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Der kleinste Weinberg der Welt liegt in einem mittelalterlichen Dorf in der Schweiz: in Saillion. Seine Fläche umfasst nur 1,67 Quadratmeter, doch er ist im Katasteramt der Kommune als Rebfläche registriert. Das liegt vor allem an seinem heutigen Besitzer: Dem Dalai Lama.

Der Weinort Saillon findet sich in den meisten Travel-Guides der Schweiz als eines der besterhaltenen mittelalterlichen Dörfer. Es bietet eine Panorama-Kulisse hinab ins Rhônetal und zu schneebedeckten Gipfeln. Für Weinfans gibt es aber eine zweite Sehenswürdigkeit der Kategorie „must see“. Sie liegt irgendwo zwischen den Rebzeilen, die Saillon umgeben. Auf einem grasbewachsenen Hügel, umgeben von Bäumen, befindet sich am Hang ein in weiße Feldsteine eingefasstes Beet. Aus ihm strecken sich drei Rebstöcke ins Licht, keiner ist höher als einen Meter. Es ist der kleinste Weinberg der Welt.

Dass die Kommune dieses Stückchen Erde offiziell ins Kataster eingetragen hat, lag an einer Sondergenehmigung - und die erteilten die Verantwortlichen aufgrund seines Besitzers. Seit 1999 gehört der Weinbergs-Flecken dem Dalai Lama, dem spirituellen und weltlichen Oberhaupt Tibets. Seitdem zieht es jährlich tausende Besucher zu den drei Rebstöcken. Das liegt nicht nur am weltweit berühmten Heiligen des Buddhismus, dem auf Social Media knapp 40 Millionen Menschen folgen, sondern auch an der Geschichte des Weinbergs. Und die besteht aus einer Kette berühmter Namen: Besucht haben diesen Weinberg beispielsweise Gina Lollobrigida, Rennfahrer Michael Schumacher, Roger Moore, Fußballstar Zinédine Zidane, Caroline von Monaco und Peter Ustinov – um nur ein paar zu nennen.

Das Erbe des Falschmünzers

Die Idee, den Weinberg anzulegen, hatten 1980 ein paar Freunde in Paris um den weltbekannten französischen Chansonnier Gilbert Becaud und den Schauspieler Jean-Louis Barrault. Sie wollten damit den hundertsten Todestag des Falschmünzers Joseph-Samuel Farinet ehren, der in der Region bis heute einen Ruf wie Robin Hood genießt. Laut Legende soll er ab 1870 mit seinen Komplizen viele tausend täuschend echte 20-Rappen-Münzen geprägt und damit nicht nur bezahlt, sondern sie auch an Arme und Bedürftige verteilt haben. Der bald auf 22 Personen angewachsene Freundeskreis hatte es sich zum Ziel gesetzt, das Erbe Farinets fortzusetzen.

Ihr Ziel: Mit dem Weinberg möglichst viel Geld sammeln, um es an Bedürftige zu spenden. Und so lotsen sie seitdem jeweils zur Erntezeit Top-Prominente aus ihrem Bekanntenkreis nach Saillon. Symbolisch müssen sie einige Sekunden lang Weinbergsarbeit verrichten - und sich danach den Fotografen, Touristen und Autogrammjägern stellen. Der minimale Ertrag wird zusammen mit der Ernte umliegender Grund Cru-Weinberge zu jährlich 1.000 Flaschen Wein verarbeitet, die für wohltätige Zwecke verkauft werden.

1994 gingen die Rebstöcke in den Besitz des französischen Armenpriesters Abbé Pierre über. Der lehnte allerdings Alkohol in jeder Form ab und ließ Traubensaft keltern. Der fand kaum Abnehmer, die Spendenkasse der Farinet-Freunde blieb leer. 1999 übergab der Abbé seinen Besitz an den Dalai Lama. Zu dessen ersten Weinbergs-Besuch kamen über 10.000 Besucher. Seitdem heißt der aus den Trauben gekelterte Wein „Friedenswein“.

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