In der europäischen Sektszene explodieren die Qualitäten: Österreich ging 2015 mit der Dachmarke “Sekt Austria” voran, 2021 folgte der deutsche VDP mit seinem Sektstatut. Doch auch in anderen Ländern wird Schaumwein immer besser. Hier kommen unsere Feiertags-Tipps aus ganz Europa!
Es ist reichlich Bewegung in der europäischen Sektszene. Österreich hat 2015 mit der Einführung von “Sekt Austria” den Grundstein gelegt für die Produktion von Spitzensekt unter einer geschützten Dachmarke. Der deutsche VDP folgte 2021 mit einem eigenen Sektstatut. In beiden Ländern explodieren die Qualitäten seit einigen Jahren geradezu.
In Spanien hat sich mit Corpinnat eine Gruppe von neun katalanischen Produzenten von der großen, etwas verwässerten DO Cava abgespalten, um ein Zeichen zu setzen für erstklassigen, handwerklichen Spitzensekt ausschließlich von bio-zertifizierten Flächen und traditionellen Rebsorten. In Italien gibt es noch deutlich mehr als die bekannten Prosecco, Franciacorta und Trento. Die Sekte aus Südtirol sind den meisten Schaumwein-Freunden noch geläufig, aber wer hat schon von Lessini Durello gehört? Von Oltrepo Pavese Metodo Classico? Davon, dass es auch erstklassigen flaschenvergorenen Lambrusco gibt? Na dann wird es Zeit!
England versucht, der Champagne nachzueifern. Seit den Anfängen hochwertiger Schaumweinproduktion Ende der 1980er-Jahre sind im Südosten Englands über 100 Betriebe entstanden, die sich auf Sparkling spezialisiert haben. Kein Wunder, teilen sie sich doch mit der Champagne die gleichen geologischen Voraussetzungen.
Überhaupt, die Champagne! Jeden Tag, so hat man den Eindruck, schießt ein neues qualitätsorientiertes Privatweingut aus dem Boden. Man kommt mit dem Probieren gar nicht mehr hinterher. Noch immer wird das Gebiet mengenmäßig von den großen Häusern dominiert, doch qualitativ ist ihnen nicht nur zahlenmäßig enorme Konkurrenz erwachsen. Hinter der übermächtigen Champagne haben es die anderen Schaumweine Frankreichs nicht immer leicht. Doch auch unter den französischen Cremants aus diversen Anbaugebieten des Landes gibt es genug zu entdecken.
In einem war die Champagne vielleicht nicht Vorreiter, auch wenn dort die Entwicklung in die gleiche Richtung geht: Dem Trend zu immer weniger bis gar keiner Dosage. War lange Zeit auch bei den meisten Spitzenschaumweinen eine Dosage von 6 bis 12 Gramm Zucker pro Liter und damit die Bezeichnung “Brut” die Regel, kommt ein großer Teil der besten Schäumer heute als “Extra Brut” oder gar ohne jede Dosage (wofür eine ganze Reihe von Bezeichnungen verwendet werden) auf den Markt. Selbst hinter “Brut” versteckt sich heute bei vielen Erzeugern eine Minimal-Dosage; die Bezeichnung wird oft nur verwendet, weil die Verbraucher sie so gewohnt sind. Längst hat man verstanden, dass auffällige Dosage-Süße erstklassigem Sekt mehr schadet als nützt. Und für Liebhaber nicht ganz trockener oder gar süßer Schaumweine gibt es ohnehin genug im Angebot.
Insgesamt kann man ohne Übertreibung sagen: Jeder Schaumwein-Fan kann paradiesischen Zeiten entgegensehen. Angefangen haben sie schon!
Fast 400 Schaumweine haben wir aktuell probiert. Eingeladen waren Schaumwein-Produzenten aus ganz Europa. Da die Teilnahme aus den verschiedeen Regionen sehr unterschiedlich ausfiel, kann unsere Auswahl nicht unbedingt repräsentativ genannt werden. Gleichwohl ist die Auswahl exzellenter Schäumer in allen Preislagen so groß, dass für alle, die Schaumwein lieben, garantiert etwas dabei ist. Und für die, die es noch nicht tun, wahrscheinlich auch.