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Der Xynomavro ist eine rote Traubensorte und - in Griechenland eher die Regel denn die Ausnahme - autochthon. „Schwarzsauer” heißt er übersetzt, was nicht unbedingt einladend klingt, vor allem nicht in einer Zeit der gebügelten, weichen Weine. Und ansonsten? Vielleicht wäre es ganz gut, sich vorerst sozusagen die technische Seite anzusehen. Die hauptsächliche Verbreitung des Xynomavro ist im Norden Griechenlands zu finden, in Makedonien. Die Hauptanbaugebiete mit geschützter Herkunftsbezeichnung sind Naoussa, Amyntaio (Amynteon), Goumenissa und Rapsani.

Alte Xynomavro-Reben in Naoussa% ©www-herbertlehmann.com

Was nun die Sorte anlangt, so zeigt sie sich zumindest im Aussehen nicht ganz einheitlich. Sicher, die Blattform bleibt, aber es gibt schon einige Varianten bezüglich der Trauben, von eher großbeerig und langgestreckt bis gedrungen und kleinbeerig geht die Variationsbreite. Auch im Geschmack finden sich gewisse Unterschiede, die sehr kernigen, säuerlichen und schon als Beere gekostet merklich tanninlastigen Klone sind nicht mehr häufig anzutreffen, sie mussten den doch etwas fruchtigeren und sanfteren Varianten Platz machen.

Die Grundeigenschaften der Traube, nämlich eine gewisse Säure und solides Tannin, weisen schon darauf hin, dass es sich um eine recht lagerfähige Sorte handelt. Rote Beeren, etwas Pflaume und Kirschen prägen das Geschmacksbild des jungen Weines. Gereift zeigen sich Töne von Pflaumen, Tomaten und Oliven. Diese Eigenschaften sind leider heutzutage zu einem kleinen Hindernis geworden, die gesamte Entwicklung tendiert eher zu früher konsumfertigen, schon in der Jugend schmeichelnden Weinen. Um das zu erreichen, wird der Xynomavro sehr gerne mit Merlot verschnitten. Bezeichnend ist die Aussage eines bekannten Önologen aus Naoussa: „Xynomavro ist das Knochengerüst, Merlot ist das Fleisch”. Zweifelsohne ist da schon etwas dran, aber auch reinsortig vermag er zu beeindrucken, wenn er im Weinberg gepflegt und mengenmäßig im Zaum gehalten, sorgfältig ausgebaut und vor allem dann länger gelagert wird. Auch die neueren Erkenntnisse bezüglich der Mikrooxidation sind im Falle des Xynomavro von großer Bedeutung. Wer puristisch ausgebaute Nebbiolo, Sangiovese Grosso, Malbec, Tannat und Ähnliches schätzt, kommt beim Xynomavro sehr wohl auf seine Rechnung.

Was könnte besser sein, wenn man sich ein Bild von einer Sorte machen möchte, als das an Ort und Stelle in Augenschein zu nehmen? Noch dazu, wo man bequem von Deutschland aus in zwei Stunden beinahe ins Zentrum des Anbaus fliegen kann, nach Thessaloniki. Als wahrer Glücksfall erweist sich, dass es seit 1993 mit den „Weinstraßen Nordgriechenlands” eine Vereinigung gibt, die es mit der Qualität recht genau nimmt. Das nicht nur bezüglich des Weines und der Weingüter, sondern auch, was die Restaurants und Hotels anlangt. Die Betriebe werden genau kontrolliert und erst nach eingehender Prüfung aufgenommen. Natürlich gibt es noch etliche interessante Produzenten und Betriebe, die nicht erfasst sind, aber als Leitfaden, zur grundsätzlichen und sogar recht umfassenden Orientierung sind die Weinstraßen Nordgriechenlands als nahezu optimal zu bezeichnen.

Beginnen wir unsere kleine Rundreise in Sachen Xynomavro in Amynteon. Das kleine Gebiet liegt relativ hoch, nämlich um die 550 - 750 Meter ü.M. 4 Seen und wellige, aber schon recht hohe Berge, sowie ein raueres Klima weisen schon darauf hin, dass hier mit aromatischeren, quasi „nördlich” geprägten Weinen zu rechnen ist. Keine 30 Kilometer weiter befindet sich schon ein beliebtes Skigebiet, es geht also klimatisch schon zur Sache. Im Weinbaugebiet finden sich verschiedene Böden, von Sand bis eher lehmig und etwas schottrig. Die reinen Sandböden in Seenähe, die als die ältesten Lagen der Region gelten, erweisen sich als kleine Fundgrube für verschieden Klone und hie und da gibt es noch fast 100jährige, zum Teil mit wurzelechten Stöcken bepflanzte Weingärten. Die gesamte mit Xynomavro bestockte Fläche beträgt 635ha. Die beste Auskunft darüber kann sicherlich Yiannis Hatzis geben, ein wahrer Philosoph, so vielschichtig wie seine Weine, und ein wahrhaft authochtoner Kenner seiner Region.

Der Berg Vermion in Naoussa


Die Winzergenossenschaft in Amynteon dagegen sucht noch etwas ihre Linie, noch dazu befindet sie sich in einem großen Umbruch, was die Modernisierung des Betriebes anlangt. Man kann aber erwarten, dass von ihr in den nächsten Jahren recht ansprechende Qualitäten zu bekommen sind, notabene sie sich bemüht, auch in Sachen qualitätsvoller Klone etwas zu bewegen.

Mit diesen Problemen kämpft der relativ junge, aber schon jetzt international erfolgreiche Betrieb „Alpha Estate” nicht. Von Anfang an bedingungslos auf Qualität ausgerichtet, kann man bezüglich Weingartenarbeit und Kellertechnik (im besten Sinn des Wortes) das 50 ha große, von Önologen geführte Weingut als einen Leitbetrieb der Region sehen. Professionell, effizient, von hohem internationalen Niveau, modern und dennoch der Tradition in rechtem Maß verbunden, mit Herz und Hirn, so könnte man diesen Musterbetrieb charakterisieren.

Reife Naoussa OPAP-Weine der Kellerei Boutari% ©www-herbertlehmann.com


Das bekannteste Weinbaugebiet Griechenlands und auch das erste mit einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung ist Naoussa. Geprägt durch Hanglagen am Fuße des Vermio Gebirgsrückens - die bestockte Fläche beträgt ca. 700ha auf einer Meereshöhe von 80 bis 400m Höhe - präsentiert sich das Gebiet für den Besucher nahezu idyllisch. Hier sind Xynomavro und Weinbau ansich eng verbunden mit dem großen, auch stark international tätigen Betrieb Boutari. In wohl einzigartiger Weise hat dieser Betrieb sowohl weinbaulich als auch sozio-ökonomisch und kulturell diese Region geprägt. Ohne Boutari gäbe es heute diese Ausrichtung auf die traditionelle Sorte Xynomavro und die Bekanntheit der Weine in dieser Form nicht. Im Zuge der Entwicklung blieb es nicht aus, dass sich etliche interessante, von Boutari nicht abhängige Weingüter hier entwickelten. Der bekannteste der neuen Betriebe ist sicherlich Kir-Yanni, im Besitz von Yiannis Boutaris, einem umtriebigen, selbstbewussten Mann, der sich vom großen Familienbetrieb losgesagt hat und auch in der griechischen Politik viel mitzureden hat. Die recht international ausgebaute Weine sind auch in Deutschland problemlos erhältlich. Interessante Wege geht das Weingut Dalamara, es ist eines der biologisch arbeitenden Betriebe Griechenlands. Kompromisslose, sehr gekonnt ausgebaute Weine mit dem gewissen Etwas an Handschrift und Terroir zeigen auf, wie es in Zukunft im Gebiet weitergehen könnte. In Naoussa sollte man, wenn man irgendwie die Möglichkeit hat, mehr als einen Tag verweilen, da die Weinszene hier doch recht vielfältig ist. Man merkt, dass sich hier schon recht früh bezüglich Qualität, Kellertechnik und Vermarktung einiges getan hat. Außerdem sind die Weine aus und mit Xynomavro zum Teil recht unterschiedlich, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass sie oft mit den verschiedensten, meist aus Frankreich bekannten Sorten verschnitten werden. Betriebe wie Chrisohoou und Founti sollte man keinesfalls unbeachtet lassen, sie sind auch schon etwas bekannter. Einen speziellen Fall stellt das Château Pegasus dar, dessen Wein (ja, Einzahl) erst auf den Markt kommt, wenn er Vater und Sohn Markovitis reif erscheint. Es sind sehr eigenwillige Weine, die man sich regelrecht erarbeiten muss.

Yiannis und Katerina Dalamaras


Goumenissa ist wohl nicht gar so bekannt, vielleicht, weil es das Gebiet mit 250ha recht klein ist. Aber es hat sein eigenes OPAP, und das zu Recht. Die Xynomavro fallen hier recht geschmeidig aus, fast wäre man versucht zu sagen: süffig. Jedenfalls haben fast alle einen guten Trinkfluss und sind feine Essensbegleiter. Zum Teil liegt das an der autochthonen Sorte Negoska, die hier als Verschnittpartner für den Xynomavro dient. Man kommt ein wenig ins Grübeln, wenn man diese Harmonie der beiden einheimischen Sorten mit der manchmal etwas aufgesetzt wirkenden Partnerschaft mit importierten Sorten in anderen Regionen vergleicht. Wenn man von Thessaloniki, oder wie wir, von Naoussa nach Goumenissa fährt, sollte man aber unbedingt kurz bei Ligas in Giannitsa vorbei schauen. Das liegt zwar nicht im OPAP-Gebiet von Goumenissa, was aber nur reine Statistiker stören dürfte. Jedenfalls bekommt man hier einen mehr als guten Eindruck, was denn die Weine des Gebietes ausmacht. In der Region direkt angekommen, ist einer der interessanten Betriebe der von Christos Aidarinis. Ein moderner Bau und ein dementsprechender Keller signalisieren eigentlich die neue Weinwelt, aber hier wird noch der meiste Wein offen verkauft. Nicht unsympathisch in einer Welt der abgepackten Einheiten, aber natürlich gibt es auch 30.000 gefüllte Flaschen pro Jahr. Anders wieder und ebenfalls interessant wird es, wenn Stergios and Periklis Tatsis ihre Weine präsentieren, die für die Gegend relativ streng, aber dafür mineralisch und eher tanninreich ausfallen. Auch hier soll der Großproduzent Boutari nicht unerwähnt bleiben, denn für Goumenissa gilt ebenso, dass ohne das weit in das Gesellschaftliche reichende Engagement der Familie der Weinbau hier nicht so blühen würde. Zu guter Letzt soll auch der Einsatz des einzigen Hotels von Goumenissa, des „Dimosthenis”, nicht unerwähnt bleiben. Wo sonst werden 3 Fässer Wein im Keller ausgebaut, den man nur im Haus trinken kann? Der Besitzer ist ein intimer und engagierter Kenner des Weinbaus und der Schnapsbrennereien in dem sympathischen Gebiet.

Die Winzer Christos Aidarinis und Stergios Tatsis


Zusammenfassend muss man sagen, dass es sich aus vieler Hinsicht lohnt, den Xynomavro näher kennen zu lernen. Am besten, wie eingangs erwähnt, indem man die legendäre Liebenswürdigkeit und die oft erstaunlichen Bemühungen der Produzenten und gastronomischen Betriebe an Ort und Stelle auf sich wirken lässt.

Ausführliches Karten- und Informationsmaterial finden Sie auf der Homepage der „Weinstrassen von Nordgriechenland”

www.wineroads.gr

Von uns besuchte, empfehlenswerte Hotels

Hotel Esperides
Naoussa
Inhaber: Dimitrios Mantsios
www.esperideshotel.gr

 

Hotel Dimosthenis
Goumenissa
Inhaber:Fam. Mouzouris
www.dimoshotel.gr

Restaurant & Hotel Kontosoros
Inhaber: Nikos Kontosoros
Xyno Nero, Amynteon
Tel.: +30 23860 81256
Fax: +30 23860 81552

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