Im Frühsommer 2007, als der Finanz-Crash kam (besser bekannt als Subprime-Krise), veränderte sich auch das Kaufverhalten der Weinliebhaber. Genauer gesagt ging es um die Investmentweine und Kultgetränke wie
Petrus, Lafleur,
Le Pin, Ausone und die Premiers aus dem Medoc.
Händler reduzierten die Gewinnspanne und räumten ihr Lager um höhere Verluste zu vermeiden. Auch Private wollten noch eine gute Rendite für Ihre Schätze erzielen und versteigerten die eine oder andere
Flasche bei eBay. Bis Anfang dieses Jahres fielen die Preise und als die ersten 2005er
Kultweine seit März auch bei eBay versteigert wurden, begann die Wende. Die ersten
Flaschen Petrus 2005 erzielten bei eBay höhere Preise als viele
Händler dafür verlangten. Am 15. April 2008 endete eine eBay-Auktion dieses 100 WineSpectator-Punkte-Weins mit dem Höchstgebot von Euro 4005.-. Auch für andere PGCCs wurden bis zu 1000 Euro pro
Normalflasche bezahlt. Die Krise scheint seither beendet, was auch das Weinbörsenbarometer von Liv-ex (London) anzeigt. Von nun an wurde wieder fleißig eingekauft und die besten
Weine aus besten Jahrgängen erzielten Höchstpreise.
Das wiederum wollten auch Betrüger ausnutzen und versteigerten bei eBay das „Who is Who” der Weinwelt. Zig geknackte und neueröffnete Konten wurden missbraucht um
Kultweine feilzubieten und ahnungslose Käufer zu schädigen. Das eBay-Sicherheitsteam hatte alle Hände voll zu tun um der Flut von Anzeigen Herr zu werden. Dabei fiel mir ein besonders dummer und dreister Anbieter auf. Gleich 14
Flaschen Lafite Rothschild 2000 wurden im April von einem türkischstämmigen Berliner (Anm.: Name bekannt) angeboten. Auf die Frage, woher die
Flaschen stammten, wurde geantwortet, die
Flaschen sieien eine Erbschaft vom Großvater in der Türkei. Muslime, die
Lafite Rothschild im Keller haben, sind ungefähr so häufig wie ein Chateau
Petrus bei ALDI im Regal. Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass sowohl das eBay-Mitgliedskonto als auch das Bankkonto nicht identisch mit dem Anbieter der
Weine waren. Aber ein
Konto bei ebay zu eröffnen ist sehr einfach. Wichtig ist nur, dass man Namen und Geburtsdatum einer Person kennt.
Leer stehende Betriebsgebäude sind auch gerne verwendete Adressen.
Ebay löschte das Mitgliedskonto, aber bereits am nächsten Tag wurde ein neues
Konto mit ähnlichem Angebot (diesmal nur 10
Flaschen Lafite Rothschild 2000) eröffnet. Wie mir aus zuverlässiger Quelle bekannt ist, überweisen leider sehr viel Käufer Geld für das eine oder andere Kultwein-Schnäppchen, wohl teils aus Gier, teils aus Naivität. Obwohl man beim Weinfahnder von
Wein-Plus den einen oder anderen
Wein günstiger bekommen kann als bei eBay. Von seriösen Händlern, ganz ohne Risiko. Aber wo bleibt da der „Kick” für manche?