Was soll man über Beychevelle sagen? Dass der Wein recht unterschiedlich ist, von Jahr zu Jahr? Dass er in der Klassifizierung von 1855 als Quatrième Grand Cru Classé eingestuft wurde? Dass es ein bevorzugter Wein der Chinesen ist (auf Grund des Drachens im Etikett)? Dass es ein wunderschönes Weingut ist ganz nahe an der Gironde?
Es genügt eigentlich zu sagen, dass er mein Lieblings-Bordeaux ist. Nicht unbedingt auf Grund der Qualität, vielmehr wegen meiner Bindung an den Wein und das Weingut. Château Beychevelle war der erste Bordeaux – auf dem Weingut gekauft, - den ich einst in den Keller legte. Sozusagen die Geburtsstunde meiner Weinsammlung und meiner Bordeaux-Leidenschaft. Lang ist es her: es war eine (einzige) Flasche des Jahrgangs 1986. Seither habe ich in jedem Jahr ein paar Flaschen gekauft und eingelagert. Nicht viele, aber so, dass ich die Jahrgänge bis heute vergleichen kann. Da gab es schlechtere Jahrgänge, wie der 1990er (eigentlich ein gutes Bordeaux-Jahr) und auch einige ganz gute: 2005. 2010 und 2000. In Punkten mag ich nicht aufrechnen, doch es sind alles Weine, denen Parker mehr als 90 Punkte gegeben hat. Für mich ist wichtiger, dass der Wein dem entspricht, was ich als Beychevelle in meinem Weingedächtnis und Weinempfinden gespeichert habe. Es ist ein Wein, der ein herrliches Bukett hat, nach Dörrobst, Heidelbeere, Tabak, Lakritze und Karamell. Doch das haben viele – auch andere - Bordeaux. Es ist vielmehr die Mischung aus diesen und noch viel mehr Aromen, die den Wein (für mich) so einmalig macht. Es ist der Druck, die Kraft, die Fleischigkeit, verbunden mit einer grazilen Harmonie und einer verspielten, leichten Süsse. Kurzum: für mich die Beychevelle-Typizität. Ein Wort, das so oft missbraucht wird, doch für mich stimmt es in diesem Fall.