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Pavillon Rouge 1996 - DSC_9158Es war einst eine Ehre, Zweitwein zu sein und dies mit Recht! Inzwischen ist es schon fast ein Makel, nur Zweitwein zu sein, das „Zwei“ lastet eben auf seinem Rücken. So hat sich die Weinszene in den letzten Jahren gewandelt. Man möchte „Erstweine“ und wenn man sich diese nicht leisten kann (oder will), dann gibt es Alternativen: Viele ausgezeichnete Weine – zwar nicht aus dem Bordelais, aus andern Weinregionen, aber „à la bordelais“ gemacht – Bordeaux-Blend, wie sie in allen denkbaren Varianten von vielen (auch bekannten und berühmten) Weingütern angeboten werden. Ich habe kürzlich über den Paradewein der Hess-Vineyards Glen Carlou (Paarl, Südafrika) hier im geschrieben: „Diese Spezial-Cuvée scheint mir gemacht, gut gemacht. Es beginnt schon mit den fünf im Bordeaux zugelassenen Rebsorten - sogar Malbec ist drin (16 Prozent) und endet wohl mit dem Ausbau in französischen Barriques, 18 Monate lang“ (siehe „Getrunken“ vom 17. April). Und es ist ein „Erstwein“ – „Zweitweine“ gibt es eigentlich nur in Bordeaux – also ohne die Zwei auf dem Rücken – ein ausgezeichneter Wein für knapp 20 Franken. Es wäre nun unfair den WeinJahrgang 2009 (ein Jungsporn also) – mit dem „Oldie“ (Jahrgang 1996) aus Margaux zu vergleichen. Da liegen nicht nur 13 Jahre dazwischen, sondern auch andere „Weinphilosophien“, eine gewandelte Weinwelt. Es ist auch unfair, immer nur auf den Preis zu schielen. Der Pavillon Rouge kostete damals etwa 50 CHF, heute muss man dafür schon über 100 „Schweizerfränkli“ hinblättern. Der südafrikanische Bordeaux hingegen kostet weniger als ein Fünftel davon. Dies sind schon Welten!DSCN4597

Und doch es sind genau diese „Welten“, die zu reden geben. Zu diesem Pavillon Rouge 1996 finde ich bei einer Internet-Community (Cellar Tracker) an die fünfzig kurze Testberichte (und Bewertungen zwischen 87 und 93 Punkten). Man redet also darüber, man diskutiert, es ist eben ein Wein aus dem Hause „Margaux“ (Premier Cru) und damit die Diskussion wert, aber auch eine Einstufung, die kaum über 92 Punkte geht, denn schliesslich ist es nur der „Zweite“.

Der Zweitwein, wie ihn fast alle bekannten Châteaux in Bordeaux machen, ist „die preislich günstigere Variante des so genannten Grand Vin. Zweitweine (bisweilen sogar Drittweine) zu keltern, ist vor allem im Bordelais jährliche Praxis. Wobei die Kellermeister mit der gleichen Sorgfalt arbeiten wie bei den Crus. Ein Zweitwein ist also mitnichten Ausschussware“. Was ist er denn, der sogenannte Zweitwein? Es ist ein Wein, aus den Trauben (meist von jüngeren Reben), die (auf Grund der strengen Selektion) nicht in den sogenannten „Erstwein“ kommen. Mit andern Worten: das Traubengut eines Château – obwohl ausgezeichnet – wird in der Regel nicht einfach mit der allerbesten Auswahl gemischt (dadurch würde ein Mittelmass entstehen), sondern separat gekeltert, damit der „Erstwein“ eben nicht mittelmässig, sondern Spitze werden kann.

Und so wird dann eben der Zweitwein „für Einsteiger eine erschwingliche Einführung in den Cru Classé“. Ob Weine zu 50 bis 150 CHF eine „erschwingliche“ Dimension haben, sei dahingestellt. Zumindest kann auch mit dem Zweitwein (es gibt auch Drittweine) über die „ganz Grossen“ geredet werden, ohne dass man gleich für eine Flasche mehrere Hundert Franken zahlen muss.

Ich habe noch gar nicht gesagt, wie der Wein war. Für mich ist es ein wunderschöner, eleganter, seidiger Wein, kein Protz, aber voll ausgezeichneter Aromen: Kräuter, einheimische und exotische, Walderde , Noten von Blumen und Trüffeln und noch immer mit verhaltener Frucht. Ist das nicht etwas, das Freude macht und ist dies nicht viel wichtiger als eine Eins oder eben eine Zwei auf dem Rücken?

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