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Poyferré 97Bei den drei Léoville Weingütern, alles deuxième Crus, gab es lange Zeit eine schon fast in Stein gemeisselte Rangordnung. Zuoberst stand Léoville Las Cases, das seit Jahren und Jahrzehnten in die Nähe der Premier Crus gerückt wird. Dann hat sich Barton allmählich an die zweite Stelle geschoben und Poyfferré blieb lange Zeit das „Schlusslicht“, wenn man das so sagen darf. In den 80er und den frühen 90er Jahren stimmte dies noch weitgehend, dann aber legte Poyferré einen unglaublichen Spurt hin und erreicht seit 2000 zumindest das Niveau von Barton, wenn nicht sogar oft mehr. Sogar der Vergleich mit Las Cases fällt in den besten Jahren aus Sicht von Robert Parker schmeichelhaft aus: 2009: Las Cases = 98+ Punkte, Poyfferé = 100 Punkte!!. 2010: Las Cases 96+, Poyfferé = 98+. Léoville Poyfferé ist also durchgestartet, zumindest aus der Sicht von Parker. René Gabriel sieht dies ähnlich - auch wenn es da in der Platzierung Unterschiede zu Parker gibt. Eines ist sicher: die drei Weingüter kämpfen – von Jahr zu Jahr erneut – quasi um den ersten Rang. Parker, Gabriel und andere Punkte, das ist das eine. Das andere aber ist das Trinkvergnügen. Alle drei Weine brauchen – um wirklich auf den Zenit zu kommen – lange Flaschenreifung und auch viel Geduld von Seiten der Konsumnten. Vielleicht am meisten Geduld braucht es bei Las Cases, der in jungen Jahren oft sogar ausschlägt - vor lauter Kraft, Druck und Dichte.index

Weil ich die Konkurrenz der drei Deuxièmes über Jahre verfolgt habe – und auch gerne fünfzehn und mehr Jahre dafür warte – habe ich diesen Poyfferé im Keller liegen gelassen, obwohl der Jahrgang 1997 eher bescheiden war und der Wein nur 87 Parkerpunkte (Gabriel 15/20) erreichen konnte. Das Warten hat sich gelohnt. Ich habe jetzt einen Wein im Glas, der sich offensichtlich entwickelt und zu einer Harmonie gefunden hat, die ich bei einem 97 bis heute kaum je angetroffen habe. Salopp gesagt: grosses Kino, nicht ganz grosses, sicher nicht, aber etwas, das bei diesem schwierigen Jahrgang sonst nur schwer erreicht zu erreichen war. Hat sich da die kommende Entwicklung – die erst acht oder zehn Jahre später einsetzte – schon abgezeichnet? Ich weiss es nicht. Jedenfalls war damals das Preisgefälle noch gross: Poyfferé etwa 40 CHF, Barton 60 CHF und Las Cases um die 90 CHF. Es war das Jahr des ersten grossen Preisschubs bei Bordeaux, ein Preisschub steil nach oben. Schon wenige Jahre später stellte man ernüchtert fest: der Jahrgang wurde generell viel zu teuer bezahlt. Deshalb sind die 97er bei mir so ziemlich alle längst getrunken. Nur einige ganz hoch kotieren Weine habe ich zurückbehalten, auch Weine, von denen ich mir – als ältere Weine – einiges versprochen habe, trotz tiefer Wertung. Zumindest dieser Léoville Poyfferré hat es gebracht: rund, harmonisch, voll Würze und Wärme. Gabriel hat nach einer 97er Probe vor 8 Jahren geschrieben: „…wieder völlig kontaminiert, roch u.a. nach Putzfäden…“. Mag sein, dass sein Poyfferré so war, meine „Putzfäden“ waren schon eher Goldfäden.

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