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Die Rebsorte Blaufränkisch wird in vielen Regionen Europas angebaut. Doch kaum woanders hat sie so eine starke Bedeutung wie im Burgenland, dem östlichsten Bundesland Österreichs. In allen Anbaugebieten der Region ist die Stellung der Sorte unbestritten. Sonst gibt es deutliche Unterschiede.

Neusiedlersee und Leithagebirge

Der Norden des Bundeslandes Burgenland wird beherrscht vom Neusiedlersee. An dessen westlichem Ufer liegt mit dem Leithaberg ein Höhenzug, der die Region gegen kühle und feuchte Strömungen des alpinen-atlantischen Klimas abschirmt.

Das Golser Winzerpaar Gernot und Heike Heinrich steht stellvertretend für viele, die von den sanften Abhängen nördlich des Neusiedlersees in Richtung Leithaberg gewandert sind: „Ab 2006 haben wir dort Lagen gepachtet, heute befinden sich zwei Drittel unserer Weinberge an der Westseite des Sees. Wir sind sehr angetan von den Schiefer- und Kalkböden, weil sie einen anderen Weinstil möglich machen. Besonders der Blaufränkisch mag diese Böden.“

Heinrich, der rund 50 Prozent Blaufränkisch im biodynamischen Weingut produziert, sieht ihn als „spannendste Rotweinsorte, die wir haben”. Er betont, dass auch in den Lagen bei Gols hervorragende Blaufränkisch wachsen können, wie viele seiner Kollegen beweisen. Doch er liebt den Leithaberg auch wegen seiner kleinklimatischen Unterschiede. „Die Lagen sind nach Osten oder Südosten ausgerichtet, das heißt, sie bekommen keine Abendsonne. Das führt zu anderen Aromen. In der Endphase der Ausreifung tut das dem Blaufränkisch gut. Der Wald am Leithagebirge tut sein Übriges dazu, man spürt am Abend eine deutliche Abkühlung. Und die Diversität der Landschaft wird von der Topographie her oft mit dem Burgund verglichen.“

Altenberg ist fast eine Monopollage der Heinrichs. Der Edelgraben in Breitenbrunn ist vom Schiefer dominiert und wurde 2008 bepflanzt. „Auf diesem steinigen Boden habe ich nie ein zu schnelles Wachstum von Jungpflanzen. So zeigen sie früh schon Terroir-Charakter. Wir lesen zum Teil nur 1.500 Kilo von den 6.000 Rebstöcken pro Hektar. Da wiegt jede Beere nur wenige Gramm und hat eine dicke Schale. Wenn man da nicht schonend arbeitet, enthält der spätere Wein zu viele Gerbstoffe. Wichtig ist, den Weinen Zeit zu geben und sie nicht zu früh zu trinken. So kann man mehr Komplexität und Genuss herausholen.“

Mittelburgenland und Rosalia

Das Rosaliengebirge erhebt sich entlang der niederösterreichisch-burgenländischen Landesgrenze auf bis zu 750 Meter Seehöhe. Die Löss- und Braunerde-Böden in Kombination mit dem pannonischen Klima machen Blaufränkisch hier zur Hauptsorte.

Das Mittelburgenland ist auch als „Blaufränkischland“ bekannt. Es wird wie ein Amphitheater von drei Höhenzügen umfasst und ist nur nach Westen hin offen. Trotzdem dominiert der pannonische Klimaeinfluss auf den vorwiegend lehmigen Böden. Diese speichern gut die Feuchtigkeit und schützen die Reben in heißen Sommern. Beste Bedingungen für die Rebsorte, die hier mit fast 55 Prozent vorherrscht.

Von Deutschkreutz und Neckenmarkt, zwei der wichtigen Orte im Gebiet, sind es nur wenige Kilometer Luftlinie zum Südufer des Neusiedlersees. Ein besonders schöner Blick darauf bietet sich vom Neckenmarkter Hochberg, über den die Grenze zu Ungarn verläuft. Den genießen oft auch Rehe, wie Georg Wieder vom Weingut Juliana Wieder erzählt: „Im Frühjahr fressen sie die jungen Triebe ab, im Herbst die reifen Trauben. Auch Hirsche, Wildschweine und Vögel sind da gerne unterwegs, daher müssen wir unsere Weinberge einnetzen.“

Auch Spätfröste und vermehrt Hagelunwetter stellen eine Bedrohung für den Weinbau dar. Trockene Phasen sind vor allem für die Weinberge am Neckenmarkter Hochberg ein Problem, da dort die Glimmerschiefer-, Orthogneis- und Muschelkalkböden kaum Wasser speichern können. Andererseits erlaubt diese Vielfalt an Böden ein breites Spektrum an Blaufränkisch-Weinen: feingliedrig, finessenreich, elegant, mineralisch oder auch kräftig-würzig und salzig. Für Georg Wieder ist ein idealer Blaufränkisch aus Neckenmarkt „fruchtig-würzig, mit Mineralität und Struktur; reife Tannine, feine Säurestruktur und Gerbstoffe sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Wichtig ist, dass der Wein seine Präsenz entfaltet und das Holzfass nur im Hintergrund unterstützt“.

Eisenberg

Die Böden am namensgebenden Eisenberg im südlichen Burgenland sind tatsächlich von eisenhaltigem Lehm und Schiefer geprägt, was den Weinen eine einzigartige Würze verleiht. Der kleinstrukturierte Weinbau in Österreichs kleinstem Weinbaugebiet – mit 500 Hektar Rebfläche sogar weniger als Wien – und die Lage abseits der großen Verkehrswege und Zentren führte zur Vermarktung als „Weinidylle“. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, um Touristen neugierig zu machen: Nette Hotels und ausgezeichnete Restaurants ziehen immer mehr Interessierte an. Blaufränkisch spielt tatsächlich nur in den beiden benachbarten Orten Eisenberg an der Pinka und Deutsch-Schützen die Hauptrolle, sonst dominieren oft noch weiße Sorten.

Nicht zuletzt dank der Bemühungen von Hermann Krutzler in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde das früher als Südburgenland bekannte Gebiet immer mehr mit Blaufränkisch assoziiert. Sein Sohn Reinhold Krutzler zählt zu den Protagonisten am Eisenberg. Wie im Mittelburgenland sind für ihn Hagel, Spätfröste und Trockenheit auch am Eisenberg die größten Herausforderungen. Blaufränkisch ist seine Sorte der Wahl: „Unser Boden prägt ihn: Grün- und Blauschiefer, eisenhaltiger mittelschwerer Lehm. Damit kann die Sorte besonders gut umgehen und ergibt elegante, feine Weine mit einer gewissen Würze. Wenn man mit Holz arbeitet, darf dieses nie den Rebsorten-Charakter überdecken, wie das noch vor 20 Jahren der Fall war. Damals setzte man auf Alkohol, Farbe und einen mächtigen Körper. Es ist für uns heute viel wichtiger, die Rebsorte und die einzigartigen Böden hier am Eisenberg in den Vordergrund zu stellen.“

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Fotos: © OEWM WSNA, © Weingut G u.H Heinrich, © R Klaus Gaggl, © Weingut Juliana Wieder, © Egon-Mark, © Weingut Krutzler 

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