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Juliette Monmousseau Crémant de Loire wird in Deutschland immer beliebter. Auch der Weintourismus an der Loire hat 2021 kräftig zugelegt. Kristine Bäder sprach mit Juliette Monmousseau, Direktorin des Crémant-Hauses Bouvet-Ladubay, über soziale Verantwortung, Fortschritt und den Vergleich mit Champagner.

Bouvet-Ladubay ist einer der größten Produzenten des französischen Loire-Tals. Das Familienunternehmen erzeugt am Stammsitz in der Nähe von Saumur jährlich sechs Millionen Stück flaschenvergorene Schaumweine, also Crémant de Loire. 2021 feierte das Haus sein 170-jähriges Bestehen. Die studierte Grafikdesignerin Juliette Monmousseau übernahm 2015 als Tochter der Eignerfamilie die Verantwortung und arbeitet seitdem als Direktorin der Maison. Sie schlägt den Bogen zwischen der Tradition und dem Heute: „Unsere Geschichte beginnt ja mit einer Liebesgeschichte, der zwischen Etienne Bouvet und Célestine Ladubay. Schon Etienne ist mit den Arbeitern sehr fürsorglich umgegangen, hat Unterkünfte für sie gebaut und sich um sie gekümmert. Und das ist bis heute so geblieben. Wir haben von 1974 bis 2006 zum Champagnerhaus Taittinger gehört und danach bis zum Rückkauf 2015 zur United Breweries Group in Indien, aber wir sind doch immer auch ein Familienunternehmen geblieben. Wir legen Wert darauf, dass unsere Winzer sehr gute Arbeit machen und uns die besten Moste und Grundweine liefern. Und wir fühlen uns für sie verantwortlich. Vielleicht arbeiten auch aus diesem Grund viele Winzerfamilien schon seit Generationen für uns.“

Die Deutschen mögen den Stil unserer Crémants

 

1975 wurde die AOP Crémant de Loire zugelassen. Im selben Jahr startete Bouvet-Ladubay erstmals den Verkauf in Deutschland. Juliette Monmousseau zur Einstiegsphase: „Deutschland mit seiner Vorliebe für Schaumwein war ein interessanter Zukunftsmarkt für uns. Die Deutschen mögen den Stil unserer Crémant de Loire, die noch dazu sehr preiswert sind. Wein darf in Deutschland nicht zu teuer sein. Der Tourismus hat uns dabei aber auch geholfen.“

Nach der Stagnation durch die Covid19-Pandemie legt der Weintourismus an der Loire aktuell wieder kräftig zu. Laut Zahlen des Branchenverbandes Interloire kamen 2021 um 24 Prozent mehr Besucher in die Region, nämlich 1,6 Millionen. Ebenso stieg der Umsatz durch den Weintourismus um 24 Prozent auf 82 Millionen Euro, das zweitbeste Ergebnis nach 2019. Nach Briten und Belgiern bilden Deutsche die drittwichtigste Besuchergruppe aus dem Ausland. Offenbar schätzen auch mehr Besucher den Crémant de Loire. So stieg der Umsatz pro Einkauf im Gebiet von 95 Euro im Jahr 2019 auf 103 Euro im Jahr 2021.

Juliette Monmousseau bestätigt den regionalen Trend auch für ihr Unternehmen: „Wir sind im Fachhandel und in Restaurants zu finden. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Leute, als sie wegen Covid nicht mehr ins Restaurant gehen konnten, viel mehr Crémant privat geordert haben. Da haben wir auch von unseren vernünftigen Preisen profitiert.“ Aktuell ist aber auch Bouvet-Ladubay vom europaweiten Mangel an Material zur Produktion trotz hoher Nachfrage betroffen: „Wir mussten zum ersten Mal überhaupt die Zahl der Auslieferungen limitieren, weil die Nachfrage so groß und unvorhersehbar war.“

Wir haben die Vergleiche mit der Champagne aufgegeben

 

Jeder Schaumwein muss sich Vergleiche mit Champagner gefallen lassen - auch die von der Loire. Die Produktionsbedingungen sind auch nicht sehr unterschiedlich. Das Gebiet von Saumur bietet Kalkverwitterungs- und Schieferböden. Das Klima ist vom Atlantik geprägt, mit milden Wintern und gemäßigten Sommern. Während aber die Produzenten der Champagne nur für ein Kilogramm Trauben über fünf Euro zahlen müssen, ist ein flaschenvergorener Crémant von Bouvet-Ladubay bereits ab 13 Euro zu haben. Sieht Juliette Monmousseau den Crémant als Konkurrenz zu Champagner? Nicht mehr, erklärt sie: „Die Champagne mit ihren großen Namen, den Innovationen für die Schaumweinproduktion und so viel Geschichte ist ein Schatz für Frankreich und die Welt. Aber in den vergangenen Jahren haben die Betriebe anderer Regionen - auch die der Loire - den Vergleich mit der Champagne aufgegeben. Das war lange Zeit anders, als die Preise für Schaumwein von den Champagner-Preisen abhängig waren. Heute besteht dieser Einfluss nicht mehr. Ob Winzersekt in Deutschland oder der VDP mit seiner eigenen Sekt-Kategorie: Jeder legt mehr Fokus auf die Qualität. Das hat den Markt verändert. Inzwischen stehen wir nur noch für uns. Wir sind nur ein kleiner Spot, und es ist Platz für alle.“

Cuvée Saphir statt Saphirring

 

Die Loire gilt als ein Zentrum der französischen Naturwein- und Bio-Bewegung. Auch für Bouvet-Ladubay mit seinen etwa 100 Traubenproduzenten ist das ein großes Thema, betont die Direktorin: „Alle unsere Most- und Grundwein-Lieferanten betreiben grünen Weinbau. Wir sind Unterstützer des National Forest Office und fördern seit sechs Jahren die Pflanzung von Bäumen in den lokalen Wäldern. Als Partner eines Bootes, das nur grüne Energie nutzt, unterstützen wir die Forschung für emissionsfreien Transport. Wir wollen immer fortschrittlich agieren“, betont Juliette Monmousseau.

Vor 40 Jahren, so erzählt sie, wurde noch Zucker in die Fässer gegeben, also chaptalisiert, damit die Weine nach der Gärung mehr Alkohol haben. „Das tun wir heute nicht mehr, weil die Trauben reifer werden." Was sieht sie als die größten Herausforderungen für die Zukunft? „Die gleichen wie für alle Weingüter: die Trockenheit, die Energiefrage, das Wasserproblem. Es heißt, vorsichtig mit allen Ressourcen umzugehen.“ 

Ihr Engagement geht aber über umweltschonende Weinproduktion hinaus: „Wir verstehen uns als Teil unserer Region. Daher betreiben wir auch ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und betreiben ein Theater, dass wir für Aufführungen und Konzerte nutzen.“

Auf die Frage, mit welchem Wein sie auf das Jubiläum zum 170-jährigen Bestehen angestoßen hat, erzählt Juliette Monmousseau eine Anekdote aus ihrer Familiengeschichte: „Mit dem Saphir Saumur brut, weil er für Bouvet von zentraler Bedeutung ist: Mein Vater hat meiner Mutter einen Verlobungsring mit einem Saphir geschenkt. Sie hat ihn allerdings beim Wasserskifahren auf der Loire verloren. Dort ruht er nun auf dem Grund des Flusses. Daraufhin hat mein Vater für sie die Cuvée Saphir geschaffen.“

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