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Ausone 1985 - 2Er gehört nicht zu den „grossen“ Ausone – und doch ist es ein grosser Wein. Ausone 1985. Viele meiner Bordeaux-Freunde werden jetzt die Nase rümpfen: einst „nur“ 85 Parker Punkte, später gerade noch 75 (Verkostung 2003), und heute…? Ich weiss es nicht, Parker würde ihn wohl – zehn Jahre nach seiner letzten Notiz – in den Abguss leeren. Für mich ist er dieses Jahr der Weihnachtswein. Weihnachtswein? Darüber habe ich in meiner Kolumne auf www.wein-plus.eu nachgedacht: „…Ein Weihnachtswein ist jeder Wein, der an Weihnachten Freude, Zufriedenheit, Genuss, Besinnlichkeit bringt. Traubensorte, Herkunftsland, Preis und Stil sind vollkommen egal. In diesem Sinn wünsche ich allen, die Wein mögen, einen echten Weihnachtswein – wie einst in Kindertagen unter dem Baum – oder eben – sachliche Weltlichkeit – auf dem Tisch…“ Und so war es auch gestern mit dem Ausone 1985. Ein toller Wein, vielleicht nicht ganz so toll wie andere Ausone. Mag sein, ist wohl auch so. Irgendwie kann man auch auf hohem (und höchstem Niveau) Beckmesserei betreiben. Der Wein kostet heute immerhin zwischen 300 und 400 CHF. Wer bezahlt schon so viel Geld für eine Flasche Wein, die gemäss gängiger Wertung höchstens als „durchschnittlich“, meist sogar als „schwach“ taxiert wird? Bezahlt man da einfach den Namen, die Relation zu einem „herausragenden“ Ausone? Zum Beispiel zum 2003er (100 Parker Punkte), für den man 1‘100 bis 1‘800 CHF hinblättern müsste?Ausone Weingut Solche Überlegungen kommen mir nicht beim Genuss meines Weihnachtsweins. Erst nachher – wenn der Genuss verklungen ist – überlege ich mir (ab und zu), was ist denn davon zu halten, von dem ganzen Preis-Leistungs-Genuss-Qualitäts-System. Und immer wieder – sehr oft sogar – komme ich zum gleichen Schluss: wenig oder gar nichts. Weinfreuden lassen sich nicht in ein Schema pressen. Es sind Preisschilder, die allzu oft in die Irre führen. Sie sind so individuell, wie ein Wein eben sein kann. Nur wenn er fehlerhaft ist (mit Fehltönen, oxidiert, unharmonisch, korkig etc.) verdient er das Prädikat mangelhaft, schwach, unbefriedigend etc. (beim 100-Punktesystem zwischen 50 und 75 Punkten). Mein Ausone hätte als Weihnachtswein durchaus 100 Punkte verdient. Wohl wissend, dass es durchaus bessere Ausone gibt, dass er sogar - gemäss René Gabriel - als „Premier Grand Cru aus einem so potentiell grossen St. Emilion-Jahr eine herbe Enttäuschung ist“. Der Wein war gestern noch präsent, er war nicht einfach nur im Glas, nein er hat meinen durchaus kritischen sensorischen Eindrücken standgehalten: weich, offen, warm, ja sogar harmonisch und filigran , noch voller Aromen – bewahrt, ja entwickelt in den bald 30 Jahren seiner Existenz – obwohl ihm viele dieser (und anderer) Eigenschaften abgesprochen werden. Was schert mich all dies? Der Wein ist keine Enttäuschen, denn was ich erwartet habe, das ist: ein guter, ein genussbringender, ein sinnlicher Weihnachtswein. Und dies hat er gebracht.

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