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DSC_1171Für einmal kein Wein, den man kennen muss, ja nicht einmal kennen kann. Er hat nur regionale oder nur lokale Bedeutung. Trotzdem ist er interessant, weil er eine Entwicklung dokumentiert, die sich nicht nur in der Schweiz, auch in so manchen traditionellen Weinländern abzeichnet. Die Internationalisierung – auch in der Weinszene – hat eine Gegenbewegung hervorgerufen; ein sich Besinnen auf Tradition und Nähe. So quasi Weine, gemacht „vor der Haustür“, wo man das Wachsen und Werden der Reben und Trauben sehen und in allen Stadien erleben kann. Solothurn, wo dieser Wein herkommt, ist längst kein Weinkanton mehr. Dort, wo an den sanften Hängen einst Reben wuchsen, hat sich das „Schönwohnen“ längst hochgefressen. Ab 1900 reduzierte sich der Rebbestand so sehr, dass die wenigen verbliebenen Aren nicht einmal mehr in der Weinstatistik erschienen. Doch es gibt noch historische Gelände, wo jetzt wieder Reben angebaut werden. Zum Beispiel am Südhang des Schlosses Wartenfels, oberhalb von Olten. Die Burg- und Schlossreben, dafür zeugen viele Beispiele (nicht nur in der Schweiz), sind nicht nur historische Reminiszenzen, sie können das Verständnis für Wein und Weinkultur wecken; sie können erlebbar machen, wie Wein in unsere Gegend kam und aufgestiegen ist, zur gesellschaftlichen Ehre. DSC_1101Die meisten Burgen und Schlösser sind schon lange Museumsstücke. Sie dokumentieren Wohn-, Lebens- und Gesellschaftskultur vergangener – längst überholten – Zeiten. Eigentlich ist nur der Wein nicht museal geworden; er ein lebendiger Zeuge für das Schöne (und auch Gute), das überleben konnte oder eben (wie hier) wieder zurückgeholt wird. Es ist wohl gut eine Hektare, nicht mehr, wo die Reben unterhalb des Schlosshügels wieder wachsen. Keine Rebberg-Grösse, von der ein Winzer leben kann. Es sind denn auch meist Hobby-Winzer oder Winzergemeinschaften, welche diese Art von Reb- und Weinkultur liebevoll (und oft gekonnt) pflegen. Im Barockgarten oder auf der Schlossterrasse einen Schlosswein zu trinken gehört schon fast zum Ritual vieler Touristen. Aber auch die Bevölkerung, in den Gemeinden zu Füssen des Schlosses, suchen im „eigenen“ Wein, ein kleines Stück Identität, in einer identitätslos gewordenen Agglomeration. Das gleiche Phänomen finden wir heute fast überall, wo Wein historisch verwurzelt ist (oder war). Ich kann ein paar Duzend Beispiele aufzählen, auch in Deutschland, Frankreich, Italien… In diesem Fall sind die beiden Schlossweine moderne Weine, aus PIWIS-Reben (pilzwiderstandsfähig), die eigentlich wenig bekannt sind. Sauber gemacht, schön in den Aromen, frisch und charaktervoll, ganz zum Schloss passend. Der Weisse aus Johanniter und Seyval, der Rote aus „Cabernet Jura“, eine interessante schweizerische Neuzüchtung. Der Weisse hat ist bedeutend schmeichelhafter, frischer, „fröhlicher“, so richtig passend zur Lage, wo er wächst, weit über der Ebene. Der Rote etwas gewöhnungsbedürftig, aromatisch, (noch) recht tanninreich, im Geschmack erinnert er an einen Syrah oder Cabernet Sauvignon aus heissen Gegenden und hat eine etwas pfeffrigen Note. Nicht unbedingt ein Genuss- vielmehr ein Erlebniswein.

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