können in den Weinen stark variieren, aber auch sortenreine Weine aus Verdejo sind sehr verbreitet.

Mit diesem Stil hat sich die DO Rueda hat eine eigene Kategorie geschaffen, den Gran Vino de Rueda, der auf die gehobene Gastronomie ausgerichtet ist. Die Weine mit dem charakteristisch-schwarzen Rückenetikett stammen aus über 30 Jahre alten Weinbergen mit Erträgen von weniger als 6.500 kg/ha und einem Verhältnis von Kilogramm zu Liter von höchstens 65 Prozent. Mit diesen Weinen bietet die DO Rueda dem Verbraucher einen Mehrwert und demonstriert die große Vielseitigkeit und Lagerfähigkeit der autochthonen Rebsorte Verdejo. Die Jahrgänge 2020 und 2021 sind bereits im Handel.

Zudem wurden in den vergangenen Jahren uralte Weinberge und Parzellen neu bewirtschaftet. In einigen Bereichen mit sandigerem Boden gibt es sogar noch wurzelechte Reben aus der Zeit vor der Reblaus. Diese Parzellen werden separat vinifiziert und mit besonderer Sorgfalt behandelt. Das alles erzeugt den Charakter der Weine von Rueda, der sich mit Frucht, einer mineralischen Basis sowie einer besondere Tiefe und Langlebigkeit ausdrückt. Diese deutlich anspruchsvollen Rueda-Varianten sind noch nicht lange erhältlich, erweitern aber die Erfolgsgeschichte der Region um eine neue Dimension.

Im Fokus: DO Rueda

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