Der Klimawandel verändert den Weinbau in Deutschland. Mit teils drastischen Folgen. Die Dokumentation “Revolution im Weinberg” (SWR) stellt drei Winzer vor, die ihre eigene Antwort auf die Frage nach der Wein-Zukunft gefunden haben. Ob es die richtige ist, hängt vor allem von einem Aspekt ab.
“Revolution im Weinberg” ansehen 45 min
Im Wein liegt die Wahrheit - auch was den Klimawandel angeht. An wenigen Lebensmitteln zeigen sich die bestehenden und sich ankündigenden Probleme so drastisch wie im Weinbau. Mit Konsequenzen für die fast gesamte Bevölkerung. Im vergangenen Jahr setzte die Branche in Deutschland laut Statista 3,19 Milliarden Euro um - und ist damit ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Vom kulturellen Aspekt gar nicht erst angefangen. Nur: Was tun?
Das einst milde Klima im Süden und in der Mitte Deutschlands veränderte in den vergangenen Jahren die Arbeit der Winzer. Einstige Toplagen bringen keine guten Ernten mehr ein. So zum Beispiel am Kaiserstuhl. Das kleine Gebirge im Südwesten Baden-Württembergs gilt als hervorragendes Anbaugebiet für Burgunder. Nur: “Für den klassischen Burgunder ist es hier zu warm geworden”, sagt der Bio-Winzer Matthias Höfflin (***) in der Dokumentation.
Stattdessen gelte es nun, südlicher zu denken. Etwa an Merlot. Oder sich Höhenlagen zu suchen. Dort, wo Wind geht, wo ein Wald Schatten bietet, wo nur die Morgensonne steht. Lagen, die früher kaum interessant waren. Doch Höfflin scheint der Zeit voraus. “Leidenschaftlich. Authentisch. Bio.”, lautet der Dreiklang auf der Website seines Weinguts. Dem letzten Aspekt ging Höfflin schon nach, als andere Kollegen ihn dafür noch belächelten.
In Rheinhessen hat Winzerin Eva Vollmer mit “Zukunftsweinen” eine “Rebvolution” ausgerufen. Mit ressourcenschonenden und pilzwiderstandsfähigen Rebsorten: den Piwis. Gemeinsam mit Winzerin Hanneke Schönhals trat Vollmer vor zwei Jahren eine neue Bewegung los. Der Erfolg dieser neuen Rebsorten hängt aber vor allem von einem Aspekt ab: Kommen sie bei den Weinfreunden gut an?
Besonders das junge Publikum sei offen dafür, heißt es in der Dokumentation. In mehreren Runden verkosten Weinfans und Sommeliers die Weine - und sprechen viel Lob aus. Überhaupt für alle Weine, die in dieser Dokumentation auftauchen.
Auch der Wein von Winzer Steffen J. Montigny kommt sehr gut an - und wird im hohen Norden angebaut. Der Name ist Programm: »So mookt wi dat« ist nicht nur Bekenntnis zur Herkunft, sondern auch die rebellische Antwort an alle Zweifler, sagt Montigny.
Und was ist mit den Zweifeln des Publikums? Der Weinbau ist nur ein Teil eines gigantischen Problems, das längst viel weiter fortgeschritten ist, als es viele Menschen wahrhaben wollen. Es lässt hoffen, dass die Winzer sich dem nicht fügen, dass sie Lösungen finden, unkonventionell denken und konstruktiv arbeiten. Matthias Höfflin gibt nur zu bedenken, dass das Zeit braucht. Schließlich muss all dies ja auch bei den Konsumenten ankommen. Allerdings wirft Höfflin ein: “Wenn Du Dich nicht auf den Weg machst, kannst Du nicht ans Ziel kommen.” In dieser Dokumentation lassen sich die ersten Schritte sehen. Und es sind keine kleinen Schritte.