Und doch scheint es uns, als wäre das Angebot Südtiroler Weine in den vergangenen Jahren immer vielfältiger und damit auch spannender geworden zu sein. Das zwar liegt nicht nur an der steigenden Zahl kleiner engagierter Weinbauern, die sich neben den großen Genossenschaften und alteingesessenen Privatweingütern zunehmend erfolgreich ihre Nische suchen, aber womöglich mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Denn die steigende Konkurrenz scheint sich auch auf viele der etablierten Betriebe auszuwirken. Die haben einerseits den Trend zu exklusiven Prestige-Abfüllungen entdeckt, mit denen sie qualitativ wie preislich neue Marken setzen möchten (was oft, aber nicht immer auch überzeugend gelingt). Zugleich aber scheinen auch die Basis- und Mittelklasse-Weine der großen Häuser an Individualität und Ausdruckskraft zu gewinnen. Dabei hilft, dass viele Güter den Folgen des Klimawandels den Kampf angesagt haben und viel daran setzen, frische, präzise und nach Möglichkeit weniger alkoholmächtige Weine auf die Flasche zu bringen.
Die Bemühungen scheinen sich auszuzahlen. So haben wir den Eindruck, dass nach Jahren, in denen die Südtirol-Verkostungen aufgrund der zunehmenden Alkoholschwere vieler Weine immer anstrengender wurden, unsere Freude an den Proben wieder deutlich zugenommen hat.
Das gilt, wie bereits erwähnt, längst nicht nur für die Spitzenweine, aber dort eben auch. Knapp 70 der 370 insgesamt verkosteten Weine konnten wir mit Punktnoten von 90 oder mehr auszeichnen. Eine stattliche Anzahl angesichts der Tatsache, dass wir bei weitem nicht nur die Prestige-Linien der Region probieren. Dabei haben wir unser Bewertungssystem keineswegs dem allgemeinen Hang zur Punkteinflation angepasst. Wir sind so realistisch wie eh und je. Es sind schon die Weine, die immer überzeugender werden.
Alle Weine wurden, wie immer, blind und oft mehrfach in unserem Verkostungsraum in Erlangen probiert. Die besten Ergebnisse stellen wir hier vor. Links zu allen Weinen finden Sie jeweils am Ende der Listen.