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Erst von den Römern, später vom venezianischen Adel und den Habsburgern geschätzt: Die Region Colli Euganei bei Venedig bietet interessante Weine, unberührte Landschaften, Wellness-Resorts und historische Villen. Ein perfektes Ziel für einen Kurztrip nach Italien!

Das kleine, hügelige Weinbaugebiet Colli Euganei in der norditalienischen Provinz Padua ist nur sehr wenigen ein Begriff. Selbst ich, die viel in Italien herumkommt, war bis vor Kurzem noch nicht dort. Ein großes Versäumnis, wie sich herausstellte. Denn das von bewaldeten Vulkankegeln geprägte Hinterland von Venedig hat mich begeistert, mit seinen Weinen, seiner intakten Natur und den hervorragenden Restaurants. Ach, und nicht zu vergessen: den heißen Thermalquellen!

 
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In den Thermalbädern der Colli Euganei kann man die Seele baumeln lassen.

Raffaella Usai

Schon den Römer gefiel es hier

Bei meiner Ankunft im schicken, aber etwas aus der Zeit gefallenen Hotel in Montegrotto Terme wird mir schlagartig bewusst, dass die Colli Euganei zwar weniger für ihre Weine bekannt, dafür aber umso berühmter für ihre therapeutischen Heilkräfte sind. Die besonderen Vorteile des Thermalwassers wussten schon die alten Römer zu schätzen, die ihre Anlagen „acquae patavinae ” (paduanische Gewässer) nannten. Deren antike Überreste sind noch heute zu besichtigen.

Mit 130 Thermalanlagen und rund 220 Thermalbädern sowie über 13.000 Hotelbetten ist die Region eines der wichtigsten Kur-Zentren Europas und zieht jährlich Tausende von Gesundheitstouristen aus dem In- und Ausland an. Wer sich also neben Wein für Fangobäder und Inhalationstherapie interessiert, wird sich in einem der unzähligen Spa-Hotels pudelwohl fühlen.

 
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Der Wein „Oltre il limite… e altro” von Giorgio Salvan ist ein gelungenes Beispiel für einen Blend aus Merlot und Cabernet Franc.

Raffaella Usai

Von Bordeaux-Blends bis Goldmuskateller

Ich bin jedoch nicht wegen des Wassers hier, sondern gespannt auf die ersten zu verkostenden Weine. Das Herzstück der Appellation bilden die Rotwein-Cuvées aus internationalen Rebsorten, die als Colli Euganei DOC Rosso in den Handel kommen. Für viele Winzer sind sie das Aushängeschild – und haben dabei ein bemerkenswert gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bis auf die Weine des wohl bekanntesten Weinguts Vignalta sind die meisten Flaschen für weniger als 20 Euro zu haben.

Die klassischen Bordeaux-Rebsorten werden hier aber nicht erst seit einigen Jahrzehnten angebaut, wie etwa in Bolgheri. Bereits 1870 begannen die Grafen Corinaldi auf ihren Ländereien in Monselice Merlot und Cabernet Sauvignon anzupflanzen und gehörten damit zu den Ersten in Italien. Auf diese traditionsreiche Geschichte sind die Erzeuger besonders stolz. Heute wachsen auf den rund 2.500 Hektar des Anbaugebiets vor allem Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carmenère und Raboso, die beiden letzteren sind in den roten Blends in kleineren Anteilen verschnitten.

Neben den Rotweinen gibt es auch den Fior d'Arancio Colli Euganei DOCG aus Moscato Giallo (Goldmuskateller). Er darf in drei verschiedenen Versionen erzeugt werden: als süßer Schaumwein, als konzentrierter Passito und als trockener Wein.

Weingüter wie Monteversa und Maeli bringen extrem gute und eigenständige Pet-Nats aus Moscato Giallo auf die Flasche. Sie sind frisch und aromatisch, haben sehr guten Grip und eine tolle Säure. Für mich sind diese „rifermentato in bottiglia“ die ausdrucksstärkste Spielart dieser Rebsorte. Diese Weine werden als Veneto IGT abgefüllt.

 
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Aus Moscato Giallo wird der Fior d'Arancio Colli Euganei DOCG in drei Versionen erzeugt.

Consorzio Vini Colli Euganei

Serprino, kein Prosecco

Eine weitere Spezialität der Colli Euganei ist der tankvergorene Serprino DOC. Er wird aus der Rebsorte Glera erzeugt, die auch für Prosecco verwendet wird. Ähnlich wie das berühmtere Pendant trinkt man den leichten, spritzigen Serprino als Aperitif, sein Absatz ist jedoch stark lokal begrenzt. Einige Winzer wollen deswegen den Serprino als Unterzone der DOC Prosecco anerkennen lassen, was derzeit in der Appellation kontrovers diskutiert wird.

Besonders überzeugt hat mich der Serprino des Weinguts Ca‘ della Vigna, ein junger Betrieb, der vom Architekten-Ehepaar Wim Brouwer und Catia Bolzonella geleitet wird.

 
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Geologe Francesco Loreggian erklärt im Museum „Muvi“ die Entstehungsgeschichte der Colli Euganei.

Raffaella Usai

Auf den Spuren der Vulkaneruptionen

Entstanden sind die Colli Euganei vor 35 bis 43 Millionen Jahren. Damals brachten eine Reihe vulkanischer Eruptionen die etwa hundert Hügel mit dem unverwechselbaren, kegelförmigen Profil hervor. Sie sind bis zu 600 Meter hoch und weit über die Poebene hinweg sichtbar. Die Böden bestehen hier aus harten Vulkangesteinen wie Basalt, Ryolith, Trachyt und Latit. In unzähligen Steinbrüchen wurden über viele Jahrhunderte Trachyt, aber auch Kalkstein abgebaut, die für den Bau prächtiger Plätze und Paläste im nahen Venedig dienten. Der Trachyt-Abbau wurde vor einigen Jahren eingestellt, ebenso der des polierfähigen Kalk-Marmors für Dekor-Zwecke.

Im Museum „Muvi“ kann man die Entstehung der Vulkankegel eindrucksvoll nachvollziehen. Für alle, die tiefer in die Geologie und Geschichte der Region eintauchen wollen, lohnt sich der Besuch besonders.

 
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Von den weitläufigen Terrassen des Castello del Catajo hat man einen herrlichen Blick auf die umliegende Hügellandschaft.

Raffaella Usai

Der „Palast“ der Colli Euganei

Bereits die Habsburger feierten rauschende Feste in den Colli Euganei, dies zeigt eindrücklich das Castello del Catajo in Battaglia Terme. Das 1570 erbaute Schloss gilt als eine der schönsten Villen des Veneto und diente erst der Adelsfamilie Este und später dem Kaiser von Österreich als Sommer-Residenz.

Ein Spaziergang durch die prunkvollen, mit Fresken bemalten Säle und den wunderschönen Park, mit seinen jahrhundertealten Bäumen und Statuen, ist ein Muss für jeden, der die Region besucht. Von hier sieht man auch den im 12. Jahrhundert angelegten Canale Battaglia, der Teil eines umfangreichen Kanalsystems ist, das noch heute Venedig mit Padua verbindet.

 
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Seit 1870 trägt der Ort Arquà Petrarca den Nachnamen des berühmten toskanischen Dichters Francesco Petrarca.

Raffaella Usai

Wanderparadies und Detox-Oase

Für Wanderer und Radfahrer ist der 20.000 Hektar große Naturpark „Parco Regionale dei Colli Euganei“ ein Paradies. „Unsere Artenvielfalt ist beeindruckend. Über 1.600 Pflanzenarten sind hier heimisch. Kastanienwälder und Olivenhaine treffen auf eine typische Alpenflora, es ist ein ganz spezieller Mix, den man nur selten in Italien findet“, erklärt mir Geologe Francesco Loreggian auf einer Wanderung durch die Weinberge.

Ebenfalls ungewöhnlich sind die unzähligen Jujuben-Bäume, die man vor allem im mittelalterlichen Dorf Arquà Petrarca an jeder Ecke sieht. Ihre süßlichen, intensiv roten Früchte sind auch als Chinesische Dattel oder Brustbeere bekannt und werden hier zu einem Likör namens „Brodo di Giuggiole“ verarbeitet. Stattet man Arquà Petrarca einen Besuch ab, kommt man um ein Gläschen „Brustbeerensuppe“ nicht herum!

 

Unsere Reisetipps für die Colli Euganei

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