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Betrügerische Aktivitäten im Onlinehandel gibt es seit das Internet für jeden verfügbar ist. Ein „Tummelplatz” für Betrüger ist naturgemäss auch das weltgrößte Auktionshaus eBay. Verlagerten sich anfangs die Betrugsabsichten auf Elektrogeräte und Plagiate vieler Edelmarken, sind jetzt vermehrt der Handel mit Kultweinen und Edelchampagnern davon betroffen. Es geht meist nicht um Fälschungen, sondern um den Verkauf von Weinen die gar nicht im Besitz des Verkäufers sind. Natürlich geht es hier, gemessen an der Anzahl von angebotenen Weinen, um einige "Schwarze Schafe", die es auch außerhalb des Online-Handels gibt. Ebay bemüht sich redlich betrügerische Anbieter zu erkennen und zu sperren, aber das grenzt an Sisyphusarbeit. Bis heute noch nicht geklärt ist der bisher größte Betrugsfall mit edlen Kreszenzen. Sogar die deutsche und österreichische Beamte ermitteln gegen verschiedene Kultweinbetrüger. Dabei ist der Anbieter einer wahren Kultwein-Rarität bis heute unerkannt. Connections von der Ukraine bis Venezuela werden für solche Aktivitäten (Betrugsabsicht) immer wieder aufgedeckt. Hier der größte und interessanteste Fall des Jahres 2007.


Interesse an 5 Doppelmagnums Masseto 2001?

Am 22.06.2007 stellte ein Verkäufer mit eBay Mitgliedsnamen ”asbelabah” (103 positive Bewertungen) gleich 5 Flaschen Masseto 2001 im raren Doppelmagnum-Format ein. Artikelnummer war 160130543733. Abgesehen von der sehr fragwürdigen Bewertungsübersicht sollte jedem Weinliebhaber bewusst sein, dass es diesen Wein nicht zum Schleuderpreis gibt, schon gar nicht in dieser Flaschengröße und dann auch noch fünf Mal. Die Tenuta Ornellaia geht sehr sorgsam mit der Verteilung dieser Großflaschen um. Außerdem sollte die eBay Bewertung bei jedem Interessenten die Alarmglocken schrillen lassen. 103 positive Bewertungen, jedoch nur 2 in den letzten 3 Jahren. Und die nicht mal als Verkäufer. Aber der Reihe nach.


Barzahlung bei Übernahme?

In der Artikelbeschreibung stand bei Zahlungsbedingungen auch die Möglichkeit Bar bei Abholung. Ich gab - den Betrug ahnend -  den Fiktivbetrag von € 50.000,00 ein und ersteigerte nach 3 Tagen den Artikel um € 1.911,01 pro Flasche. Die Email, die ich als Gewinner der Auktion erhielt, war ebenfalls mit betrügerischer Absicht. Nur die Daten des ursprünglichen Kontoinhabers waren korrekt. Eigentlich dilletantisch und dumm. Originaladresse des Inhabers war …@web.de. Die manipulierte Email-Adresse war …h@yahoo.com. Absender war ein Herr Anton Schwaber (Name geändert/Original der Redaktion bekannt), das Geld sollte jedoch an eine andere Person überwiesen werden. Hier die Original-Mail:

Hallo Werner Feldner,

einen schÃnen guten Tag und herzlichen Glückwunsch zur gewonnenen Auktion.
Bitte überweisen Sie den Betrag von EUR 9588 inklusive Versandkosten (versicherter
Versand)
auf das unten aufgeführte Konto.

Valentina Cuhnenko
Citibank
Konto:2907590393
BLZ:30020900
IBAN: DE22 3002 0900 2907 5903 93
BIC Code: CIPRDEDD

!!!WICHTIG!!!
Bitte der Überweisung die VOLLSTà „NDIGE Artikelnummer und den Ebay-Namen hinzufügen. Bei Ersteigerung von mehreren Artikeln reichen zwei Artikelnummern und der Ebay-Name aus. Fehlen diese Angaben ist eine Zuordnung Ihrer Überweisung schwieriger und es kann zu VerzÃgerungen kommen.
Der Versand erfolgt ausschließlich durch die Deutsche Post (DHL).
Bitte beachten Sie die Dauer einer Überweisung (online = 1-2 Tage, Bankabgabe
3-4 Werktage). Bitte informieren Sie mich, sobald Sie den Betrag überwiesen haben.

Die Umlaute standen wahrscheinlich auf einer englischen Tastatur nicht zur Verfügung. Der Text dürfte vorgefertigt worden sein und der Empfängername und die Kontodaten wurden nachträglich eingefügt. Darauf weist die andersartige Schrift hin. Ich antwortete, dass ich den Punkt ”Barzahlung bei Abholung” wahrnehmen möchte. Daraufhin kam keine Antwort. Aber am nächsten Tag eine Überraschung.


Frechheit siegt?

Am 27.06. wurde der Artikel wieder eingestellt. Wieder 5 Flaschen, wieder 3 Tage Zeit. Artikelnummer: 160132337710. Jetzt informierte ich einen Bekannten und bat ihn diesen Artikel zu ersteigern und nachzuverfolgen, was er auch tat. Er erhielt die 5 Doppelmagnums sogar günstiger und wollte ebenfalls den Punkt Bar bei Abholung ausnützen. Er erhielt dieselbe Email und auch keine Antwort auf seine Anfrage. Jetzt wurde es dem Betrüger zu bunt und - unglaublich - er stellte das Angebot am 02.07. zum dritten Mal ein. Artikelnummer: 160133779569. Allerdings mit einer Änderung. Der Punkt Bar bei Abholung war gestrichen und es war nur mehr Zahlung per Überweisung möglich. Wiederum gab es genug Bieter für diesen Artikel, allerdings bedeutend weniger als bei den beiden ersten Auktionen. Inzwischen gelang es mir nach langen Recherchen mit dem ursprünglichen Besitzer des Kontos Kontakt aufzunehmen. Dieser  war völlig überrascht und versicherte seit fast einem Jahr keine Aktivitäten mehr mit eBay getätigt zu haben. Er konnte natürlich auf  sein gehacktes Konto nicht zugreifen und alarmierte eBay. Auch ich meldete die Artikel bei Ebay. Aber wer öfter bei eBay mitbietet, weiß wie lange es dauert bis eine unzulässige Auktion gestrichen wird.


Es kommt noch dicker!

Wer bisher ungläubig den Kopf schüttelte wird jetzt noch mehr erstaunt sein. Was dann folgen sollte, ist fast kabarettreif - und natürlich höchstgradig kriminell. Am 05.07. konnte man das Masseto 2001 Angebot wieder finden. Artikelnummer: 160136277808. Nach den erfolglosen ersten Versuchen, drehte der Verkäufer jetzt völlig durch und bot 15 (ja, richtig! fünfzehn) Flaschen dieser Doppelmagnums an. Trotz einer Negativbewertung mit „VORSICHT BETRUG! GEKNACKTES KONTO!” (Glückwunsch - ein österreichisches Mitglied hat reagiert!) gab es wiederum Bieter, die scheinbar blind ihre Gebote abgaben. Dass eBay dieses Konto nicht schon beim ersten Mal sperrte ist für mich unverständlich, aber durchaus üblich.


Die ersten Geschädigten

Es kam - wie nicht anders zu erwarten - zu den ersten Opfern. Das Bild welches für das Angebot verwendet wurde stammte übrigens von einem österreichischen eBay Mitglied. Fremde, kopierte Bilder ohne Genehmigung des Urhebers zu verwenden ist bei eBay nichts Außergewöhnliches, jedoch sehr ärgerlich. Nicht nur ärgerlich sondern geradezu wütend meldete sich ein Züricher Geschäftsmann als Betrogener. Er hatte als unterlegener Bieter einen hohen Betrag überwiesen und vom Verkäufer nichts mehr gehört. Das Geld ist, wie ich versichere, für immer verloren und Ware wird er auch nie zu Gesicht bekommen. Mittels eBay Käuferschutz erhält der Betrogene eine lächerliche Entschädigung über ca. € 200..- Auch ein holländischer Käufer meldete sich bei mir und wollte nicht glauben, dass es hier um Betrug ging. Wie viele Geschädigte es gibt, entzieht sich meiner Kenntnis und wird wohl zu erfahren sein. Ebay lässt leider auch keine Bewertungen von Käufern zu, wenn das Ebaykonto getilgt wurde oder das Mitglied nicht mehr angemeldet ist. Auch im Herbst gab es reihenweise Betrugsangebote. Sogar Weinhändler* gingen den Gaunern in die Falle. Diesmal war für manche Betrogene trotz des verlorenen Geldes genügend Zeit um negative Bewertungen abzugeben, da eBay das Konto des Betrügers sehr spät sperrte. Name des inzwischen nicht mehr angemeldeten Mitglieds ist „blausteffi789”.  Die Liste der Betrugsversuche ließe sich mit Mouton- und  Lafite Rotschild, Le Pin, Latour, etc. beliebig fortsetzen, aber das würde den Rahmen dieser Reportage sprengen.

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