Sie sind nicht nur in Kaltern, aber gerade auch hier, das „Salz in der Suppe“ – die vielen kleinen, selbstvermarktenden Betriebe. Sie sorgen für die bunte Vielfalt an hochwertigen Produkten, die den besonderen Charme eines Anbaugebiets ausmachen. In Kaltern tun sie dies auf außerordentlich hohem Niveau.
Niklaserhof: Locker, entspannt und eigensinnig in der ersten Liga
Das wichtigste für Josef Sölva und seinen Sohn Dieter ist, dass ihnen ihre Arbeit Freude bereitet und deshalb machten, und machen sie immer vor allem das, was sie für richtig halten und weniger, was „der Markt verlangt“. Und sie sind bis jetzt nicht schlecht damit gefahren. So haben sie mit als Erste in Südtirol, als alle anderen vor allem auf die in Italien beliebten aromatischen Sorten Gewürztraminer und Müller-Thurgau setzten, den Weißburgunder als ihren wichtigsten Wein auserkoren und ihn in einer Riserva-Version produziert. Heutzutage hat so gut jeder Betrieb in Südtirol einen Weißburgunder in seiner Toplinie.
Und wenn es sein musste, setzte sich Josef Sölva auch schon mal über seines Erachtens unsinnige Bestimmungen hinweg. So pflanzte er 1969 als erster die damals in Südtirol noch gar nicht zugelassene Sorte Kerner. Er war zum einen einfach neugierig und zum anderen auch überzeugt, dass mit dieser Sorte gute Resultate zu erzielen sind. Auch hier gab ihm der Erfolg recht. Der Kerner ist aufgrund seiner Qualität äußerst begehrt und wurde inzwischen als Sorte zugelassen. Die Weißweine des Niklaserhofs sind sehr eigenständige Tropfen, die immer extrem trocken ausgebaut werden. Aufgrund der relativ hohen Lagen sind sie mit guter Säure ausgestattet und haben trotz ihrer Aromafülle Biss.
Familie Sölva% Niklaserhof (Quelle: Sölva) |
Auch beim Vernatsch scheren sich die Sölvas wenig um das, was gerade angesagt ist. Ihr Kalterersee wird relativ kurz mit der Maische vergoren, ist deshalb von sehr heller, fast rosé-artiger Farbe. In einer Zeit, in der dunkle Farbe von Vielen schon als ein besonderes Qualitätsmerkmal gesehen wird, ist das ausgesprochen mutig. Mit der sowohl dem Vater, als auch dem Sohn eigenen Unbekümmertheit, ihrem Optimismus und dem Vertrauen, das sich das, was wirklich gut ist, letztlich auch durchsetzt, haben die Sölvas auch für diesen zarten, sympathischen Wein genügend zufriedene Abnehmer gefunden. Der neben dem Weißburgunder Riserva ‚Klaser’ wichtigste Wein des Niklaserhofs ist die Cuvée Mondovinum (Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon). Mit diesen beiden Gewächsen sind die Sölvas inzwischen fest in der Südtiroler Topliga etabliert und erhalten zu recht jedes Jahr beste Bewertungen in den einschlägigen Weinführern.
Komplettiert wird das Angebot durch einen jung zu trinkenden Lagrein und eine kräftige Rotwein-Cuvée aus Lagrein und Cabernet.
Die ab-Hof-Preise bewegen sich zwischen 6 und 13 Euro.
Auf dem Niklaserhof kann man in geräumigen Appartements Urlaub machen und dabei die einmalige Aussicht zum Kalterersee sowie die unkomplizierte Herzlichkeit der Familie Sölva genießen.
Direktverkauf nach Terminvereinbarung:
Brunnenweg 31, Kaltern/Ortsteil Sankt Nikolaus
Tel: +39 0471 963432
info@niklaserhof.it www.niklaserhof.it
http://www.wein-plus.de/italien/Weingut%2BNiklas_52656.html
Klosterhof: Eigensinn und Einfühlungsvermögen
Oskar Andergassen kultiviert sechs verschiedene Weinsorten - drei Weiße (Weißburgunder, Gewürztraminer und Goldmuskateller) sowie drei Rote (Vernatsch, Merlot und Blauburgunder) - und um jeden kümmert er sich mit voller Hingabe und einem ausgeprägten Gespür dafür, was jede dieser Sorten jeweils braucht. Dass jede Sorte in der für sie geeignetsten Lage angebaut ist ohnehin selbstverständlich. Aber Oskar Andergassen und sein Sohn Hannes, der seit 2008 vor allem für den Keller verantwortlich ist, sind darüber hinaus unermüdlich am Experimentieren, was man noch tun kann, um die jeweilige Sortencharakterstik ihrer Weine möglichst prägnant herauszuarbeiten.
So werden laufend Versuche durchgeführt, welches Holz und welche Art des Ausbaus für den jeweiligen Wein die beste ist. Für den Weißburgunder zum Beispiel erfolgt die Vergärung und die Lagerung auf der Feinhefe in großen Akazienholz- Fässern. Das im Vergleich zur Eiche feinere Akazienholz soll „ den Wein abrunden, ohne dass er geschmacklich durch den Ausbau beeinträchtigt wird.“ Das Akazienholz wird in den nahegelegenen den Wäldern bei den Montiggler Seen geschlagen, nachdem vorher getestet wurde, in welcher Höhenlage die besten Bäume für die Fässer stehen. Dabei richten sich die Andergassens nach den Mondphasen und schlagen das Holz im November drei Tage nach Vollmond.
Familie Andergassen (Quelle: Klosterhof) |
Beim Blauburgunder ist Oskar Andergassen ausgesprochen stolz auf seine besonders guten Lagen unmittelbar ums Haus. Deshalb will er auch nur hier und nirgendwo anders neue Weinberge erwerben. Und auch beim Merlot geht er eigene Wege. „Der Merlot soll kraftstrotzend und fruchtbetont sein.“ Zu diesem Zweck lässt er für die erstmals 2006 produzierte Riserva-Version 10 Prozent der Trauben sechs Wochen zur Aromakonzentration in kleinen Kisten trocknen. Zur weiteren Qualitätssteigerung seiner Rotweine wurde eine Traubensortieranlage angeschafft, mit der die Trauben nach der Ernte händisch aussortiert und auf diese Weise nur die besten Beeren weiter verarbeitet werden.
Der Klosterhof ist nicht nur eine Kellerei, sondern auch ein Garni-Hotel und Oskar Andergassen bietet seinen Gästen auf Wunsch eine Kellerführung mit anschließender Verkostung seiner Weine an.
Meist sind die Klosterhof-Weine schon ausverkauft, bevor es die neuen Jahrgänge gibt. Wer rechtzeitig im Jahr kommt oder bestellt, kann die Weine zu Preisen zwischen 6 und 24 Euro erwerben.
Direktverkauf nach Terminvereinbarung:
Klavenz 40, Kaltern
Tel: +39 0471-961 046
info@weingut-klosterhof.it www.garni-klosterhof.it
Die Weine des Klosterhofs im Wein-Plus-Führer:
http://www.wein.plus/de/
Prey ist ein Ortsteil der Gemeinde Kaltern und der Oberpreyhof befindet sich – wie der Name schon sagt – oberhalb von Prey. Der Hof liegt wunderschön inmitten der Weinberge, aber abseits der üblichen Touristenpfade. Das führt dazu, dass das Erlebnis eines ab-Hof-Verkaufs den Kennern vorbehalten bleibt. Schade für alle, denen diese Möglichkeit entgeht. Denn Markus Seppi produziert äußerst ansprechende Weine zu sehr fairen Preisen. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den heimischen Sorten Vernatsch und Lagrein. Wobei er im Gespräch vor allem bei ersterem leicht ins Schwärmen kommt und entgegen seiner sonst eher stillen Art gar nicht mehr zum Reden aufhört. „Der Vernatsch ist eine leider sehr verkannte Sorte und viel wertvoller als es ihm oft zugestanden wird. Sie ist vor allem sehr extraktreich, was aufgrund der hellen Farbe, der milden Säure und des moderaten Gerbstoffs von Vielen gar nicht wahrgenommen wird. Ein guter Vernatsch hat ausgesprochen feine Nuancen, die natürlich mehr Aufmerksamkeit erfordern als die oft sehr plakativen Aromen der dunklen, schweren Weine. Auch vom Kellermeister erfordert der Vernatsch viel mehr Aufmerksamkeit, denn er verzeiht keinen Fehler. Anders als bei Merlot, Cabernet etc. schmeckt man bei ihm sofort, wenn was nicht richtig gemacht wurde.“ Markus Seppi ist auch einer der wenigen, die noch echten Grauvernatsch in ihren Rebanlagen haben. Diese Spielart des Vernatsch verlangt dem Winzer mehr ab als die üblichen Vernatsch-Klone, denn sie neigt zum Verrieseln und ist deshalb unbeständiger im Ertrag. Wer vor allem auf die monetäre Seite bei der Weinproduktion schaut, wird sich damit nicht unnötigerweise quälen.
Marcus Seppi (Quelle: Oberpreyhof)
Neben seinen beiden Vernatsch-Weinen - Kalterersee und Grauvernatsch - produziert Markus Seppi noch zwei Weißweine – Chardonnay und Goldmuskateller. Beides eher zarte, mineralische Weine mit angenehm niedriger Gradation sowie Cabernet und den bereits erwähnten Lagrein. In Zukunft wird es von diesen beiden Weinen wohl nur noch letzteren geben, dafür aber in zwei Versionen: einen jungen Jahrgangswein und eine gereifte Riserva.
Komplettiert wird das Angebot durch drei Grappe. Selbst gebrannt und natürlich ausschließlich aus den eigenen Trestern.
Die ab-Hof-Preise liegen zwischen 4,50 € und 8,00 €.Die Brände kosten 14,00 €.
Direktverkauf zu den üblichen Geschäftszeiten oder nach telefonischer Anmeldung:
Garnellenweg 2, Kaltern
Tel: 0471-962216
info@oberpreyhof.it www.oberpreyhof.it
Dominikus Morandell/Bärentalerhof: Tief schürfend
Bärentalerhof-Kellerei (Quelle: Bärentalerhof) |
Zumindest, wenn man klassischen Kalterersee schätzt. Elegant, zart, fein und süffig, so soll ein Kalterer sein und so ist auch jener von Dominikus Morandell. Außer dem örtlichen Klassiker gibt es auf dem Bärentalerhof noch Traminer und Lagrein. Beides klare, feine, sortentypische Weine. Wenn es im Felsenkeller besonders gemütlich wird, öffnen die Morandells auch mal eine Flasche Rosenmuskateller. Kaufen kann man diesen Wein nicht, deshalb sollte man den besonderen Moment, wenn dieser Wein im einzigartigen Ambiente des Bärentalerhofs geöffnet wird, genießen. Die anderen Weine sind käuflich zu erwerben. Und zwar zu sehr moderaten Preisen zwischen 5 und 8 Euro. Auch die Gästezimmer des Bärentalerhofs sind äußerst erschwinglich.
Direktverkauf nach Vereinbarung:
St. Josef am See 39, I-39052 Kaltern/Caldaro
Tel.: +39 0471 960250
info@dominkus.it www.dominikus.it
Steflhof: Ruhe und Zuverlässigkeit
Auch Walter Andergassen war es schon in den frühen siebziger Jahren leid, von den Weinhändlern immer weniger Geld für seine Trauben zu bekommen und entschloss sich, die Weinbereitung und den Verkauf selbst in die Hand zu nehmen. In der Folge wurde der Wein nicht mehr offen oder in Großgebinden, sondern ausschließlich in der 7/10tel-Flasche verkauft. Die besseren Qualitäten, die Walter Andergassen fortan produzierte, waren ihm immer schon zu schade, um in großen Mengen verramscht zu werden. Auch das Angebot, das bis dato nur aus Vernatsch bestand, wurde nach und nach erweitert und besteht nun aus Vernatsch, Chardonnay, Lagrein und Merlot. In Zukunft soll noch etwas Gewürztraminer hinzukommen.
Walter Andergassen (Quelle: Steflhof) |
Inzwischen ist sein Sohn Georg für den Wein zuständig, ein zurückhaltender Mensch, der sich nicht mit großen Worten in den Vordergrund drängt, sondern eher ruhig und überlegt auftritt. Diese Charaktereigenschaften spiegeln sich in den Weinen des Steflhof wider. Aufgemotzte Konzentrate sind nicht Georg Andergassens Sache. Das spürt man vor allem bei seinem Lieblingswein, dem Merlot. Eine Sorte, die anderswo oft füllig und überkonzentriert ausgebaut wird, ist hier elegant, zart und feinfruchtig. Wichtig ist Georg Andergassen die Verbindung von Tradition und Neuem. Das möchte er mit seinen Weinen zum Ausdruck bringen und das zeigt sich auch in der Gestaltung des neu gebauten Verkostungsraums. Die Einrichtung ist funktional, schlicht und gediegen. Gefertigt wurde sie aus den Dauben alter Weinfässer.
Man kann auf dem Steflhof auch Appartements mieten und so im historischen Ortskern in 300 Jahre alten Gemäuern kalterer Weinkultur genießen.
Die Weine werden ab Hof zu Preisen zwischen 5 und 12 Euro verkauft.
Direktverkauf nach Vereinbarung:
Penegalweg 8, Kaltern
Tel.: +39 0471 964 955
info@steflhof.it www.steflhof.it
Roland Rohregger/Prälatenhof: Eigenes statt Sicherheit
Neben Walter Andergassen und Dominikus Morandell war Roland Rohregger in den 70er Jahren einer der ersten in Kaltern, die ihren Wein selbst vermarkteten. Im Gegensatz zu seinen Kollegen trieb ihn nicht der Frust über die niedrigen Preise, welche die Händler damals an ihre Traubenlieferanten zahlten, in die Selbstständigkeit. Er hatte dieses Problem gar nicht, denn er war Kellermeister bei der damals noch als eigenständiger Betrieb fungierenden Kellerei Baron di Pauli. Bei ihm war es der Frust, Weine aus größtenteils eher bescheidenen Traubenqualitäten produzieren zu müssen. „Als Kellermeister war ich abhängig von den Genossen und musste das verarbeiten, was sie anlieferten.“ Roland Rohregger wollte Besseres produzieren, und so entschloss er sich, seinen sicheren Arbeitsplatz als Kellermeister aufzugeben und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das war zur damaligen Zeit nicht leicht. Der Markt akzeptierte damals weder die Preise, welche für qualitativ bessere Weine einfach notwendig sind, noch den unverfälschten Geschmack der Weine, die ohne kellertechnische Tricks produziert werden.
Prälatenhof (Quelle: Prälatenhof) |
Der Kalterersee von Roland Rohregger war immer ein schlanker, klarer, eleganter und zarter Wein - ein typischer Kalterer halt. „Aber das war Vielen zu wenig. Die meisten Leute waren Weine gewohnt, bei denen im Keller kräftig nachgeholfen wurde.“ Roland Rohregger ließ sich davon nicht irritieren und baute seine Weine – nicht nur den Kalterersee – immer so aus, wie er es für richtig hielt und inzwischen gibt ihm der Erfolg recht. Er hat keine Probleme mehr, seine Weine zu verkaufen. Vor allem die Weißen - Pinot Grigio, Weißburgunder, Goldmuskateller und Sauvignon – sind in der gehobenen lokalen Gastronomie sehr begehrt. Ergänzt wird das Angebot noch durch einen Cabernet, der immer als Riserva ausgebaut wird.
Die Preise bewegen sich zwischen 6 und 11,50 Euro.
Appartements je nach Größe 50 bis 65 €
Direktverkauf nach Vereinbarung:
Unterplanitzing 15a, Kaltern
Tel: +39 0471 962 541
info@praelatenhof.it www.praelatenhof.it
Die Weine des Prälatenhofs im Wein-Plus-Führer:
http://www.wein-plus.de/italien/Weingut%2BPr%C3%A4latenhof_56088.html
Thomas Unterhofer: Newcomer mit neuen Ideen
Die Unterhofers gehören zu den noch sehr jungen Betrieben in Kaltern, die in den letzten Jahren das Angebot dieses traditionsreichen südtiroler Weinortes um einige interessante Weine bereichert haben.
Anfang des Jahrtausends haben Helga und Thomas Unterhofer erst mal so nebenbei selbst etwas Wein produziert, aber mit der Übernahme des Hofs im Jahr 2002 wurde der Weinbau für die beiden ziemlich schnell die ausschließliche Einnahmequelle. In den ersten drei Jahren verkaufte man die Trauben noch, aber im Hinterkopf des Jungbauern war das Weinmachen schon fixiert. Und so kam es 2006 zum Entschluss, die Trauben selbst zu verarbeiten. Obwohl sie sich noch vieles in Schulungen und durch Beratungen an Wissen über die Weinproduktion aneignen mussten, bekamen ihre Weine doch schon nach kurzer Zeit sehr gute Bewertungen in den einschlägigen Weinführern. Vor allem das ausgesprochen gute Preis-Leistungs-Verhältnis ihres Vernatsch wurde und wird überall zu recht lobend erwähnt.
Thomas Unterhofer (Quelle: Unterhofer) |
Auch jetzt wird erst ein kleiner Teil der Produktion selbst eingekeltert und die jährliche Gesamtproduktion beläuft sich auf circa 13.000 Flaschen. 20 bis 30 Tausend sollen es einmal werden. Mehr jedoch nicht, weil man auch in Zukunft alles in Eigenregie machen möchte. Die Lagen der Unterhofers sind größtenteils sehr steil und erfordern einen entsprechend großen Arbeitsaufwand. Die Weinberge werden mit naturnahen Methoden bewirtschaftet, was auch arbeitsaufwendiger ist als rein konventionelle Produktion.
Das Sortiment ist sowohl traditionell als auch innovativ. So werden neben den Klassiker „Campenn“ (Südtiroler Vernatsch) auch Kerner und die pilzresistente Sorte Bronner angebaut. Ein Sauvignon Blanc und ein Chardonnay vervollständigen das derzeitige Angebot.
Die ab-Hof-Preise bewegen sich zwischen 5,60 und 9,20 Euro.
Direktverkauf nach Vereinbarung:
Oberplanitzing 5, Kaltern
Tel: +39 0471 669 133
info@weingut-unterhofer.com
Die Weine von Thomas Unterhofer im Wein-Plus-Führer:
http://www.wein-plus.de/italien/Weingut%2BUnterhofer_61715.html
Hermann Luggin/Steffelehof: Bio-Wallfahrtsort
Hermann Luggin (Foto: R.Brunner) |
Er entschloss sich im Jahr 2000 auf Bio umzustellen. Damals war er noch Mitglied der Kellerei Kaltern, die zu dieser Zeit – im Gegensatz zu heute – noch nichts mit biologischem Weinbau am Hut hatte und deshalb wenig mit der besonderen Qualität von Hermann Luggins Trauben anfangen konnte. Deshalb entschloss er sich, selbst Wein zu produzieren. Als kleiner Produzent, der 100% biologisch arbeiten wollte, hatte er es zu dieser Zeit in Südtirol nicht leicht. Es gab viele Vorbehalte. Nachbarn und Kollegen waren eher skeptisch bis abweisend. Hermann Luggin lies sich davon nicht irritieren und zog sein Ding durch. Jetzt, 10 Jahre später, ist Bio ziemlich gefragt, und es steht zu hoffen, dass auch der Steffelehof mit seinen neuen Aktivitäten davon profitiert.
Das derzeitige Angebot besteht aus drei Weinen. Einer Weißwein-Cuvée aus Weißburgunder und etwas Traminer, einem klassischen Kalterersee und einer Rotwein-Cuvée aus der pilzresistenten Sorte Regent sowie Cabernet und Merlot.
Die Preise bewegen sich zwischen 5 und 9 Euro.
Seit Ende 2009 besitzt Hermann Luggin auch ein eigenes Brennrecht, das er dazu nutzt, aus dem Trester seiner Weine sowie aus seinen Bio-Früchten feine Brände zu destillieren.
Direktverkauf: Montag – Freitag: 9.00 – 18.00 Uhr, Samstag: 9.00 - 18.00 Uhr;
Heppenheimerstrasse 11, Kaltern – Sankt Nikolaus
Tel: +39 0471 963 608
luggin.steffelehof@gmail.com
Lieselehof: Hohe Ziele
Werner Morandell will hoch hinaus mit seinen Weinen. In einer Hinsicht hat er das schon geschafft. Er bewirtschaftet den derzeit höchsten Weinberg Südtirols. In 1.300 Meter Höhe auf dem Mendelpass hat er einen Versuchsweinberg mit der pilzresistenten Sorte Solaris bepflanzt. Morandell war vor 16 Jahren der erste, der sich mit widerstandsfähigen Sorten beschäftigte, und er arbeitet seit dieser Zeit eng mit dem Forschungsinstitut in Freiburg zusammen. Er möchte beweisen, dass man mit diesen Sorten hochwertige Weine produzieren kann. Zumindest mit seinem aus getrockneten Trauben der Sorte Bronner gewonnenen Dessertwein ‚Claire’ ist ihm das schon gelungen: Ein dichtes, konzentriertes Gewächs mit vielschichtigen Aromen, das zurecht im Jahr 2009 bei den Verkostungen des Gambero Rosso in die Endausscheidung für die Drei Gläser kam.
Werner Morandell (Quelle: Morandell) |
Werner Morandell beschäftigt sich jedoch nicht ausschließlich mit resistenten Sorten. Neben den Südtiroler Klassikern Weißburgunder und Vernatsch produziert er – inzwischen zertifiziert biologisch – eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Carménère und Cabernet Franc, mit der es auch mal wagt, in einer Kellerei-internen Blindverkostung gegen die ganz großen Weine des Bordelais anzutreten. Allerdings gibt er ehrlich zu, dass „wir da (noch) nicht ganz hinkommen.“
Andererseits „kosten die Weine aus Frankreich, die an diesem Abend auf dem Tisch standen auch bis zu 160 Euro. Der Amadeus (so der Name der Bordeaux-Cuvée des Lieselehofs) ist für 17 Euro zu haben. Das muss man natürlich auch sehen.“ Die anderen Weine des Lieselehofs sind zwischen 5,50 Euro (Leps) und 27 Euro (der erwähnte ‚Claire’) erhältlich.
Ein Muss bei einem Besuch des Lieselehofs ist die Besichtigung des „Rebenmuseums“. Werner Morandell hat 300 verschiedene Rebsorten aus der ganzen Welt auf einem Weinberg vor seinem Haus angepflanzt. Vor allem im Herbst, wenn sich das Laub verfärbt, ein einzigartiger Anblick. Und was für Werner Morandell die Reben sind, das sind für seine Frau Claire die Kräuter. Es gibt kaum eines, das man in ihrem Kräutergarten gleich neben dem Rebenmuseum nicht findet.
Direktverkauf nach Vereinbarung:
Karditscherweg 6, Kaltern
Tel: 0471 – 965 060
info@lieselehof.com www.lieselehof.com
Andi Sölva: Ein etwas anderer Kalterer
Andreas Sölva (Quelle: Sölva) |
Zurzeit produziert Sölva nur diesen Wein. In Zukunft wird jedoch noch die ein und die andere Spezialität hinzukommen. Da Andi Sölva das Ungewöhnliche liebt, dabei jedoch immer auf Tradition und Wohlgeschmack Wert legt, ist mit angenehmen Überraschungen zu rechnen.
Der „Sea“ kostet ab Hof 7,80 €.
Direktverkauf nach telefonischer Anmeldung
Barleiterweg 24, Kaltern
Tel.: +39 349 323 3246
info@andisoelva.com www.andisoelva.com
Thomas Pichler: Reif
Die Kellerei Thomas Pichler ist jung. Erst 2003 wurde der erste eigene Wein abgefüllt; Vorher lieferte die Familie ihre Trauben bei der Genossenschaft ab. Aber Thomas Pichler, der im Landesweingut Laimburg eine fundierte Ausbildung erfahren hat, wollte etwas Eigenes machen und vor allem etwas Spezielles: reife Weine. Das ist bei den in Kaltern größtenteils angebauten Rebsorten – Vernatsch und Weißweinsorten – eher ungewöhnlich. Die Weißen haben knackig und frisch zu sein und der Kalterer weich, mild, unkompliziert und jung. Bei Thomas Pichler ist das alles etwas anders. Seine beiden Weißweine – Chardonnay und Sauvignon – sind vollfruchtige, weiche Tropfen und vor allem sein Kalterersee ‚Olte Reben’ ist ein ganz ungewöhnlicher Vernatsch und trotzdem ein richtiger Klassiker: Typisches, feines Mandelaroma vereint sich hier mit Kraft sowie spürbarem, allerdings gut integriertem Gerbstoff und ergibt einem sehr markanten Wein. Die Reben sind, wie der Name des Weins schon sagt, sehr alt (circa 70 bis 90 Jahre) und diesen Schatz versteht Thomas Pichler zu hüten.
Thomas Pichler (Quelle: Pichler) |
Auch der Lagrein, der auf derselben Lage wächst wie der Vernatsch, ist ein feines Gewächs. Und wenn sich wie hier Feinheit mit der für den Lagrein typischen markanten, direkten Aromen verbindet, entsteht das, was einen Wein interessant und einladend macht.
Das Angebot wird in Zukunft noch durch einen Weißburgunder komplettiert. Auch hier strebt Thomas Pichler die Verbindung von Kraft, Fülle und feiner Eleganz an. Man darf gespannt sein. Die Produktion soll von derzeit circa 10.000 Flaschen noch auf maximal 20.000 Flaschen ausgebaut werden.
Die ab-Hof-Preise bewegen sich zwischen 6 und 15 Euro
Direktverkauf nach telefonischer Anmeldung:
Weinbergweg 4, Kaltern
Tel.: +39 0471 963 094
pichler.thomas@dnet.it
Die Weine des von Thomas Pichler im Wein-Plus-Führer:
http://www.wein.plus/de/
Nützliche Adressen: Wein-Punkt Kaltern (wein.kaltern): Eine Genossenschaft, die sich dem qualitätsorientierten Weinbau verschrieben hat. Man will Weinbautradition pflegen und die Bedeutung der Weinkultur für das gesellschaftliche Leben wahren. Vierteljährlich wird eine kostenlose Informationsschrift publiziert, die umfassend über den Weinbau in und um Kaltern informiert. Verein Südtiroler Weinstraße: Organisiert Veranstaltungen im Anbaugebiet wie die Weinstraßen-Wochen, die Nacht der Kellerei, Tag des Eppaner Weins und viele andere. Freie Weinbauern Südtirol: Zusammenschluss von derzeit 82 selbstvermarktenden Südtiroler Weingütern. Ein absolutes Muss für jeden Südtirol–Weinfreund: die Vinea Tirolensis, bei der fast alle Mitgliedsbetriebe ihre aktuellen Weine vorstellen. Heuer am 23. August im Schloss Maretsch in Bozen. Roter Hahn: Vermittelt in Südtirol Unterkünfte auf dem Bauernhof. Darunter auch viele bäuerliche Weinerzeuger. Die Qualitätskriterien sind sehr streng und werden jährlich überprüft. |
Restaurant-Empfehlungen: So viele gute Wein-Produzenten es inzwischen in Kaltern gibt, so viele gute Lokale gibt es hier. Empfehlenswert sind alle Betriebe, die sich wein.kaltern angeschlossen haben. Allein schon wegen ihrer großen Auswahl an hochwertigen Weinen im offenen Ausschank zu zivilen Preisen. Da ich leider nicht alle besuchen konnte, sind von den in alphabetischer Reihenfolge angeführten Lokalen nur acht etwas ausführlicher beschrieben. Ansitz Windegg Badl Genusshotel Castel Ringberg Christl im Loch Gasthof Weißes Rössl Goldener Stern Gretl am See Haus am Hang Kalterer See Hof Keller am Keil Parc Hotel am See Restaurant Ritterhof Schlosshotel Aehrental Seegarten Seehofkeller Seehotel Ambach See Perle Siegi’s Essen und Trinken Spuntloch Torgglkeller Weinhaus PUNKT Ein Muss in Kaltern: Die Vinothek Battisti Margareth Battisti widmet sich seit 1957 (!) mit großer Hingabe den berühmten Weinen aus Südtirol, Piemont, Toskana, dem Friaul und anderen wichtigen Anbaugebieten. Außerdem gibt es ein reichhaltiges Angebot an Grappa, Olivenöl, Aceto Balsamico, getrockneten und eingelegten Spezialitäten, hausgemachten Marmeladen, Alpenhonig, Nudelspezialitäten und vieles mehr. Alles vom Feinsten. Margareth Battisti lebt ganz und gar für ihr Geschäft und schätzt den persönlichen Kontakt mit den Kunden über alles, weshalb sie es auch nicht für nötig befindet, eine Web-Seite einzurichten. Nicht einmal eine E-Mail-Adresse gibt es hier. Wo findet man das heutzutage noch? Weitere gute Restaurants (auch außerhalb der Weinanbaugebiete) mit Wandervorschlägen und Kulturtipps findet man im empfehlenswerten Buch "Landgasthöfe in Südtirol" von Oswald Stimpfl; erschienen im Folio-Verlag, Wien-Bozen (www.folioverlag.com). |
Überetsch - Teil 3 - Kaltern