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Maienfeld ist die Heimat von Johann Spyris weltberühmter Kinderbuchfigur Heidi. Die 2500 Einwohner leben, umgeben von Wiesen und Reben, an den Grenzen zu Österreich und Liechtenstein. Doch die Idylle des „Heididörflis” bekommt dicke Risse: Auch ein vom Winzerpräsidenten engagierter Önologe aus dem deutschen Geisenheim kann das Rätsel des bitteren Pinots nicht lösen. Es kommt noch schlimmer. Eine in der Region bislang unbekannte Zikadenart befällt die Reben und lässt sie absterben. Die Existenz der Betriebe ist akut bedroht, die Winzer sind nervös, angespannt, fast hysterisch. Plötzlich wird der Winzerpräsident Elmar Obrist, einer der Starwinzer der Region, tot im Keller gefunden.

„Bitterer Abgang in Maienfeld” heißt der Krimi des Schweizer Autors Markus Matzner, der seit einigen Jahren über Schweizer Wein in Büchern und im TV publiziert. Im Mittelpunkt steht der sympathisch gezeichnete Underdog Hannes Rüfener. Sein Vater, ebenfalls Winzer, war bei einem Motorrad-Unfall ums Leben gekommen. Hannes Mutter hinterließ er nichts außer hohen Schulden. Vor allem Obrist schuldete er sehr viel Geld, der den Betrieb zum Ausgleich übernahm und den beiden nur das Wohnhaus ließ. Rüfener arbeitet trotz seines ausgesprochenen Talents im Weinmachen als Lebensmittelchemiker und kümmert sich nur in der Freizeit um die Reben der verwitweten Ursina Vetscherin. Sie ist die Schwester von Robert Vetscherin, engster Freund von Obrist und zweiter Starwinzer der Stadt. Ursina muss den hochwertigen Jungwein aufgrund eines alten Vertrags an den jähzornigen, tyrannischen Bruder zum Spottpreis abliefern, der ihn ausbaut und unter eigenem Namen für gutes Geld verkauft.

Ein Drohbrief, ein Toter und angebohrte Barriques

 

 

Autor Markus Matzner

Nachdem auch ein Fernsehteam über den bitteren Pinot Noir berichtet, gerät Hannes unversehens in Verdacht und muss eine Nacht in der Zelle der Ortspolizei verbringen. Er versucht, mit Hilfe seines alten Lehrmeisters Oskar das Geheimnis der Katastrophe analytisch zu ergründen, doch die beiden scheitern ebenfalls. Hannes erhält einen Drohbrief, der weitere „Plagen” ankündigt. Es gibt nich einen Toten, und in den Winzerkellern überschwemmt teurer Rotwein aus angebohrten Barriques den Boden. Nun überschlagen sich die Ereignisse, zumal sich Hannes auch noch in die Tochter seines Feindes Robert Vetscherin verliebt.

Matzner erzählt diesen Plot in seinem Krimi-Erstling auf zurückhaltende Weise, mit genauer Sach- und Ortskenntnis. Manchmal bleiben seine Schilderungen an der Oberfläche, die Dialoge wirken gelegentlich etwas hölzern. Doch dies macht sein Detailwissen über die Arbeit der Winzer wieder wett, so dass trotz dieser Schwächen ein stimmiges Bild hinter der Fassade der Vorzeigebetriebe entsteht.

Die ruhige, angenehm schwyzerdeutsch gefärbte Sprache trägt die Geschichte tief in die Abgründe der von Erfolg und Ehrgeiz getriebenen Winzer, erzählt von krummen Geschäften, Neid, Eitelkeit, Erpressung, knallhart ausgenutzter Abhängigkeit und Übervorteilung. Markus Matzner erreicht dabei (noch) nicht die psychologische und sprachliche Genauigkeit von Autoren wie Arnaldur Indriðason, Jan Seghers, Petra Hammesfahr oder des Österreichers Heinrich Steinfest. Dennoch gelingt Matzner eine spannend gebaute Geschichte vor der authentisch geschilderten Kulisse einer Schwyzer Winzerstadt-Atmosphäre. Gut geschildert, spannend zu lesen und so vor allem für Weinfans empfehlenswert. Für alle anderen aber auch.

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Markus Matzner: Bitterer Abgang in Maienfeld, orte-Verlag, Oberegg AI und Zürich, 221 Seiten, 15 Euro, ISBN-10: 3858301450

 

 

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