Was macht der Klimawandel mit dem Wein? Die Journalistin Friederike Hofmann sucht in der ARD-Reihe “Weltspiegel” nach Antworten im südfranzösischen Anbaugebiet Languedoc. Dabei stößt sie auf dramatische Zustände. Doch nicht alle Winzer ergeben sich dem Schicksal.
Es wird immer weniger Wein getrunken. Was ein Problem ist. Doch das größere Problem: Es gibt im Süden Frankreichs immer mehr Hitze und Trockenheit. Das stellt die Winzer vor Ort vor gewaltige Probleme. Ist der Wein in Gefahr?
In den knapp 45 Minuten der aktuellen Ausgabe der Doku-Reihe “Weltspiegel” entsteht schnell dieser Eindruck. Wo einst im Winter wichtige Flüsse einen Wasserstand von zweieinhalb Metern hatten, herrscht heute Trockenheit. Die Saison fange viel zu trocken an, berichtet ein Winzer, die Grundwasserreserven seien besorgniserregend niedrig. Die Folgen des Klimawandels treffen vor allem die Region um Narbonne. Dort ist die Dürre so extrem wie noch nie zuvor.
Frankreich ist das Land des Weins, der Lebenslust, des entspannten Lebens zwischen Genuss und Kultur. Lässt sich dies allerdings unter diesen Bedingungen aufrechterhalten? Ein Winzer bricht zum Beispiel mit der dortigen Tradition und hat viel Geld in eine Bewässerungsanlage investiert - und hat damit Erfolg. Das jedoch wirft neue Fragen auf: Ist in Zukunft überhaupt noch genug Wasser für solche Projekte vorhanden? Denn die Fläche der bewässerten Rebflächen hat sich seit 2010 vervierfacht - auf inzwischen 40.000 ha.
Ein Winzer im Anbaugebiet Corbières setzt dagegen auf biodynamischen Weinbau. Seine Begründung, so zu arbeiten, klingt zunächst ein wenig esoterisch: “Das sind Dinge, für die es nicht unbedingt eine Erklärung braucht”, sagt er etwa. Doch wenige Wochen später hören sich seine Antworten in Anbetracht der Umstände weit sachlicher an. Doch auch die Biodynamie kann ihm nicht helfen, wenn das Wasser fehlt. “Da werden wir uns anpassen müssen”, erklärt er.
Bei einem Familienweingut sorgen die Folgen des Klimawandels für existenzielle Sorgen. Der Winzer führt das Weingut schon in fünfter Generation, doch seinen Auszubildenden kann er bald nicht mehr bezahlen. Bereits 10 Prozent seiner Weinberge musste wegen des Wassermangels aufgeben. “Wenn die Dürre weiter anhält, müssen wir dicht machen”, befürchtet er. “Wenn wir keinen Wein anbauen können, müssen wir Kakteen pflanzen.” Es ist kein Scherz - unter diesen Bedingungen wächst dort nichts anderes mehr.
Wie geht es weiter? Hier finden Hofmann und ihr Team viele Antworten bei Winzern, Wissenschaftlern, Anbau-Experten und in Europas größtem Weinlabor. Jeder der befragten Winzer arbeitet mit eigenen Ideen und Möglichkeiten. Manche mit Erfolg, alle aber mit ungewissen Aussichten. Es ist eine lohnenswerte Dreiviertelstunde, die zeigt: “Es wird weiter Wein in Südfrankreich geben. Nur anders als bisher.”