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Pilar Just Pilar Just, Präsidentin der DO Montsant, beschreibt den Weg des erst 20 Jahre jungen Anbaugebiets im Schatten des Priorat von der genossenschaftlich geprägten Traubenanbau-Region hin zur Produktion von Weinen erstaunlicher Qualität, Eigenständigkeit und Individualität.

Definieren Sie bitte die DO Montsant in drei Sätzen.

Pilar Just: Oh? (Lacht) Montsant ist eine rein mediterrane Region, die aufgrund bestimmter geographischer, geologischer und klimatischer Merkmale sowohl vollreife als auch frische und feine Weine produzieren kann. Geografisch liegt Montsant nur 40 Kilometer vom Meer entfernt, ist aber kontinental geprägt. Das benachbarte Priorat besitzt vor allem durch Schieferböden, während der Montsant eine wirklich enorme Vielfalt an Böden und Mikroklimata aufweist.

Lässt sich damit ein eindeutiger, erkennbarer Charakter definieren?

Pilar Just: Es gibt einen gemeinsamen Nenner: die Kombination aus mediterraner Reife und der Frische, die durch den kontinentalen Einfluss, den niedrigen pH-Wert der Böden und den Höhenlagen einiger Weinberge möglich wird. Wir müssen die Weinernte nicht vorziehen, um frische, feine Weine zu erhalten.

Die DO hat kürzlich ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Warum wurde sie gegründet?

Pilar Just: Wir wollten uns von dem unterscheiden, was man vor 20 Jahren als "parkerisierte Weine" bezeichnet hat: große Reife, viel Extraktion und langer Ausbau im Barrique. Ein solcher Ausbau macht es schwierig, Weine sogar aus verschiedenen Kontinenten mit völlig unterschiedlichen Rebsorten, Böden und Klimazonen zu erkennen. Seit der Gründung der DO wollen wir unsere Persönlichkeit wiederfinden. Nun setzen wir diesen Prozess fort, indem wir versuchen, die Unterschiede innerhalb unseres DO-Gebiets weiter zu differenzieren. Das haben die renommiertesten Regionen Europas schließlich schon immer gemacht. Ich denke da etwa an Burgund und Barolo.

Der Weinbauer von einst ist zum Önologen geworden

Was hat sich in den zwei Dekaden der DO Montsant bisher verändert?

Pilar Just: Die Entwicklung ist bemerkenswert. Unsere Mitgliederzahl ist von 28 bei der Gründung auf heute 61 gestiegen. Die Weinbauern gehörten früher den einst großen Genossenschaften an, sie haben gemeinsam Wein produziert. Dabei wurden zwangsläufig die Trauben sehr unterschiedlicher Herkünfte gemischt. Die heutige Generation hat Weinbau studiert - oft an der Fakultät für Önologie der Universität Rovira i Virgili in Tarragona. Die jungen Leute haben Erfahrungen in anderen Weingütern gesammelt und sind zum Montsant zurückgekehrt, um ihre eigenen Projekte zu starten. Nun gibt es eine Vielfalt kleiner Familien-Weingüter.

Wie spiegeln sich diese modernen Einflüsse im Anbaugebiet wider?

Pilar Just: Dabei sind zwei Aspekte hervorzuheben: Erstens werden viele Parzellen jetzt getrennt vinifiziert, die in den Genossenschaften noch im selben Wein landeten. Das macht es jetzt möglich, das Mosaik der Böden in differenzierten Weinen widerzuspiegeln. Die jungen Winzer wollen aber auch die Verantwortung über den gesamten Produktionsprozess vom Weinberg bis zum ausgebauten Wein übernehmen. Der Weinbauer von einst ist zum Önologen geworden.

Ein großer Schritt für eine so traditionell geprägte Region. Hat die DO darauf mit Veränderungen reagiert?

Pilar Just: Seit Anfang 2022 wird auf dem Etikett der Weine der DO Montsant angegeben, wer den Wein abgefüllt hat. Der Viticultor – Elaborador, ist ein Winzer, der seinen Herstellungsprozess bis zur Abfüllung komplett selbst kontrolliert. Der Elaborador ist ein Weinerzeuger, der Trauben zur Produktion kauft und somit nur eine geringe Kontrolle über die Weinbergsarbeit ausübt. Dazu kommt der Embotellador. Das ist ein Vermarktungsunternehmen, das ausgebauten Wein kauft, ihn abfüllt und vermarktet. Dazwischen gibt es viele Variablen, diese Angabe definiert auch nicht die Qualität des Weins. Aber wir sind überzeugt, dass die Angabe eine wichtige Information ist, die der Käufer vor dem Kauf einer Flasche erhalten sollte. Sie ist Teil unserer Verpflichtung zur Transparenz.

Wollen Sie deswegen auch die verschiedenen Terroirs der DO Montsant als Zonen definieren?

Pilar Just: Das Projekt der Einteilung in Subzonen entstand aus dem Bewusstsein für die riesige Vielfalt der Montsant-Terroirs. Es begann 2008 auf der Grundlage einer Studie des INCAVI (Institut Català de la Vinya i el Vi) über die Geologie und die Wasserversorgung sowie ihren Einfluss auf das Klima. Im zweiten Schritt haben wir das Projekt durch die Einführung der Mikrovinifikation unserer traditionellen Rebsorten Garnatxa und Carinyena von diesen Böden erweitert. Daraus haben wir sechs verschiedene Zonen definiert.

Was folgte daraus?

Pilar Just: Nach der Analyse der physikalischen Eigenschaften der einzelnen Zonen wollten wir einen Schritt weiter gehen und diese Regionen mit den aromatischen Eigenschaften der Weine in Verbindung bringen. Dazu haben wir ein Verkostungs-Panel mit 30 Winzern und Önologen aus dem Montsant zusammengestellt. Die Verkoster sollen die wichtigsten Merkmale des Ausdrucks unserer traditionellen Sorten Garnatxa und Carinyena in den einzelnen Unterzonen des Montsant definieren. Sie sollen damit den Ausdruck der autochthonen Rebsorten auf den verschiedenen Böden systematisieren und zugleich die Mineralität der Montsant-Weine klassifizieren.

Es ist nicht einfach, diese komplexen Informationen dem internationalen Weinpublikum zu vermitteln. Wie wollen sie damit umgehen?

Pilar Just: In Zukunft sollen diese Informationen in die technischen Angaben der DO Montsant aufgenommen werden. Damit wollen wir die Subzonen auf den Etiketten angeben können. Damit wollen wir die Herkunft - und die Arbeit - jedes einzelnen Winzers eindeutig abbilden. Weiter bieten wir den Weinfreunden zugleich präzise und zertifizierte Informationen, die ihr Verständnis der Weine – und damit ihren Genuss - steigern. Wir sind davon überzeugt, dass der Endverbraucher heute genau das erwartet: Vielfalt und die Verbindung des Weins zu seinem Terroir.

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