wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Wenn man den Jahrgang 2022 auf den Punkt bringen müsste, klänge das so: Erst war es monatelang viel zu trocken, dann im falschen Moment viel zu nass. Der Jahrgang war alles andere als einfach. Dass dennoch viel guter Wein entstanden ist, hat mit dem ersten von zwei Paradoxa dieses Jahrgangs zu tun.

jo-bayer

Obwohl Regen während oder kurz vor der Lese nie willkommen ist, hat der den Riesling-Jahrgang womöglich gerettet. Nach der Trockenperiode, die im Grunde von März bis August dauerte, waren die Riesling-Trauben meist noch nicht reif, hatten aber vorwiegend kleine, halb ausgetrocknete Beeren, in denen Aroma, aber auch Zucker konzentriert waren. Es drohte ein Jahr mit dicken, alkoholmächtigen Weinen ohne Finessen und aromatische Reife.

Durch den Regen saugten sich die  Beeren wieder voll, die Zuckerwerte normalisierten sich, allerdings stieg auch der Fäulnisdruck rasant. Jetzt kam es darauf an, schnell und besonnen zu reagieren. Wer im Weinberg sorgfältig aussortierte und den gesunden Beeren noch genügend Zeit ließ, konnte den Jahrgang versöhnlich abschließen; wer alte Reben hatte, womöglich noch in kühlen Lagen oder solchen, die auch bei langer Trockenheit noch Wasser im Untergrund führten, durfte sich sogar Hoffnungen auf exzellente Qualität machen.

Doch hier kommt das zweite Paradoxon des Jahrgangs ins Spiel: gerade die großen Lagenweine litten bisweilen am auffälligsten unter den Bedingungen. Während viele Basis- und Mittelklasse-Rieslinge allen realistischen Erwartungen an sie gerecht werden, können sich die Spitzen oft nicht mehr deutlich qualitativ absetzen. Nicht selten machen sogar die kleineren Weine mehr Trinkfreude, allein weil sie nicht selten stimmiger sind, und man bei ihnen nicht den Eindruck bekommt, hier hätte der Winzer vielleicht mehr gewollt, als am Ende möglich war.

Und dieses Bild dürfte sich auch mit der Reife wenig  ändern. 2022 ist - von Ausnahmen abgesehen - kein Jahrgang, den man lange im Keller vergessen sollte. Das liegt längst nicht nur an der Säure, wie so oft kolportiert, sondern ganz allgemein an Struktur und Zusammensetzung der Weine, die nur selten die Spannung, Konzentration, Vielschichtigkeit und Tiefe wahrhaft erstklassiger oder gar großer Rieslinge aufweisen. Wer im Vertrauen auf die gewohnte Lagerfähigkeit deutscher Spitzenrieslinge mit den 22ern zu lange wartet, dürfte später einige Enttäuschungen erleben. Und “zu lange” bedeutet in diesem Jahr vermutlich nicht wirklich lang. Wenn wir uns nicht täuschen, werden sich die 22er schneller entwickeln als jeder andere Jahrgang der letzten zwei Jahrzehnte. In der Spitze, wohlgemerkt, nicht in der Breite; da dürfte 2010 einen einsamen Rekord aufgestellt haben. 

jo-bayer

Doch kommen wir zu den Ausnahmen. Denn unter idealen Bedingungen (siehe oben) und in den Händen kompromisslos qualitätsversessener Produzenten konnte auch 2022 Hervorragendes, manchmal sogar Großes entstehen. Die besten Weine des Jahrgangs haben zwar meistens ebenfalls diese spezielle, gelbe, oft an Fenchel und Anis erinnernde Aromatik besonders warmer und trockener Jahre, an die wir uns wohl gewöhnen müssen, warten aber dennoch mit Substanz, Tiefe, Spannung und Finessen auf. Die absoluten Spitzen sind 2022 vermutlich so selten wie seit 2010 nicht mehr, aber um so mehr lohnt es sich, nach ihnen Ausschau zu halten.

Und da wären ja dann auch noch die vielen sehr gelungenen Weine in allen Qualitätsstufen, die einfach Spaß machen, und das meistens schon jetzt. Ja, es sind womöglich keine Langläufer, aber zumindest unterhalb der Lagenweine erwartet das schließlich kaum jemand. Dabei sind ja auch die Lagenweine der guten Produzenten meist alles andere als entäuschend, nur eben vielerorts nicht ganz so stark wie gewohnt. Vor allem: wir können sie sorglos trinken, während wir auf das Reifen der exzellenten Jahrgänge warten. Und auch in der Gastronomie, wo die besseren Rieslinge häufig viel zu früh angeboten werden (müssen), dürfte der Jahrgang hochwillkommen sein.

Knapp 800 Rieslinge aus 2022 und weit mehr als 400 aus älteren Jahrgängen haben wir in den vergangenen Monaten probiert. Die besten stellen wir hier vor. Links zu allen Ergebnissen und den Produzenten finden Sie am Ende der Bestenlisten.

Riesling Trocken, Jahrgang 2022

Riesling Trocken, Jahrgang 2021

Riesling Trocken, ältere Jahrgänge

Riesling Halbtrocken/feinherb (bis 20g/l Restzucker)

Riesling Süßer Qualitätswein

Riesling Kabinett

Riesling Spätlese

Riesling Hochprädikate

Riesling Sekt

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER