Spannende Reportagen und Dokus, wunderbare Filme und Serien rund um den Wein: Die Kultur- und Food-Journalistin Susanne Reininger weiß, was Weinfans in den Mediatheken gesehen haben müssen. Hier kommen ihre Tipps.
Dokumentation, arte-Mediathek, 28 Min., bis 25.11.2027
Im Treppenhaus, im Bett, in der Badewanne („Panic Room“): Wein wird im Film überall entkorkt. Das ist jedoch nur ein Kapitel des arte-Dokumentarfilms, der Kinoszenen rund um den Wein vom Hollywood-Blockbuster bis hin zu französischen Noir-Filmen versammelt: In Haupt- und Nebenrollen zu sehen sind misstrauische Winzer („You will be my son“), mürrische Weinhändler („Weinprobe für Anfänger), hochtalentierte Sommeliers („Uncorked“) sowie durstige Liebespaare („Ghostbusters II“). Superstars von Anthony Quinn über Jodie Foster bis Daniel Craig inklusive.
Die cineastische Weinreise führt durch rund 70 Jahre Kino und endet mit einem Top-5-Ranking der besten Szenen. Darunter ist auch mein Favorit: Die legendäre Blindverkostung in der Komödie „Brust oder Keule“ mit Louis de Funès.
„Wein im Film“ ist schräg und originell. Die thematische Einordnung samt knackigen Inhaltsangaben der jeweiligen Filme, die übrigens im Originalton zu hören sind, bieten (nicht nur) Weinfreunden ein köstliches Sehvergnügen. Die Doku ist auch eine hervorragende Quelle für ein wenig Besserwisserei bei der nächsten Verkostung.
Netflix (Co-Produktion mit RTS), achtteilige Serie mit 45-minütigen Folgen
Die „Domaine du Mont d'Or“ ist das älteste Weingut im Wallis und gilt als Pionier des Sylvaner in der Schweiz. Nun ist das renommierte Weingut mit vielen Jahrgängen aus der Schatzkammer in der Netflix-Serie „Winter Palace“ zu sehen. Die Serie beruht auf wahren Begebenheiten, spielt im Jahr 1899 in den Schweizer Alpen und zeigt die Entstehung des Wintertourismus und der Luxushotellerie. Sie folgt dem ehrgeizigen Hotelier André Morel (Cyril Metzger), der davon träumt, ein Fünf-Sterne-Hotel zu eröffnen, das während der gesamten Wintersaison in Betrieb bleibt.
Die Weine der Schweizer Domaine dienen jedoch nicht nur als Film-Accessoire, sondern sind Spiegel der Geschmäcker und Gewohnheiten jener Zeit. Und sie symbolisieren die besondere Atmosphäre dieser Schlüsselperiode in der Geschichte der Schweizer Hotellerie.
Für das Schweizer Publikum wirke die Serie teilweise befremdlich, in gewissen Aspekten fast unschweizerisch, kritisiert ein Redakteur des Schweizer Fernsehens. Dies zeige sich beispielsweise in einer Sequenz, in der Fondue serviert wird. Machen wir uns selbst ein Bild vom opulenten Historiendrama, das mit prachtvollen Kostümen, grandiosen Kulissen und sehr guten Weinen beeindruckt.
Reportage, ZDF-Mediathek, 4:42 Min.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der daraus resultierende Arbeitskräftemangel hat nicht nur massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Der Krieg hat auch schwere Folgen für die Weingüter und Winzer. ZDF-Korrespondentin Alicia Jung porträtiert die Geschichte des traditionellen Familienweinguts „Villa Tinta“ in Odessa. Die Region rund um die berühmte Hafenstadt am Schwarzen Meer bildet mit über 50 Prozent der Rebfläche das größte Weinanbaugebiet der Ukraine.
Valery Tintulov, Inhaber des Weinguts, gilt als einer der renommiertesten Weinmacher des Landes. Er schildert, wie er mit seinem Bruder die Weinlese im Krieg bewältigt – und Zukunftspläne schmiedet. Der Winzer plant, seinen Flagship-Wein „Odessa Black“ nach Deutschland zu importieren. Das ist Pionierarbeit, denn in der Ukraine wird überwiegend für den heimischen Markt produziert.
Die kurze, unaufgeregte Reportage und die Nahaufnahmen im Weinberg vermitteln mir als Zuschauer das Gefühl, vor Ort zu sein – besonders im Moment, als ein Bomber über den Weinberg fliegt. Meine Empfehlung: unbedingt anschauen!