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Margaux 1999Besondere Tage verlangen – bei Weinliebhabern – besondere Weine. Weihnachten, Sylvester, Neujahr sind solche Tage. Meist hole ich dann einen „Geheimtipp“ aus dem Keller, etwas das ein besonderes Erlebnis sein kann oder verspricht zu sein; etwas, das mir irgendwann einmal grossen Eindruck gemacht hat und deshalb in meinem Keller gelandet ist. Solche kalendermässig besondere Tage sind mir „heilig“ genug, um nicht „bloss“ einen teuren Wein aus dem Keller zu holen, der gemäss gängiger Bewertung (und Preise) speziell hoch eingestuft wird. Für mich ist die Liebe zum Wein viel wichtiger, als die Rangordnung unter den Platzhirschen. Dies gilt vor allem für Weingebiete mit (zu) hohem Prestigewert wie das Burgund oder das Bordelais. Deshalb gibt es bei uns an solchen Tagen oft „kleine“, weniger bekannte (oder gar unbekannte) Namen, dafür spannende, überraschende, ungewohnte, ja sogar einmalige Weinerlebnisse.

An diesem Sylvester war alles ganz anders. Wir kamen von einem wunderschönen Ausflug in die Welt der Krippenweihnacht (Estavayer-le-Lac) zurück, durchgekühlt und durchgeschüttelt. Das – mehr oder weniger – traditionelle Sylvester-Menu war nicht vorbereitet und schon gar nicht eine Sylvester-Weinkarte erstellt. Also griff ich – in der gut verriegelten, „kostbaren“ Ecke - wo die teureren Weine lagern – zu einer Flasche, fast schon wahllos, nur der Jahrgang war mir wichtig, nicht zu alt, nicht zu junge – vielleicht eben gerade richtig, trinkreif oder sogar auf einem ersten Höhepunkt.Châteaux Margaux (2001) Barrique-Keller (712532 8A)

Zu Tage (oder Nacht) förderte ich diesen Margaux 1999. Für mich einer der ruhigsten, ausgewogensten, abgeklärtesten grossen Weine des Bordelais. Ganz generell, aber auch in bestimmten Jahrgängen (die sehr oft nicht mit den sogenannt „grossen Jahrgängen“ identisch sind). 1999 ist so ein Jahrgang. Parker: „…Man kann 1999 zusammenfassend als übermässige feuchtes und ungewöhnlich heisses Jahr bezeichnen, das wenige fesselnde Weine hervorgebracht hat.“ Am höchsten hat Parker in diesem Jahr nur vier Weine (aus dem Bordelais) mit 95/100 Punkten bewertet. Margaux ist nicht darunter – er hat „nur“ 94 Punkte erhalten: „Es ist ein archetypischer Château Margaux mit Reichhaltigkeit, Finesse, Ausgewogenheit und Ebenmässigkeit.“ Dem möchte ich zufügen: Eigenschaften, welche Parker (siehe Einstufungen) nicht gerade entzücken.

Dafür entzücken sie mich. Dieser Margaux 1999 war einer der besten Weine, die ich im soeben vergangenen Jahr getrunken habe, gerade wegen diesen (von Parker schon vor 13 Jahren festgestellten) Eigenschaften. Weich, reif, harmonisch, nachhaltig… Was soll man da noch anfügen? Ganz einfach: ein grosser, ein grossartiger Wein. Jetzt – meine ich – wohl auf seinem ersten Höhepunkt.

Und nun kommt fast unweigerlich die Diskussion um den Preis, denn Weine werden (im Bordelais) längst nicht mehr über ihre Qualität, sondern über die Preise definiert (die beiden haben mitunter auch etwas miteinander zu tun, aber längst nicht immer!) In der Subskription wurde der 99er um 160 CHF angeboten; der weit höher eingestufte 2000er (100 Parker-Punkte) kostete hingegen um 450 CHF. Und heute? Margaux 1999 ist jetzt um 400 CHF zu kaufen , Margaux 2000 für ca. 900 CHF. Eine Frage an all die vielen Preis-Fetischisten (und –Profitierer). Welcher der beiden Weine hat nun in den 10, 12 Jahren mehr zugelegt? Eine rein kaufmännische Rechnung, für viele (die nicht mir solchen Preisen beim Wein rechnen) eine absurde Diskussion. Für mich eine unwürdige.

Ich habe schlicht und einfach gestern einen grossartigen Wein getrunken (egal, wie viel er einmal gekostet hat und/oder heute kostet), egal ob es der einzige in meinem Keller ist oder einer von vielen, egal ob ich Weine (auf diesem Preisniveau) mir leiste oder nicht, egal ob sein Wert steigen oder fallen wird, egal… Ich bin ganz einfach glücklich einen solchen Wein – am letzten Tag im Jahr – in meinem Glas zu haben.

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