Intensivere Sonneneinstrahlung und Arbeitskräftemangel führen zu einem Comeback der Reberziehungsform Pergola. Der neue italienische Master of Wine Andrea Lonardi MW hat seine Forschungsarbeit über die Unterschiede der Pergolaerziehung gegenüber der üblichen Spaliererziehung in Valpolicella geschrieben, wo die Pergola traditionell verwendet wird. Lonardi ist dort für das Weingut Bertani tätig. Er berichtet, dass Weingüter im spanischen Galicien sowie in Argentinien auf diese Erziehungsform umstellen und sogar im Napa Valley seine Einführung erwogen wird.
Die Vorteile seien neben der besseren Beschattung der Trauben auch die langsamere Reifung und der reduzierte Arbeitsaufwand. Erstens müssten während der Vegetationsperiode keine Laubarbeiten wie das Entfernen von Blättern und Positionierung der Triebe durchgeführt werden, zweitens bedinge die langsamere Ausreifung der Trauben geringere Spitzen bei der Arbeitsnachfrage. Der Schatten schaffe außerdem bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiter. „Die Weinproduktion ist ein Geschäft mit hohen Peaks bei der Arbeitsnachfrage und die Pergola bringt mehr Stabilität. Wenn von Hand geerntet wird, gibt es keinen Grund, Spaliererziehung zu verwenden. Weingüter müssen ein Modell entwickeln, das zu ihrer Arbeitskraft passt und ein System entwickeln, damit die Menschen gute Arbeitsbedingungen haben“, sagte er dem Branchenmagazin drinksbusiness.
Masi, ein anderer bedeutender Erzeuger von Amarone und Valpolicella in der Region, stellte seit 2012 wieder auf das traditionelle System um, da die Trauben mit der Pergola deutlich weniger Tannine bilden und keine Überreife zeigen. Trauben aus einer Pergola seien im Hochsommer um bis zu 20 °C kühler als solche aus Spaliererziehung. Dafür bleibe die Farbe stabiler und die Trauben bekämen keinen Sonnenbrand. Lonardi weist darauf hin, dass Weine aus Pergolaerziehung einen leichteren Stil zeigten: „Wenn man konzentrierte Weine will, ist die Pergola nicht die richtige Wahl“.
(al / Quelle: drinksbusiness)