Hochgelegene Weinberge, extremes Klima, vielfältige Böden und engagierte Menschen bringen in der spanischen Region Ribera del Duero herausragende Weine hervor. Der Herkunftsschutz garantiert ihre Qualität.
Klima, Reben, Menschen und Terroir – das sind die vier Säulen, auf denen der Charakter der Weine aus der Ribera del Duero beruht. Das Klima, das den Jahresverlauf prägt. Die Reben, an denen die Trauben wachsen. Das Terroir, das die Rebstöcke nährt. Die Menschen, die den Wein erzeugen. Durch die richtige Kombination dieser Faktoren entstehen Weine mit Seele, die Emotionen wecken.
Die spanische Weinregion Ribera del Duero liegt im Norden der Kastilischen Hochebene, eingerahmt von Gebirgszügen: dem Kantabrischen Gebirge im Norden, dem Iberischen Gebirge im Osten, dem Kastilischen Scheidegebirge im Süden und den Bergen von León im Westen. „Ribera“ bedeutet übersetzt „Ufer“: Der namensgebende Fluss Duero durchzieht das Gebiet von Osten nach Westen. Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln und breiten Tälern, die der Duero und seine Nebenflüsse geformt haben.
Die Weinberge hier zählen zu den höchstgelegenen der Nordhalbkugel: Sie reichen von 720 bis über 1.000 Meter Meereshöhe und umfassen mehr als 27.000 Hektar, die sich auf 115 Kilometern Länge und bis zu 35 Kilometern Breite den Fluss entlang ziehen. Die Höhenlage, das kontrastreiche Klima und die unterschiedlichen Bodenarten bringen Rot-, Rosé- und Weißweine hervor, die so einzigartig sind wie ihre Heimat.
Ob Schnee, Sonne, Regen oder Wind – jede Jahreszeit ist ein Tanz mit den Elementen. Im Duero-Tal treffen kontinentale und mediterrane Klimaeinflüsse aufeinander. In den heißen, trockenen Sommern steigen die Temperaturen mitunter auf über 40 °C, in den langen, strengen Wintern können sie bis auf minus 20 °C sinken. Das Gebiet erhält durchschnittlich kaum 400 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Doch die Reben haben sich angepasst.
Die intensive Winterkälte lässt die Rebstöcke erst spät austreiben; wirklich frostfrei sind nur die Sommermonate. Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht begünstigen die Entwicklung von hochwertigen Trauben, die langsam und spät reifen. Durch die kühlen Nächte nach den warmen Tagen können sie intensive Aromen und eine frische Säure ausbilden und ergeben schließlich vielschichtige, langlebige Weine.
Die Weinberge in der Ribera del Duero sind meist relativ klein – aufgeteilt auf fast 64.000 Parzellen in 118 Gemeinden. Diese liegen in den Provinzen Burgos, Valladolid, Soria und Segovia, die alle zur autonomen Gemeinschaft Castilla y León gehören. Die Bodenstruktur ist vielfältig und sorgt für eigenständige, terroirgeprägte Gewächse.
Hauptsächlich bestehen die Böden aus schlammigem oder lehmigem Sand mit abwechselnden Schichten aus Kalkstein und kalkhaltigen Ablagerungen; auch Kreide und Ton sind zu finden. Der feine, rötlich-braune Lehmboden verleiht den Weinen Struktur und Charakter. Der trockene, magere weiße Kalkboden ist reich an Salzen und sorgt für Eleganz und Komplexität. Geschmeidigkeit erhalten die Weine durch steinigen Boden, der hier in vielen Ausprägungen zu finden ist.
Bewirtschaftet werden die Weingärten von rund 8.000 Winzerinnen und Winzern. Sie blicken auf eine stolze Geschichte zurück, denn Weinbau gab es hier schon vor über 2.500 Jahren. Davon zeugen Weinreste, die bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Pintia gefunden wurden, und ein großes römisches Mosaik in Baños de Valdearados, das den Weingott Bacchus darstellt. Das Erbe in Form des Terroirs sorgt bei den Menschen für einen tiefen Respekt vor den außergewöhnlichen natürlichen Gegebenheiten.
So verbinden sie Liebe, Sorgfalt, Geduld und Hingabe mit Know-how, Tradition und modernster Technik. Denn sie wissen: je anspruchsvoller die Arbeit, desto besser das Ergebnis. Bewusst haben sie sich für eine geringe Ertragsmenge zugunsten einer hohen Weinqualität entschieden und erreichen dieses Ziel durch aufwändige Beschneidung und Ausdünnung der Rebstöcke. Mehr als 70 Prozent der Trauben werden von Hand geerntet, so dass nur bestes und gesundes Lesegut verarbeitet wird.
Die lange Weinbautradition der Ribera del Duero schlägt sich auch im Alter der Rebstöcke nieder: 28 Prozent der Reben sind über 30 Jahre alt, gut acht Prozent über 80 Jahre und einige sogar über 100 Jahre.
Die mit Abstand wichtigste Rebsorte in der Region ist die Tempranillo, die hier auch Tinto Fino oder Tinta del País genannt wird. Ihr verdanken die Rotweine ihre violettrote Farbe, ihren Körper und ihre Aromen von dunklen Früchten. Der vorgeschriebene Mindestanteil an Tempranillo liegt für Rotweine bei 75 Prozent. Weitere zugelassene rote Rebsorten sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec und Garnacha Tinta. Die wichtigste weiße Rebsorte ist der Albillo Mayor, der Weine mit Apfel- und Pfirsicharomen sowie moderater Säure ergibt. Weißweine müssen zu mindestens 75 Prozent aus Albillo Mayor gekeltert sein.
Seit 1982 ist Ribera del Duero eine geschützte Ursprungsbezeichnung – auf Spanisch: Denominación de Origen Protegida, abgekürzt DOP oder D.O. Die gesetzlichen Vorschriften zum Herkunftsschutz stellen die hohe Qualität der Weine sicher und werden vom Kontrollrat der Region überwacht. Ein Beispiel ist der Trauben-Höchstertrag von 7.000 Kilogramm pro Hektar. Heute ist die geschützte Ursprungsbezeichnung eine hochwertige Marke, deren Siegel gut 2.220 Weine von über 300 Weingütern tragen.
Die Rotweine der D.O. reichen von jungen, fruchtbetonten Gewächsen bis zu eleganten Tropfen mit großem Reifepotenzial, die sich durch aromatische Komplexität, Kraft und Ausgewogenheit auszeichnen. Daneben gibt es fruchtig-frische Roséweine sowie Weißweine mit ausgeprägter Frucht und animierender Säure, die durch Holzfassausbau komplexere Aromen entwickeln können.
Mit seinem Siegel und einem Rückenetikett mit Prüfnummer garantiert der Kontrollrat die Echtheit und Güte der geschützten Weine. Es gibt vier Qualitätsbezeichnungen, von denen jede ein eigenes Rückenetikett in einer bestimmten Farbe hat: Crianza, Reserva, Gran Reserva und Cosecha. Für jede Qualitätsbezeichnung gelten präzise Vorgaben, beispielsweise für die Mindestreifedauer:
Die Qualitätsbezeichnung Cosecha tragen zum einen Weine, die nicht oder nur minimal im Holzfass ausgebaut sind (Joven) oder die weniger als ein Jahr im Barrique gereift sind (Joven Roble). Die Benennungen „Joven“ oder „Joven Roble“ können auf dem Vorderetikett der Flasche erscheinen; auf dem Rückenetikett steht immer Cosecha. Zum anderen gilt die Bezeichnung Cosecha auch für länger gereifte Weine, die nicht die strikten Kriterien für eine andere Bezeichnung erfüllen. Insofern kann ein Wein mit einem Cosecha-Rückenetikett einer Reserva oder Gran Reserva mindestens ebenbürtig sein.
Ende Juni 2024 wurden bei der Verkostung „Best of Ribera del Duero“ 80 Weine von einer Fachjury der Deutschen Wein- und Sommelierschule (DWS) in Koblenz blind probiert und beurteilt.
Damit länger gereifte Cosecha-Weine mit vergleichbaren Weinen anderer Qualitätsstufen in dieselbe Kategorie gefasst werden konnten, waren die Kriterien für die Kategorien weniger strikt als für die Qualitätsbezeichnungen. Weine mit dem Rückenetikett Crianza, Reserva oder Gran Reserva fielen automatisch in die Kategorie gleichen Namens. Weine mit dem Rückenetikett Cosecha traten in der Kategorie an, der sie in Reifedauer und Ausbauart entsprachen.