wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Die Vinitaly in Verona ist wieder einmal vorbei. Sie darf sich zurecht neben der Pro-Wein in Düsseldorf und der Vinexpo in Bordeaux als eine der drei großen Weinmessen in Europa bezeichnen. 4.000 Aussteller auf 60.000 qm Ausstellungsfläche haben wieder ca. 150.000 Besucher (genaue Zahlen lagen noch nicht vor) angelockt.

Bei nur drei Wochen Abstand zur ProWein liegt natürlich ein Vergleich nahe. Die ProWein ist mit knapp 3.000 Ausstellern auf etwa der halben Ausstellungsfläche erheblich kleiner, was sich vor allem in der Besucherzahl von nur etwa 25.000 niederschlägt. Die Struktur der Besucher macht wohl den größten Unterschied zwischen beiden Messen aus. Beides sind Fachmessen. Bis auf den Sonntag, der auf der Vinitaly offiziell auch Privatkunden offen steht, sollen bei beiden Veranstaltungen Privatbesucher außen vor bleiben. Theoretisch jedenfalls! In Düsseldorf schaffen es die Veranstalter halbwegs gut, das auch in die Praxis umzusetzen. In Verona eindeutig nicht.

Trotz eines saftigen Eintrittspreises von 30 Euro pro Tag (für ausländische Besucher 20 Euro pro Tag bzw. 50 Euro für alle Tage) ist die Messe geradezu geprägt von dem Bemühen der Aussteller, "Freisäufer" und Bustouristen von ihren Ständen wegzuhalten. Viele Präsentationsflächen bestehen aus geschlossenen Wänden mit einem kleinen, kontrollierbaren Eingang. Einige namhafte Aussteller haben bereits vor der Situation kapituliert. Angelo Gaja war z.B. in diesem Jahr erstmalig nicht mehr vertreten.

Bei den meisten Produzenten ist Selektion angesagt. Ohne Businesskarte, entsprechende Kleidung und glaubhaftes Auftreten läuft hier relativ wenig. Man kommt entweder gar nicht hinein oder es ist "leider kein Wein mehr vorrätig". Bei vielen Ständen ist Terminvereinbarung erwünscht oder sogar notwendig. Hat man diese Hürden aber erst einmal überwunden, erlebt man, quasi abgeschirmt von der Öffentlichkeit, perfekte Organisation. Hier kann man dann, von kompetenten Ansprechpartnern begleitet, die jeweiligen Weine kennen lernen.


Im Bild: Durch ein gigantisches Hupkonzert werden die Parkwächter "überredet" doch noch einmal das Tor zu öffnen. Dass sich dadurch der Verkehr in beide Richtungen kilometerweit staut, spielt offensichtlich keine Rolle

So organisiert es in den Ständen zugeht, so chaotisch sind die Verhältnisse vor dem Messegelände. Die Worte Verkehrschaos und Parkplatznot kennzeichnen die Situation nur sehr unzureichend. Die wenigen Parkplätze stehen in keinem Verhältnis zu den Parkplatzsuchenden. Spätestens zu Messebeginn sind die offiziellen Stellplätze voll. Sobald sich deren Schranken und Tore nicht mehr öffnen, sucht man sich irgendwo einen Fleck, auf dem das Fahrzeug abgestellt werden kann.. Als "ordentlicher Deutscher" muss man sich schon erst einmal überwinden, sein Auto auf Straßeninseln, in Kreuzungen oder auf sonstige Unplätze zu stellen; aber spätestens am vierten Messetag ist einem das auch egal. Die Parksituation erzieht übrigens zum frühen Aufstehen, da die Laufentfernung mit jeder Minute Verspätung drastisch ansteigt.

Apropos früh Aufstehen: Wer nicht bereits viele Monate vor der Messe ein Hotelzimmer bucht, muss sich auf lange Fahrten ins Hotel einstellen. Im Umkreis von einer Stunde Fahrzeit um Verona und mehr sind die Hotels dann hoffnungslos ausgebucht.

 

 

Einige Impressionen vom Samstag


SSchreckbichl Colterenzio): Hier handelt es sich um eine der größten und erfolgreichsten Kellereigenossenschaften aus Südtirol, die ca. 300 ha Rebfläche bewirtschaftet. Der Obmann Dr. Luis Raifer (im Bild) führt uns durch Teile seines Programms. Neben guten Basisqualitäten (Klassische Linie und Praedium Selection) überzeugen insbesondere die Weine der Prestigelinie Cornell: Grauburgunder: Sauvignon und Chardonnay im weißen Bereich und Cornelius Rosso sowie der tolle Lagrein (98) haben uns besonders gefallen. Der Lagrein wäre ein guter Vorschlag für einen Monatswein für den Weinstammtisch!
Zur Homepage

 

 

 

 

Zwei von drei Inhaber bei Conti Bossi Fedrigotti: Maria Jose Visconti di Modrone und Gian Paolo Bossi Fedrigotti


Aus dem Trentin haben wir Conti Bossi Fedrigotti besucht. Von den Basisqualitäten bis hin zum Spitzenprodukt war das Qualitätsspektrum sehr unterschiedlich, aber insgesamt ansprechend. Seit einiger Zeit ist ein neuer Oenologe (Luca d'Attoma) für die Weine verantwortlich. Erkennbar ist ein klarer Qualitätssprung seitdem.
Zur Homepage


Auch bei Alessi "Cennatoio" aus der Toskana handelt es sich um einen Betrieb in Familienbesitz. Nachdem die Weinproduktion hier zunächst mehr als Hobby betrieben wurde, stellten die Alessis das Gut 1985 ganz auf Weinbau um. Der Erfolg hat diesen Schritt belohnt. Die Weine sind auch außerhalb Italiens bekannt; 90% der Produktion gehen in den Export. Die Probe war umfangreich: Innominato, Il Vino, Chianti Classico Cennatoio, Chianti Classico Leandro, Etrusco, Mammolo, Arcibaldo, Rosso Fiorentino und abschließend der neue Topwein des Betriebes jeweils in zwei verschiedenen Jahrgängen (i.d.R. 98 und 99). Es hat sich gelohnt. Alessi ist nicht nur ein engagierter Erzeuger sondern produziert auch entsprechende Qualitäten. Er baut übrigens, entgegen dem allgemeinen Trend, nicht auf Cuvees sondern auf den reinsortigen Ausbau seiner Weine. Im Bild links: Emiliano Alessi
Zur Homepage

Bei Poliziano wurden wir vom Eigentümer Dott. Federico Carletti durch das Programm geleitet. Von den probierten Weinen (Chianti Classico 2001, Rosso di Motepulciano, Vino Nobile 99, Morellino di Scansano, Asinone 99 und Le Stanze del Poliziano 2000) fiel mir der Morellino besonders auf. Poliziano hat das Gut Lohsa gekauft und baut dort jetzt unter eigenem Namen den Morellino an. Ein komplexer, mineralischer und spannender Wein mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Insgesamt eine sehr überzeugende Kollektion. Nicht umsonst ist dies einer der bekanntesten Erzeuger in der Toskana.
Zur Homepage

Bei Castello di Brolio / Barone Ricasole waren wir nach einigen Weinen relativ schnell fertig. Irgendwie haben mich die Weine nicht wirklich begeistert. Selbst der Caselferro (99), der seit Jahren mit drei Gläsern im Gambero Rosso glänzt, konnte daran nichts ändern. Dazu muss man natürlich auch selbstkritisch zugeben, dass es die Weine nach Poliziano sicher nicht leicht hatten und das Urteil daher möglicherweise ein wenig ungerecht ausfällt.
Zur Homepage

Am Sonntag haben wir die Vinitaly ausgelassen und sind statt dessen einer Einladung des Starwinzers Lageder nach Südtirol gefolgt. Lageder macht es klug: Er verzichtet auf seine Teilnahme an der Vinitaly und transportiert statt dessen die Besucher von Verona per Busshuttle auf seine beiden Güter in Margreid. Dort kann er sich aussuchen, wen er einlädt und seine Gäste mit den eingesparten Messekosten auf vorzügliche und perfekte Art und Weise bewirten und seine Weine vorstellen. Mehr dazu in einem separaten Bericht.


Im Bild: Das Messegebäude mit dem bedrückenden Namen "World Trade Center"

 

 

 

 

Der Montag nach dem "Großkampftag"


Am Montag, zurück auf der Vinitaly, war den Ausstellern die Erschöpfung vom Sonntag anzusehen. Jemand formulierte es so, dass der Sonntag eigentlich nur dazu dient, einige Weine auszuschenken "damit man nicht wieder so viel mit heimbringen muss". An einigen Ständen waren viele Weine, Prospekte etc. allerdings bereits am Montag ausgetrunken bzw. vergriffen.

Unser erster Anlaufpunkt war Giacomo Bologna "Braida". Probiert haben wir zwei Weißweine (Il Fiore und Asso die Fiori) und natürlich einige Rotweine: Il Baciale, Bricco dell'Uccellone 99, Bricco della Bigotta und eine Besonderheit, den Grignolino d'Asti. Grignolino ist eine alte, autochtone Rebsorte im Langhe, die fünf bis sechs Kerne statt der üblichen Vier hat. Dadurch bedingt muss der Wein schneller als üblich von der Maische abgezogen werden. Es bleibt eine roseeähnliche Farbe und sehr harte, leicht bittere Tannine. Montebruna 2001, ein neuer "Versuchswein" der zum Experimentieren mit vier Untergrundreben und zwei Klonen dient, sowie der Bricco della Bigotta 99 waren meine eindeutigen Favoriten.
Zur Homepage

Danach eine kurze Stippvisite bei Rocche dei Manzoni, dem Erzeuger des Weinforum-Monatsweines Quatr Nas. Nach Bricco Manzoni 99 und Barolo 98 konnten wir uns dort davon überzeugen, dass der 99er Quatr Nas ähnlich komplex und ansprechend ist ist, wie die seinerzeit im Weinforum-Stammtisch probierte 96er Erstlingsausgabe.

Bei Vietti wollten wir aus Zeitgründen nur Barbera probieren. Von den vier 2000ern Tre Vigne, Scarrone, Scaronne Vagna Veccia und dem 99er La Crena waren eindeutig die beiden letztgenannten die Sieger. Wir haben uns dann noch zu einem 96er Barolo des Hauses überreden lassen. Die 10 Minuten Verspätung zu unserem nächsten Termin wurden durch die feinen Tannine und schönen Anklänge an Leder und Lakritze mehr als belohnt.
Zur Homepage

Der nächste Termin beim Consorzio del Vino Brunelllo di Montalcino gab uns Gelegenheit, einen sehr umfangreichen Querschnitt aus den Rosso des Jahres 2000 und den Brunello des Jahres 97 zu erhalten. Von allen Weinen der dem Consorzio angeschlossenen Produzenten konnten wir vorab auf einer Liste unsere Wunschkandidaten ankreuzen. Diese wurden uns dann nach und nach präsentiert. Heraus kam ein Flight mit ca. 20 Rosso und 30 Brunello. Bei dem insgesamt sehr enttäuschenden Programm fielen mir die folgenden Rosso positiv auf: Col d'Orcia 2000, Mastrojanni, Palazzo und Carpazo. Bei den insgesamt ebenfalls nicht so recht zufrieden stellenden Brunello fiel nach oben heraus: La Magia, Casanuova delle Cerbaie, Fattoi und Astrojanni.

Nach einer Mittagspause war dann Chianti Classico angesagt. Beim Consortio Chianti Classico haben wir uns den nächsten Mammutflight vorsetzen lassen. Erwähnenswert hier: Castello Vicchiomaggio 2000, Cennatoio Riserva 98, Leandro Allessi, Leandro Allessi Riserva, Fonterutoli 99, Fattoria Le Fonti 2000, Fattoria Le Fonti 1999 Riserva, Le Bocce 2000, Le Bocce 1998 Riserva, Casanuouva di Nittardi 2000, Castello di Volpaia 98 Riserva, Borgo Scopeto 99 Riserva, Vignole Riserva 98 und Villa Calcinaia 2000.
Insgesamt hat aber auch hier die Enttäuschung leider überwogen.

Auf der gesamten Messe waren die italienischen Aussteller mit großem Abstand in der Überzahl. Für den Rest der Welt war gerade einmal eine halbe Halle notwendig. Das Prädikat "Internationale Weinmesse" muß man also, zumindest in Bezug auf die Ausstellerbeteiligung, in Frage stellen. Die Präsenz der deutschen Erzeuger war praktisch gleich Null. Sie beschränkte sich fast auf das Duale System Deutschland und Underberg. Die Österreicher waren besser, aber insgesamt auch schwach vertreten und auch die Schweiz war nur mit 12 Ausstellern dort. Mehrfach wurde uns berichtet, dass mittlerweile für diese Aussteller die ProWein gegenüber der Vinitaly so stark an Bedeutung gewonnen hat, dass sich ein Besuch in Verona kaum noch lohne.

Das galt jedenfalls nicht für uns als Besucher. Die beiden Tage haben sich für uns gelohnt. So komprimiert und effektiv hat man sicher kaum irgendwo anders Gelegenheit, die italienischen Weine kennen zu lernen. Als wir dann irgendwann abends Verona durch quälende Autostaus hindurch in Richtung Deutschland verlassen haben, war es keine Frage für uns: Ciao Verona! - bis zum nächsten Jahr.

 

 

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER