„Die Schönheit des Weins soll gewachsen sein, nicht gemacht.“ Vielleicht war es dieser Leitspruch auf der Website des Weinguts, der mich angeregt hat, den Wein damals (bei einem Besuch beim Winzer) zu kaufen. Vielleicht war es auch mein zwiespältiges Verhältnis zur Domina, die in dieser Cunvée (ich weiss nicht in welchem Verhältnis) vorhanden ist. Jedenfalls blieb der Wein (zu) lange liegen, wurde älter und älter, verkroch sich hinter den andern Flaschen, so dass er – der nach verlässlichen Angaben eigentlich bis 2005 getrunken sein sollte – erst jetzt ins Glas kam, fast zehn Jahre zu spät. Und? Der Wein war noch präsent, ein feiner, geschliffener – nicht aufregender – Spätburgunder. Ob ihm die (von mir skeptisch bis ablehnend beurteilte) Domina genützt oder geschadet hat, kann ich nicht beurteilen. Durchaus mit Spätburgundern vertraut (die wichtigste Rebsorte in der deutschsprachigen Schweiz) begegne ich jetzt dem Wein „neutral“.
Jedenfalls – so meine damaligen Notizen – war er unter den damals verkosteten Spätburgundern durchaus akzeptabel (bis gut), aber rangierte deutlich hinter den Blauburgundern aus der Bündner Herrschaft (Schweiz), die ich kenne (und auch sehr oft trinke!) Und heute? Die Kraft ist etwas aus dem Wein verschwunden, die Frucht (Beerennoten) hat sich zurückgezogen, auch das Holz und die Röstnoten wurden „geschluckt“, herausgekommen ist ein feiner, zurückaltender, leicht sinnlicher Tropfen. Ob es sich gelohnt hätte, in früher zu trinken (nicht fast zehn Jahre zu spät), weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass der Wein gestern (für mich) eine gute, durchaus positive Erfahrung war.