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In und um Bozen sind die ersten Bio-Kellereien Südtirols entstanden. Sie zeichnen sich nicht nur durch ihre ökologische Grundhaltung, sondern auch durch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein aus. Weshalb ihre Weine allesamt große Eigenständigkeit besitzen. Darüber hinaus hat ihre Abwendung von Chemie viele andere Produzenten in Südtirol ermutigt, einen grüneren Weg in der Weinproduktion einzuschlagen.

 


Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts entschied sich Rainer Loacker, Vater von Hayo & Franz Josef Loacker, für den Weinbau und es war für ihn von Anfang an klar, diesen biodynamisch zu betreiben. Eigentlich sprach nichts für diese Entscheidung. Es gab so gut wie gar keine praktischen Erfahrungen mit Bio-Weinbau. Statt Zustimmung erntete man damals gerade als Neueinsteiger eher Spott von den Kollegen und wirtschaftlich war es für Rainer Loacker auch der Tausch einer gesicherten Existenz mit den Unwägbarkeiten einer völlig neuen Herausforderung.

Als Mitbesitzer einer erfolgreichen Süßwarenfabrik hatte er eigentlich ausgesorgt. Eine schwere Krankheit brachte ihn jedoch dazu, sein Leben grundsätzlich zu überdenken und zu ändern. Er wählte dazu den Weinbau und weil er seine Krankheit erfolgreich mit homöopathischen Methoden besiegte, wollte er diese Methoden auch in seiner Arbeit als Winzer anwenden. „Vieles” so sein Sohn Hayo Loacker, der mittlerweile für die Kellerei verantwortlich ist, „musste er damals durch Ausprobieren herausfinden und manchmal waren die Resultate nicht unbedingt befriedigend.” Auch ich habe aus Neugier damals im Bio-Laden ab und zu eine Flasche Loacker-Wein gekauft. 30 Jahre sind eine lange Zeit, so dass ich mich wirklich nicht mehr erinnern kann, wie diese Weine damals geschmeckt haben. Zum Bio-Weinfreund haben sie mich zu dieser Zeit jedenfalls noch nicht gemacht. „Top-Weine waren das damals sicherlich nicht,” so Hayo Loacker. „Im Bio-Bereich mussten damals erst noch einige Erfahrungen gewonnen werden, um wirklich besondere Qualitäten zu produzieren.”

Die Arbeit Rainer Loackers verdient meines Erachtens vor allem deshalb größten Respekt, weil er diesen schwierigen Weg ging und nicht das Handtuch warf, statt auf die sichere (= konventionelle) Seite zu wechseln. Er hielt konsequent an seiner einmal getroffenen Entscheidung fest. Und die Resultate hinsichtlich der Weinqualität und der damit inzwischen eingetretene wirtschaftliche Erfolg geben ihm Recht. Was heutzutage die Kellerei Loacker verläßt, steht zu Recht nicht mehr ("nur") in Bio-Läden, sondern in vielen gut sortierten Vinotheken nicht nur in Südtirol und jede Flasche verdient hinsichtlich Qualität und Individualität Beachtung. Außer seinen Südtiroler Gütern in Sankt Justina bei Bozen und im Eisacktal besitzt die Kellerei Loacker inzwischen noch zwei Weingüter in der Toskana – Corte Pavone in Montalcino sowie Valdifalco in der Maremma. Die Arbeit auf den italienischen Weingütern überlässt Rainer Loacker inzwischen komplett seinen Söhnen Hayo und Franz Josef. Aber lassen kann er es auch im Alter nicht und hat vor einigen Jahren ein Weingut in der Steiermark erworben, das – genauso wie die toskanischen Güter - natürlich auch biodynamisch bewirtschaftet wird.

Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 8.00 – 12.30 und von 14- 17.30. Jeden Donnerstag um 15 Uhr wird eine Weingutsbegehung mit Kellerbesichtigung und Verkostung angeboten, mit der Bitte um Voranmeldung. Kosten 12 Euro.

Die Weine des Schwarhofs im Wein-Plus-Weinführer

Die Weine von Corte Pavone im Wein-Plus-Weinführer

Die Weine von Valdifalco im Wein-Plus-Weinführer

Die Preise der Weine vom Schwarhof bewegen sich zwischen 7 und 19 Euro.

 


Sobald sich das Eingangstor des Nusserhofs hinter einem schließt ist die Welt eine andere. Hat man sich vorher noch durch hektischen Verkehr gequält, ist man von einem Augenblick auf den anderen von Ruhe und gepflegter Natur umgeben.

Natur ist für Elda und Heinrich Mayr das wichtigste. Sie waren vor nun gut 20 Jahren eine der ersten Bio-Winzer Südtirols. Zu einer Zeit also als dies noch als Spinnerei bezeichnet wurde und man viel Kraft und Standhaftigkeit brauchte, um diesen Weg konsequent weiter zu gehen. Aber das beharrliche Schwimmen gegen den Strom war für Heinrich Mayr nichts Neues. „Lange Zeit stand die Existenz des Nusserhofs auf des Messers Schneide und ich verbrachte meine ganze Kindheit in der Unsicherheit, ob wir nicht von einem Tag auf den anderen die Nachricht bekommen, dass wir den Hof verlassen müssen.“

Das den Hof umgebende Gewerbegebiet näherte sich unaufhaltsam und wollte sich die grüne Oase Nusserhof einverleiben. Gerettet hat den Nusserhof ein Onkel von Heinrich Mayr, Josef Mayr – Nusser. Allerdings erst nach seinem Tod. Josef Mayr - Nusser verweigerte in der Zeit des Faschismus den Schwur auf Hitler, wurde dafür ins Konzentrationslager gesteckt und starb später an den Folgen. Dem Argument, dass die Wirkungsstätte eines solchen standhaften Mannes geschützt werden muss, konnte sich keine der im Bozner Stadtrat vertretenen Parteien verschließen und so gibt es den Nusserhof bis heute.

Glücklich schätzen über diesen Zustand können sich neben den Besitzern auch anspruchsvolle Weintrinker. Vorausgesetzt „anspruchsvoll“ bedeutet auch „charaktervoll“. Denn die Weine des Nusserhofs sind nicht „lecker“, sondern fordernde und eigenwillige Gewächse. Und sie brauchen Zeit zum reifen. Das gilt für die kräftigen Rotweine aus Lagrein und Teroldego, aber auch für den Vernatsch und für den Weißwein aus der fast vergessenen Südtiroler Sorte Blatterle. Bei letzteren und auch beim Teroldego darf man sich nicht davon irritieren lassen, dass bei einen nur „B....“, beim anderen „T...“ auf dem Etikett steht und dass die Weine offiziell als Tafelweine deklariert sind. Das hat bürokratische Gründe, auf die hier einzugehen, den Rahmen des Artikels sprengen würde. Die Qualität beider Weine lässt die offizielle Deklaration ohnehin als unwichtig erscheinen.

Überzeugen kann man sich davon bei einem Besuch des Nusserhofs, der nicht nur hinsichtlich der Qualität der hier produzierten Weine eine angenehme und bleibende Erinnerung sein wird. Die liebevolle Pflege dieses Kleinods mitten im Bozner Gewerbegebiet beschränkt sich nicht nur auf die Schönheit des Gartens und der Rebzeilen, sondern zeigt sich auch in der Bewahrung des kulturellen Erbes und der Dokumentation der Geschichte. Außerdem spielt Musik eine große Rolle auf dem Nusserhof. Sowohl Elda als auch Heinrich Mayr sind passionierte Musiker, die ihre Leidenschaft gerne mit ihren Gästen teilen und im kleinen Kreis anspruchsvolle Konzerte veranstalten.

Ansonsten sind Besucher nach telefonischer Voranmeldung (es gibt hier keinen Computer) willkommen, außer zwischen 12 und 14 Uhr – die Mittagszeit ist hier heilig! Und man sollte sich rechtzeitig vorher anmelden, denn so Elda Mayr: „Wenn ich eine Führung und eine Weinprobe mache, dann brauche ich Zeit, diese vorzubereiten – so wie unsere Weine Zeit brauchen, sich zu entwickeln.“

Die Weine des Nusserhofs im Wein-Plus-Weinführer

Preise ab Hof für Privatkunden: Von 15 Euro bis 80 Euro

 


„Ich möchte mit meiner Arbeit Ruhe in die Weine bringen“ war einer der ersten Sätze von Urban Plattner bei meinem Besuch auf dem Ebnerhof. Was Urban Plattner damit meinte, war mir sofort nach dem ersten Schluck seines Malvasier, einer trockenen Südtiroler Rotweinspezialität, klar. Ein Wein mit feinem, markantem und zugleich unaufdringlichem Duft, im Mund von feiner, zarten Strenge geprägt, ohne den süßlichen, satt machenden Schmelz, den ich von Weinen aus dieser Sorte bis jetzt kannte. Ein Wein, ohne ablenkende „Nebengeräusche“, klar und direkt.

Dasselbe wiederholte sich beim Vernatsch. Viele Vernatsch-Trinker wären schon vor dessen Alter erschrocken. Es war ein 2010er, der im Mai 2014 noch gar nicht abgefüllt war! Spontan und sechs Wochen auf der Maische vergoren präsentierte er sich nach nun dreieinhalb Jahren glasklar, rein und mit saftiger Frische. Und auch die vollmundige Merlot/Lagrein-Cuvée 'Merleum' brachte ihre prägnante, intensive Frucht geradelinig und ohne jegliche Schwere ins Glas. Und sogar der normalerweise eher „laute“ Sauvignon Blanc, von dem Urban Plattner den im Mai 2014 noch nicht abgefüllten Jahrgang 2012 auf den Verkostungstisch stellte, zeigt hier ein anderes Gesicht. Wer beim Sauvignon Blanc heftige Paprika-, Holunder- und Cassisnoten erwartet wird enttäuscht, wer einen prägnanten, in sich ruhenden Wein sucht, hat hier einen gefunden. „Ruhe“ und Klarheit“ sind genau die richtigen Worte für diese Weine.

Urban Plattner geht mit der Produktion dieser Art von Weinen allerdings ein gewisses wirtschaftliches Risiko ein. Denn abgesehen, dass sie aufgrund ihrer aufwändigen Herstellung nicht billig sind, unterscheiden sie sich sehr stark von den Weinen, die bis vor kurzen noch sein Vater, Johannes Plattner, auf dem Ebnerhof produzierte. Mainstream-Weine waren die Ebnerhof-Gewächse nie. Aber so radikal wie sein Sohn war sein Vater nicht. Zumindest nicht beim Weinstil – in anderer Hinsicht schon.

Johannes Plattner ist einer der Bio-Pioniere in Südtirol. Er stellte schon 1990 auf biologische Bewirtschaftung um. Damals noch ein großes Risiko – es gab ja keinen nennenswerten Markt für Bioweine und mit der Oidium- und Peronospera-empfindlichen Hauptsorte Vernatsch wurde es ihm auch im Weinberg nicht leicht gemacht. Johannes Plattner hielt durch und sein Sohn geht auf diesem Fundament aufbauen noch einen Schritt weiter hin zur Biodynamie. „Ich möchte im Keller möglichst wenig in den Wein eingreifen und das geht nur mit wirklich gesunden Trauben, die wiederum nur entstehen können, wenn im Weinberg eine gewisse Harmonie herrscht. Dieser möchte ich mit der bio-dynamischen Arbeit möglichst nahe kommen. Das ist für mich eine Riesenaufgabe und alles ist erst am Beginn“, so Urban Plattner.

Wenn die oben beschriebenen Weine erst der Anfang sind, ist noch einiges zu erwarten vom Ebnerhof und ich bin mir sicher, dass in Zukunft viele derjenigen Weinfreunde, die an wirklich außergewöhnlichen Weinen interessiert sind, zu den herrlichen Steillagen mit traumhafter Aussicht in Leitach hinauf fahren werden.

Die Weine des Ebnerhofs im Wein-Plus-Weinführer

Die Preise bewegen sich zwischen 10 und 22 Euro. Besucher sind nach telefonischer Anmeldung immer willkommen.

 


Martin Gojer ist ein junger Winzer, der auf seinem Weingut Pranzegg Neues ausprobiert. Aus den Namen seiner Weine wird man zunächst einmal nicht schlau. Sie heißen 'Caroline', 'Jacob', 'Campill' und 'Quirein'. Außer beim 'Campill', dessen Name auf die Lage des Weinguts in Kampill gegenüber von Bozen hinweist, erfährt man durch die Bezeichnungen wenig über die Herkunft der Weine und das Ganze wirkt auf den ersten Blick so, als wollte Martin Gojer mit Südtiroler Traditionen nichts zu tun haben und/oder zeigen, dass er etwas ganz besonderes und besseres ist.

Die nicht gerade niedrigen Preise der Weine scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Auf den zweiten Blick wird jedoch die Verbundenheit von Martin Gojer mit seiner Südtiroler Heimat und der Herkunft seiner Weine deutlich. Der 'Quirein' ist ein hauptsächlich aus der typischen, autochtonen Südtiroler Sorte Lagrein gekelterter Wein, der nach einer Weinbergslage in Bozen benannt ist, wo Martin Gojers Großmutter gelebt hat; der 'Campill' besteht hauptsächlich aus alten Vernatsch-Spielarten wie Klein-, Mitter-, Grau- und Edelvernatsch und der Rosé 'Jacob' ist benannt nach dem Kirchlein St. Jacob, das den Weingarten im Bozner Talboden 'beschützt', wo die Lagrein-Trauben für diesen Wein wachsen. Nur bei der aus Chardonnay, Viognier, Manzoni Bianco und Sauvignon gekelterten Weißwein-Cuvée 'Caroline' hat Martin Gojer bei der Namensgebung dann doch vor allem an sich bzw. an seine Familie gedacht und den Wein nach seiner Tochter benannt.

Geschmacklich unterscheiden sich die Weine sehr stark von den meisten Südtiroler Weinen. Das liegt aber in erster Linie daran, das es Martin Gojer im Unterschied zu den meisten seiner Kollegen nicht eilig hat mit dem Verkauf und den Weinen die Zeit gibt, die sie brauchen, um all das zu entwickeln, was die Böden auf dem Hügel in Kampill und im Bozner Talboden sowie die bio-dynamische Bewirtschaftung ihnen mitgeben.

Die Weine werden dann verkauft, wenn sie reif dafür sind und das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. So hat Martin Gojer seinen 2010 'Quirien' erst im Sommer 2014 – ein knappes Jahr nach dem 2011er zum Verkauf frei gegeben; der Vernatsch kommt meist erst nach circa drei Jahren auf den Markt; dasselbe gilt für die Weißwein-Cuvée; nur beim Rosé macht Martin Gojer eine Ausnahme und verkauft den Wein schon im auf die Ernte folgenden Jahr.

Hier bestimmen nicht die Markterfordernisse – die meisten Kunden (vor allem Restaurants) möchten immer alles möglichst jung – wann verkauft wird, sondern eben wie viel Zeit die Weine nach Ansicht von Martin Gojer brauchen. Alle Weine werden spontan vergoren und nicht gefiltert. „Ich möchte Weine, die aussagekräftig, spannend und geheimnisvoll sind.“ Dass er diesem Anspruch gerecht wird zeigt sich eindrucksvoll hier.

In Zukunft werden die Freunde dieser Art von Wein noch einige weitere interessante Gewächse bei Martin Gojer finden. 2015 wurde ein neuer Weingarten in Unterplatten am Ritten gepachtet. Aus diesen Lagen wird es einen Vernatsch von alten Reben geben, sowie einen Traminer und ein wenig Merlot, aus dem ein Rose gekeltert wird.

Das Weingut befindet derzeit in der Umstellungsphase zur offiziellen Bio-Zertifizierung.

Die Weine des Weinguts Pranzegg im Wein-Plus-Weinführer

Die Preise bewegen sich zwischen 10 und 22 Euro. Besucher sind nach telefonischer Anmeldung immer willkommen.

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