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Pichon Baron 98 - FlascheEs gibt auch beim Weingenuss so kleine Spielchen, die man eigentlich nicht machen möchte, sich selber verbietet, und doch immer wieder tut, schon fast zwanghaft, würde ich sagen. Dazu gehört der Vergleich der beiden Weingüter aus dem Bordelais: Pichon Longueville Baron und Pichon Longueville Comtesse de Lalande. Der Name verrät es, vor bald zweihundert Jahren gehörten sie noch zusammen, dann wurden sie – wie so oft – durch Erbteilung auseinandergerissen. Wer kann es da wem verargen, wenn noch heute die beiden Weingüter – beides sogenannte „Supersecond“ –miteinander verglichen werden. Ich persönlich bevorzuge die „Comtesse“, während in den letzten Jahren eher der „Baron“ als besser eingestuft wurde.

Inzwischen ist der Wettbewerb unter den beiden Weingütern (nur die Strasse trennt das Areal) längst zum direkten Ringen unter Investoren geworden. Pichon Baron, wie er auch kurz genannt wird, gehört seit 24 Jahren zum Versicherungskonzern AXA. Die Comtesse Lalande hingegen wurde bis vor acht Jahren als Familienerbe geführt und lange Zeit von einer Frau – wie es sich auf Grund des Namens gehört – „mit eisernen Hand“ geleitet wurde, was ihr den Namen „Die Generalin“ eingetragen hat. Jetzt ist auch die Comtesse an ein Multiplayer verkauft worden (an das Champagner-Haus Roederer. Die Aktien sollen bereits wieder weitergewandert sein!)Pichon Baron (verkleinert)

Auch diesmal habe ich – nicht unmittelbar, sondern fast schon unbewusst – den Baron mit der Comtesse verglichen. Nein, ich habe nur den Baron im Glas, den Baron 98; die Comtesse des gleichen Jahrgangs habe ich mir schon länger nicht mehr eingeschenkt (ich lasse meine Flaschen noch im Keller liegen, wohl für eine Degustation im direkten Vergleich zum Baron). Mein Vergleich hier ist also unfair: der Baron im Glas, die Comtesse weit weg, im Keller und in der Erinnerung.

Der Baron ist vielleicht besser, doch die Dame ist freundlicher, attraktiver, eine verführerische Persönlichkeit. Der Baron – ein Edelmann, sicher – versucht mit Weltläufigkeit, (aufgesetztem?) Charme und – man kann es nicht übersehen – einer gewissen Protzerei, (die aber weder unangenehm, noch vermessen ist). Man darf ja – auch im Bereich Wein - durchaus „mit seinen Pfunden“ wuchern.

Was mich an diesem Baron 98 am stärksten begeistert, das ist seine Offenheit. Der Wein wirkt – was ich sonst ab und zu bei Spitzenweinen im Pauillac feststelle – überhaupt nicht gepresst oder bemüht ein Gigant zu sein. Er steht zu seinem reifen Alter, zu seiner Würde, zu seiner Wärme und Tiefe (bei den Menschen würde man sagen: zu seiner Lebenserfahrung). Er leistet sich sogar eine gewisse Eleganz, ein leichtes Spiel rund um sein Bouquet. Etwas pflaumig, malzig ist er – sicher – aber wie gesagt: weltmännisch, überlegen – ich möchte fast sagen: erhaben. Pauillac typisch, pflegen die Bordeaux-Experten zu sagen – ein Schlagwort zwar, aber in diesem Fall treffend. Nämlich: herrschend und beherrschend, königlich sozusagen, und doch umgänglich, charmant, den feinen Tönen durchaus zugeneigt. (Im Gegensatz zu einigen seiner noch höher eingestuften Nachbarn wie Latour, Mouton oder Lafite).

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