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Das Roussillon ist die südlichste Weinbauregion Frankreichs. Es erstreckt sich entlang der Mittelmeerküste von Port Barcarès bis zu den Pyrenäen und wird von drei Gebirgszügen eingerahmt: Corbières im Norden, Canigou im Westen und Albères im Süden. Als Teil der zusammengeschlossenen Region Languedoc-Roussillon entspricht das Gebiet geografisch etwa dem Département Pyrénées-Orientales, das im Norden an das Département Aude, im Westen an das Département Ariège und Andorra sowie im Süden an Spanien grenzt.

 

Landschaft bei Vingrau (Foto: CIVR)

Der Name Roussillon geht zurück auf die mittelalterliche Grafschaft Rosselló, deren damaliger Hauptort Perpignan auch heutiger Verwaltungssitz des Départements ist. Rosselló war neben Vallespir, Conflent, Capcir, Alta Cerdanya und Fenouillèdes einer von sechs historischen nordkatalanischen Kreisen (Comarques), die Anfang des 9. Jahrhunderts von Kaiser Karl dem Großen als Teile der Spanischen Mark zur Verteidigung des Frankenreichs gegen die Mauren gegründet worden waren. Das Territorium gehörte vom 12. bis zum 17. Jahrhundert zu Spanien, bis Nordkatalonien nach dem Französisch-Spanischen Krieg im Zuge des Pyrenäenfriedens 1659 zu Frankreich kam. Bis auf Fenouillèdes wurden die Comarques zur historischen Provinz Roussillon zusammengefasst, die nach der Französischen Revolution 1790 mit Fenouillèdes zum Département Pyrénées-Orientales vereinigt wurde. 1960 entstand aus insgesamt fünf Départements die Region Languedoc-Roussillon. Die katalanische Kultur, Sprache und Mentalität finden sich auch heute noch überall im Roussillon, und auch im Weinbau sind Ähnlichkeiten zu den Nachbarn jenseits der Pyrenäen deutlich erkennbar.

Herkunft der Weine: Landschaft, Klima, Böden

Am Ostfuß der Canigou-Gebirgskette verbreitern sich die Flusstäler von Têt und Tech zu einer sehr fruchtbaren Ebene. Obst- und Gemüsefelder prägen das Bild. Weinberge und Olivenhaine – immer wieder unterbrochen von wilder Garriguelandschaft – finden sich vor allem im kargen, hügeligen Hinterland. An die nördliche Lagunenküste schließt sich südlich bis zur spanischen Grenze die felsige Côte Vermeille an – Ziel vieler Künstler wie Matisse und Derain.

 

Bucht von Paulilles (Foto: CIVR)

Im Roussillon herrscht Mittelmeerklima mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von 15 Grad und einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von rund 2.600 Stunden pro Jahr. Damit ist die Region eine der heißesten Gegenden Frankreichs. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt im Jahr bei 577 Millimetern, doch sie verteilt sich nicht gleichmäßig über das Jahr: Zum Frühjahrsbeginn und im Herbst gehen starke Regenfälle nieder, während die Pflanzen im Sommer große Trockenheit aushalten müssen. Auch während der “Regenzeiten” sorgen kräftige Winde dafür, dass der Boden und die Reben schnell trocknen, so dass die Fäulnisgefahr gering ist und kaum chemische Mittel zur Krankheitsbekämpfung eingesetzt werden müssen: der kalte, trockene Tramontane aus Nordwest, der warme, feuchte Marinade aus Ost-Südost  – also vom Meer – und der warme, trockene spanische Wind aus Süd-Südwest. Dieses mediterrane, windige Klima und die sehr trockene Sommerperiode sorgen zuverlässig für gesunde und reife Trauben.

Die Böden im Roussillon sind eher karg, bestehen dafür aber aus vielen verschiedenen Untergründen – von Kalk und Ton-Kalk über Schiefer, Gneis, Kiesel und Granit bis zu Terrassen mit Schwemmland. Die unterschiedlichen Terroirs spiegeln sich häufig in den einzelnen abgegrenzten Appellationen wider.

 

Weinberge am Fuße des Canigou (Foto: CIVR)

Hintergrund der Weine: Flächen, Mengen, Rebsorten

Die Weinbaugeschichte des Roussillon lässt sich bis in keltische und griechische Zeit zurückverfolgen. In den letzten 30 Jahren nahm die Produktion jedoch stetig ab. Die ertragsfähige Anbaufläche der bis in eine Höhe von 600 Metern reichenden Weinberge ist von 58.000 Hektar im Jahr 1980 auf rund 24.000 Hektar im Jahr 2010 zurückgegangen und mit rund 31 Hektolitern pro Hektar ist der Durchschnittsertrag im Roussillon ohnehin eher gering. Das Département Pyrénées-Orientales liegt von allen weinproduzierenden Départements mit zwei Prozent des nationalen Volumens auf dem neunten Rang. Allerdings werden hier 80 Prozent der natürlichen Süßweine (Vins Doux Naturels) Frankreichs erzeugt.

Sowohl die Flächenreduzierung als auch die vergleichsweise niedrige Ertragsmenge begünstigen immerhin die Weinqualität. Die Region setzt auf Klasse statt Masse, und speziell bei den trockenen Weinen hat sich das Gewicht in den vergangenen 20 Jahren zugunsten von Weinen mit geschützter Herkunftsbezeichnung verlagert. Aufgrund der starken Sonneneinwirkung neigen die Roussillon-Weine jedoch schnell zu einer eher ausladenden Frucht und präsentieren sich vielfach kräftig und alkoholstark. Damit sie – zumal aus weniger hoch gelegenen Weinbergen – nicht banal und dicklich geraten, ist sorgfältiges Arbeiten in Weinberg und Keller erforderlich.

 

Schiefermauern im Weinberg (Foto: CIVR)

Das Roussillon ist hauptsächlich für Rot- und Roséweine sowie für seine Süßweine bekannt. Dabei sind die angebauten Rebsorten typisch für den Mittelmeerraum – als rote überwiegend Grenache Noir (23%), Syrah (16,7%), Carignan (14,1%) und Mourvèdre (3,3%), als weiße vornehmlich Muscat à Petits Grains (10,4%), Muscat d'Alexandrie (8,1%), Macabeu (7,4%), Grenache Blanc (4,8%) und Grenache Gris (3,6%).

Klassifikation der Weine: IGP, AOP, VDN

Die neue EU-Weinmarktordnung, die seit 2009 gilt, ändert unter anderem das Weinbezeichnungsrecht in den Mitgliedsstaaten. Qualitätsweine werden zu Weinen mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.), Landweine werden zu Weinen mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.), Tafelweine  zu Weinen ohne geschützte Herkunftsbezeichnung. Letztere heißen in Frankreich “Vin de France”, und für sie ist der Verband Anivin de France zuständig. Die Administration für Weine mit geschützter Herkunftsbezeichnung (g.g.A. und g.U.) obliegt dem Institut National des Appellations d'Origine (INAO). Bis 2014 muss die Weinmarktreform in Frankreich vollständig umgesetzt sein, ab dann dürfen nur noch die neuen Begriffe verwendet werden.

 

Farbenspiel der Roussillon-Weine (Foto: CIVR)

Indication Géographique Protégée (IGP)
Weine mit geschützter geografischer Angabe (IGP) heißen bisher Vins de Pays (VDP). Als Bezeichnung muss schon heute IGP auf dem Flaschentikett stehen, nur während der Übergangsfrist darf zusätzlich der Begriff “Vin de Pays” angegeben werden. Das Roussillon verfügt über drei IGP-Appellationen:

Appellation d'Origine Protégée (AOP)
Die geschützte Ursprungsbezeichnung (AOP) heißt bisher Appellation d'Origine Contrôlée (AOC), auf Deutsch kontrollierte Ursprungsbezeichnung. AOP darf nur dann auf dem Flaschenetikett stehen, wenn der Wein die – teilweise strengeren – Anforderungen an diese Bezeichnung erfüllt, die insbesondere auf den “Bezug zum Terroir” abstellen. Bis 2014 müssen alle AOC in AOP umgewandelt sein; vorher dürfen Weine, für die die Herstellungskriterien (Gebietsabgrenzung, Weinbeschreibung, Rebsorten, Höchstertrag, Weinbereitungsverfahren etc.) noch nicht neu festgelegt oder anerkannt sind, nur wie bisher als AOC bezeichnet werden. Im Roussillon sind bereits alle AOP in Kraft.

Bei den 13 geschützten Ursprungsbezeichnungen des Roussillon ist zwischen trockenen Weinen und natürlichen Süßweinen zu unterscheiden. Für trockene Rot-, Rosé- und Weißweine bestehen die folgenden Appellationen:

  • AOP Côtes du Roussillon
    (festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 50 hl/ha)
  • AOP Côtes du Roussillon Les Aspres
    (nur Rotweine, festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 45 hl/ha)
  • AOP Côtes du Roussillon Villages
    (nur Rotweine, festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 45 hl/ha; gilt ebenso für die vier Ortslagenbezeichnungen im Folgenden)
  • AOP Côtes du Roussillon Villages Latour de France
  • AOP Côtes du Roussillon Villages Caramany
  • AOP Côtes du Roussillon Villages Lesquerde
  • AOP Côtes du Roussillon Villages Tautavel
  • AOP Collioure
    (festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 40 hl/ha)

 

Appellationen der trockenen Roussillon-Weine (Quelle: CIVR)

Natürliche Süßweine (Vins Doux Naturels - VDN) sind Weine aus sehr reifen Trauben mit hohem Zuckergehalt, bei denen die Gärung durch Zugabe von Alkohol gestoppt wurde. Diese gespriteten Süßweine entstehen in fünf Appellationen:

  • AOP Rivesaltes
    (festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 30 hl/ha)
  • AOP Muscat de Rivesaltes
    (nur Weißweine, zugelassene Rebsorten Muscat à Petits Grains und Muscat d’Alexandrie, Höchstertrag 30 hl/ha)
  • AOP Maury
    (überwiegend Rotweine, festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 30 hl/ha)
  • AOP Banyuls
    (überwiegend Rotweine, festgelegte Rebsorten, Höchstertrag 30 hl/ha)
  • AOP Banyuls Grand Cru
    (analog Banyuls, nur für außergewöhnliche Jahrgänge)

 

Appellationen der natürlichen Süßweine des Roussillon (Quelle: CIVR)

Nach Angaben des Weinwirtschaftsverbands der Region verspricht der Jahrgang 2011 im Roussillon eine sehr gute Qualität. Der kalte Winter im Januar ging in einen warmen Frühling über, nach einem relativ kühlen und regnerischen Juli folgte ein warmer und wiederum feuchter August, auch mit heftigenGewittern am Anfang des Monats, doch der Tramontane verhinderte im Herbst zuverlässig unerwünschte Fäulnis, so dass die Trauben bestens ausreifen konnten. Man darf gespannt sein.

Alle aktuell verkosteten Weißweine aus dem Roussillon

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Alle aktuell verkosteten Vins Doux Naturels aus dem Roussillon

Zum Weinwirtschaftsverband des Roussillon (CIVR)

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