Freude, Leidenschaft und Begeisterung: Diese drei Elemente sind die entscheidende Prise Raffinesse, die es braucht, wenn Wein aus Tradition gelebt wird. Dafür steht das VDP-Weingut Nelles an der Ahr, das auch mit Restaurant und Hotel zu einem genussvollen Besuch einlädt.Tradition verpflichtet, sagt man. Aber Neues kann nur dann entstehen, wenn man offen ist und Weitblick zulässt. Diese beiden scheinbaren Gegensätze gehen auf dem Weingut Nelles wunderbar Hand in Hand. Der Grund ist einfach: weil es ein Erbe zu bewahren und in die Zukunft zu führen gilt, dessen Wurzeln urkundlich bestätigt bis auf das Jahr 1479 zurückgehen. Auch heute noch ist der damals erwähnte Weingarten, der den Grundstein für eine über 500-jährige Geschichte markiert, Teil des Weinguts – und zählt sogar zu den besten Lagen, in denen nach wie vor großartige Weine entstehen. „Wir bauen unsere Rotweine traditionell im Holzfass aus. Gleichzeitig sind wir Perfektionisten und schauen daher immer danach, was es an Innovationen im Weinberg und Keller gibt“, erzählte Philip Nelles einst über die Zusammenführung von Tradition und Moderne. Gemeinsam mit seinem Vater Thomas, in dessen Händen das Familienweingut seit Beginn der 1970er-Jahre liegt, setzt er die vinophile Familiengeschichte fort. Eine Alternative gab es für ihn nie: „Ich bin als Winzer geboren!“ Aus Überzeugung, Leidenschaft und Spaß an der Natur trat er in die Fußstapfen seiner Ahnen. „Es ist etwas ganz Besonderes, jedes Jahr aufs Neue die beste Qualität der Früchte im Weinberg zu begleiten und zu fördern“, meint der Weinbauer, der 2015 als bester Jungwinzer Deutschlands ausgezeichnet wurde.
Die Natur ist es auch, die eine essenzielle Rolle für die Winzerfamilie spielt: Als Mitglied bei Fair and Green legen sie großen Wert auf den nachhaltigen Umgang mit der einzigartigen Landschaft. Im unteren Teil der Ahr, in Bad Neuenahr-Heimersheim gelegen, reifen auf den neun Hektar, die das Weingut umfasst, hauptsächlich rote Rebsorten. Der Spätburgunder ist das besondere (und brillante) Steckenpferd. Er liebt die steilen Hanglagen der Region, die von Schiefer, Basalt und Lösslehm geprägt sind. Sie speichern tagsüber Wärme und bieten den Reben so ein angenehmes Klima. „Wichtig ist uns selbstverständlich auch die höchste Qualität der Trauben, verbunden mit einem schonenden Ausbau, um möglichst viel Weinberg-Terroir im Geschmack der Weine zu erhalten.“ Daher herrsche im Keller auch ein „kontrolliertes Nichtstun“, um die Mineralität, Qualität und Eleganz der Ahr-Weine herauszustellen. Die Paradelagen dabei sind Landskrone und Burggarten. Doch generell beginnt die Qualität auf dem Weingut Nelles genau dort, wo die Trauben wachsen: im Weinberg. Vom Rebschnitt bis zur grünen Lese dienen zahlreiche Maßnahmen dazu, die Erträge zu reduzieren, um die Güte der Trauben zu erhöhen. Gedüngt wird mit Stallmist, durch das Mähen und Mulchen der Beikräuter wird der Humusgehalt erhöht und das Bodenleben gesteigert. Auf so bedachte Weise wird die Ansiedlung von Nützlingen wie Insekten und Bienen gefördert. Die vollreifen Trauben werden ausschließlich per Hand gelesen und vor der Verarbeitung abgebeert, was nicht zuletzt zu dem samtigen Charakter führt, für die die Nelles-Weine bekannt sind.
Blickt man dann in den Keller, ist bei dieser klaren Philosophie eines sicher: Schönungsmittel sucht man vergeblich. Zeit hingegen ist hier der wichtigste Begleiter. Die kostbaren Rotweine werden separat je nach Rebsorte und Lage im Holzfass ausgebaut. Dabei kommt eine weitere Besonderheit zum Tragen: Die Barriquefass-Nummern – B-52 und B-48 – stehen auch als Weinnamen auf dem Etikett der Flasche. Und noch ein Wein rühmt sich mit einem speziellen Namen: der Spätburgunder „1 AHR“ – ein weiteres Aushängeschild des Weingutes.