In der Spitze jedoch herrscht diese Einheitlichkeit auf hohem Niveau nicht überall. So scheint gerade manchen Topgewächsen aus 2019 ein wenig die letzte Komplexität und Tiefe zu fehlen. Nach überzeugendem Auftakt bleiben einige von ihnen am Gaumen auffällig unauffällig. Wir reden hier nicht von Understatement oder besonderer Eleganz und Feinheit, die man sich nur erschließen muss; nein, es fehlt manchen nominellen Spitzenrieslingen, was sehr guten Wein von großartigem oder gar großem unterscheidet. Grund dafür ist die Trockenheit. Wo Wasser fehlt, kann auch der beste Weingärtner aus der besten Lage keine Wundertropfen produzieren. Aromatischem Ausdruck und Konzentration bleiben Grenzen gesetzt.
Das lässt sich oft auch innerhalb des Sortiments einzelner Erzeuger an deutlichen Lagen-Unterschieden erkennen. Denn wo kein Wasser fehlte oder die Stöcke alt genug sind, um sich aus größeren Tiefen auch da zu versorgen, wo jüngere Reben am Verdursten waren, sind 2019 tatsächlich umwerfende Weine entstanden. Einige von ihnen gehören zweifelsohne zu den größten trockenen Rieslingen, die uns bislang begegnet sind - und schrammen bisweilen sehr nah an der Grenze dessen, was man sich unter großem trockenem Weißwein noch vorstellen kann. Oder erreichen sie sogar.
Der allein über allem stehende Jahrgang der letzten 50 Jahre ist 2019 vielleicht am Ende doch nicht. Muss er aber auch nicht sein. Schließlich hat er mehr als genug zu bieten, um auch den anspruchsvollsten Riesling-Liebhabern die eine oder andere Freudenträne in die Augenwinkel zu treiben.
Rund 1.150 trockene Rieslinge aus Deutschland haben wir in der vergangenen Verkostungssaison probiert, darunter auch ältere Jahrgänge, da immer mehr Produzenten ihre Weine inzwischen erst später auf den Markt bringen.
Hier können wir nur die absolute Spitze vorstellen. Wir empfehlen daher dringend, auch den Links am Ende der einzelnen Listen zu folgen, die zu allen verkosteten Weinen mit ausführlichen Beschreibungen sowie zu ihren Produzenten führen.