Vielmehr liegen die Hauptgründe im teils krankheitsbedingtem Personalmangel bei gleichzeitig gestiegenem Arbeitspensum. In Pandemiezeiten, in denen keine Messen und oft nicht einmal Proben vor Ort stattfinden können, gehören wir erst Recht zu den wenigen Möglichkeiten, die Weine dann zu präsentieren, wenn sie im Verkauf sind. Aber wir wollen die Preisträger deshalb natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen, und besser spät als nie präsentieren wir hier unsere Auswahl an Produzenten, die uns im letzten Jahr besonders positiv aufgefallen sind. Wir vergeben unsere Auszeichnungen zur Kollektion und Entdeckung des Jahres überall da, wo wir im letzten Jahr zumindest in einzelnen Appellationen die Weine einer Mehrheit an Spitzenproduzenten verkosten konnten, weshalb viele Länder nur mit einzelnen Regionen berücksichtigt sind und in anderen einige wenige fehlen.
Das Markgräflerland hält zurzeit so viele Entdeckungen für Weinfreunde bereit, man weiß gar nicht, wo anfangen. An Maximilian Greiner kommt man aber auf keinen Fall vorbei. Gutedel, weiße Burgundersorten oder Pinot Noir - Greiner beherrscht die ganze Bandbreite. Und das auch in Form von Sekt oder Rosé. Kaum einer sammelte letztes Jahr so viele Lieblingswein-Trophäen von uns wie er.
Ludwig Knoll hat seinen Stil mit der Umstellung auf Biodynamie radikal verändert. Gut waren die Weine hier eigentlich immer. Heute jedoch kommen aus Knolls Keller einige der komplexesten, charakterstärksten und eigenständigsten Weine ganz Frankens. Weine, wie man sie entlang des Mains noch nicht erlebt hat.
Das Weingut kennen wir schon eine Weile, doch der Qualitätssprung in der jüngsten Zeit ist auffällig. Dass die Lagen rund um Großwallstadt - rund 12 Kilometer nördlich von Klingenberg - mit ihren Buntsandsteinverwitterungsböden ideale Bedingungen für die roten Burgundersorten bieten, kann man sich denken. Doch es sind nicht nur die Roten, die aufhorchen lassen. Auch Riesling, Silvaner oder weiße Burgunder sind hier inzwischen bemerkenswert gut - und das schon an der preiswerten Basis.
Vor allem die trockenen Rieslinge sind bei Löwensteins so anders als alle anderen, dass man am besten alle Vorstellungen und Erwartungen hinter sich lässt, bevor man sich mit diesen Weinen beschäftigt. Belohnt wird man dafür mit einigen der spannendsten, komplexesten, tiefgründigsten Rieslinge des Jahrgangs - nicht nur an der Mosel. Und die TBA ist ohnehin nicht von dieser Welt.
Es fällt schwer, noch etwas Neues über Emrich-Schönleber zu sagen. Das Weingut ist schon seit so vielen Jahren Weltklasse, da fällt eine Steigerung schwer. Dennoch: die süßen Rieslinge sind womöglich brillanter denn je; mit dem kühlen, extrem feinen und doch zupackenden, abgrundtiefen, einen bis ins Mark berührenden Auf der Ley ist hier 2019 vielleicht der größte aller trockenen Rieslinge in der Geschichte des Weinguts entstanden. Und schon die Ortsweine sind absolut großartig.
Steffen und Andreas Rings haben ihr 2001 gegründetes Weingut nach und nach zu einem absoluten Spitzenbetrieb entwickelt. Heute zählen die trockenen Rieslinge aus den kalkreichen Lagen von Ungstein und Kallstadt zu den besten Weinen im Land; der Saumagen ist regelmäßig überragend. Und die Spätburgunder ziehen nach.
Vor allem Rotweinliebhaber sollten sich den Rebenhof merken. Die Spätburgunder sind von einer Güte, wie wir sie hier bislang noch nicht annähernd erlebt haben. Damit macht man auch den berühmten Rotweinproduzenten der Region ernsthaft Konkurrenz.
Oliver Spaniers Weine aus seinem Heimatweingut im Wonnegau stehen oft ein wenig im Schatten jener von Kühling-Gillot, dem Betrieb an der Rheinfront, den seine Frau Carolin mit in die Ehe brachte. Dabei fallen hier nicht nur die Rieslinge jedes Jahr großartig aus, auch Burgundersorten und Silvaner sind bemerkenswert gut. Das neue Flaggschiff des Weinguts entsteht allerdings in der Pfalz, wenn auch nur ein paar hundert Meter hinter der Grenze, im Zellertal. Die beiden bisherigen Jahrgänge des trockenen Rieslings aus dem Zeller Kreuzberg dürfen zweifellos zu den größten trockenen Rieslingen gezählt werden. Ja: überhaupt.
Zuhause ist das Weingut eigentlich in Breisach in Baden, doch einen Teil seiner Trauben bezieht Markovic aus Rheinhessen, weshalb es hier auffallend guten Riesling aus Siefersheim gibt. So ergab sich die verwirrende Situation, dass wir in Baden eigentlich eineinhalb Entdeckungen hätten und eine halbe in Rheinhessen. Wer also den ganz und gar eigenständigen “Quo Vadis” oder den Kabinett aus dem Höllenberg probiert, darf schon auch gleich die exzellenten Spätburgunder aus Baden mitkosten.
Albrecht Schwegler ist der Pionier in Deutschland, was erstklassige Rotwein-Cuvées in Deutschland betrifft. Das Flaggschiff mit dem Namen “Granat” ist heute schon so etwas wie eine Legende, doch schon aus der Literflasche kommt hier anspruchsvoller Rotwein. Seit 2009 führt Sohn Aaron mit seiner Frau Julia den Betrieb. Seither sind nicht nur einige ausgezeichnete reinsortige Rotweine hinzugekommen, sondern auch Riesling und weiße Burgundersorten, deren Weine immer besser werden.
Eisele ist derart gut, dass wir uns fragen, wie dieser seit 2016 bio-zertifizierte Betrieb solange von uns unentdeckt bleiben konnte. Hier entstehen straffe, vielschichtige und substanzielle, zugleich aber auch frische und elegante Rotweine, wie man sie in dieser Qualität zu so verbraucherfreundlichen Preisen lange suchen muss.
Der erste Valtellina-Jahrgang entstand auf diesem alten Landwirtschaftsbetrieb erst 2015. Umso erstaunlicher ist, wie gut die Weine hier heute schon sind. Und das gilt nicht nur für die Nebbiolo der DOC Valtellina. Der weiße “Zerovero”, aus 4 neu angepflanzten pilzresistenten Rebsorten gekeltert, gehört gar zum Besten, das wir bislang aus den sogenannten “PIWIs” im Glas hatten.
Giuseppe Rinaldi war eine Legende. Und er hat uns mit dem Jahrgang 2016 noch einmal legendäre Barolo hinterlassen. Diese Verbindung von Kraft, Dichte und Komplexität mit einer Frische und geradezu leichtfüßig wirkenden Eleganz, wie man sie bei Weinen dieser Gewichtsklasse kaum für möglich halten würde, gelingt nur den wenigen Genies der Weinwelt.
Versteckt bei Boca im Nordpiemont produziert Christoph Kuenzli auf teils mit sehr alten Stöcken bepflanzten, teils seit den 1990ern nach und nach rekultivierten Spitzenlagen der winzigen Weinbauregion traditionelle, im allerbesten Sinne altmodische, kernige, konzentrierte, tiefe und überaus vielschichtige Rotweine aus Nebbiolo und Vespolina, die jeder Piemont-Liebhaber unbedingt einmal probiert haben muss.
Tiefenbrunner hat uns im letzten Jahr eine beeindruckende Serie von Spitzenweinen vorgestellt, die wir hier so vielleicht noch nie erlebt haben. Die Weine stellen sich merklich gegen den Trend zu immer mehr Alkohol, verbinden Kraft mit Frische und Biss und scheinen eher noch ausdrucksstärker zu sein als in früheren Jahren.
Fünf biodynamisch erzeugte Weine gibt es vom Tröpftalhof, und was wir bisher von hier probiert haben, hat durchwegs Klasse. Vor allem die beiden Amphoren-Weine “Barleith” aus Cabernet Sauvignon und “Garnellen” aus Sauvignon Blanc haben es uns angetan. Sie sind zwangsläufig von ganz eigenem Charakter und für viele Freunde Südtiroler Weine sicher auch gewöhnungsbedürftig, aber gerade deshalb eine enorme Bereicherung für das Gebiet.
Die Weine von Riecine sind immer ziemlich kraftvoll, zumeist gleichzeitig aber derart betörend saftig, frisch und beinahe feingliedrig, dass man ihnen schon in ihrer Jugend kaum widerstehen kann. Das gilt schon für den Basis-Chianti, doch erst recht für die drei Top-Cuvées. Die 2016er Versionen sind schlichtweg allesamt umwerfend.
Dorli Muhr produziert Weine, denen man erst beim zweiten oder dritten Schluck anmerkt, was wirklich in ihnen steckt. Das liegt auch daran, dass viele Weine sofort so verführerisch schmecken, dass man sich erst einmal kaum Gedanken über ihre wahre Tiefe und Komplexität macht. Hat man die erst einmal erkannt, kommt man erst recht nicht mehr von den Weinen weg.
Nach der Umstellung auf Biodynamie seit 2006 sind nicht nur die Klassiker des Weinguts noch charaktervoller geworden; besonderes Steckenpferd von Junior Manuel Ploder sind die maischevergorenen und dann im 600-Liter-Fass ausgebauten oder gleich ganz in der Amphore erzeugten Orange-Versionen. Und das zurecht: denn sie sind durchweg großartig.
Die Côte Rotie der Domaine Jamet sind große Klassiker: kraftvoll, aber ohne jede Schwere, tief und ungeheuer komplex, für Jahrzehnte der Reife ausgestattet, obwohl jung schon betörend. Umwerfend auch der Condrieu, einer der lebhaftesten, frischesten und komplexesten Weine der Appellation. Bei all der Bewunderung für die Spitzen vergisst man fast, wie gut hier schon die Basisweine sind. Sollte man nicht machen!
Seit Maxime Gourdain das Weingut 2013 von seinem Onkel übernommen hat, entwickelt sich die Domaine de Rosiers immer mehr zum absoluten Spitzenweingut an der nördlichen Rhone. Das liegt nicht nur an den drei exzellenten Côte Rotie, angeführt vom noblen, herben, tiefen und ausgesprochen komplexen “Bresset”, sondern auch am Condrieu, dessen 2018er Jahrgang eine Frische und Präzision mitbringt, wie wir sie nur bei den allerbesten Weinen der Region finden können.
Auch wenn sich in der griechischen Weinszene einiges getan hat, in den letzten Jahren, hat sich Stelios Kechris qualitativ nicht überholen lassen. Das Weingut gilt als Spezialist für Retsina, und der “Tear of the Pine” ist immer noch ein Ausnahmebeispiel für diesen besonderen Weinstil, doch auch die Rotweine sowie die ohne Harz erzeugten Weißen haben Klasse. Und mit die beste Preis-Leistung in ganz Griechenland.