wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

VDP-Präsident Steffen Christmann Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) hat vor wenigen Tagen deutlich höhere Preise für die Weine seiner Betriebe angekündigt. „Wir erwarten Kostensteigerungen um 30 Prozent“, sagte Präsident Steffen Christmann auf der Mainzer Weinbörse.

Keine guten Nachrichten für deutsche Weinfreunde: In den kommenden Monaten werden sie sich auf deutlich steigende Preise einstellen müssen. Das Thema hat Steffen Christmann, Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), zur Eröffnung der Mainzer Weinbörse gesetzt. Auf der Pressekonferenz sagte er: „Wir erwarten Kostensteigerungen um 30 Prozent und damit entsprechende Preiserhöhungen.“ Wie hoch sie im Detail bei den Weingütern des Verbandes ausfallen werden, ließ er offen. Denn jeder Betrieb ist anders aufgestellt und wird daher die rasant steigenden Kosten für Rohstoffe, Material und Lohnkosten mehr oder weniger stark an die Kunden weitergeben.

Christmann betonte in seinem Statement allerdings „die drastische Erhöhung der Löhne“. Damit bezieht er sich auf den Mindestlohn, der vor allem für Erntehelfer und Aushilfskräfte relevant ist. Dieser erhöht sich, passend zur Erntesaison, am 1. Oktober 2022 um immerhin 25 Prozent – von aktuell 9,60 Euro auf zwölf Euro. „Das ist im Sinne der Beschäftigten zu begrüßen“, sagte Steffen Christmann, „aber irgendjemand muss es bezahlen, und am Ende sind es die Verbraucher“.

Glasflaschen kosten 25 Prozent mehr, Verpackungen bis zu 60 Prozent

Dass deutscher Wein insgesamt teurer wird, ist nur eine Frage der Zeit. Die deutschen Brauereien heben ihre Preise an, Lebensmittel haben sich längst drastisch verteuert. Wohin sich der Preis-Trend beim deutschen Wein entwickeln könnte, nehmen die italienischen Winzer vorweg: Zur Vinitaly in Verona, die vor kurzem endete, meldeten der Handelsverband Unioncamere sowie der Dachverband der italienischen Handelskammern (BMTI), in den vergangenen zwölf Monaten seien Rosés sowie Rotweine um durchschnittlich 20 Prozent und Weissweine sogar um über 34 Prozent teurer geworden. Ähnliche Preissteigerungen sind ebenso in Frankreich zu verzeichnen.

Betrachtet man die Preisentwicklung der für deutsche Weingüter wichtigen Rohstoffe, so zeichnet sich ein sehr ähnlicher Trend ab: Energie wurde laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes um rund 70 Prozent teurer, Glasflaschen kosten etwa 25 Prozent mehr als vor einem Jahr – wenn Weingüter derzeit überhaupt noch von den Glashütten beliefert werden. Viele Betriebe, die sie nicht frühzeitig genug bestellt haben, können aufgrund der Knappheit derzeit nicht füllen. Für die nötigen Alu-Verschlüsse zahlen sie um 40 Prozent mehr. Kartons und Verpackungen sind aktuell zwischen 25 und 60 Prozent teurer geworden, die Preise für Etiketten um etwa 20 Prozent gestiegen, die für Weinbergspfähle um 30 Prozent.

Keine Angst vor höheren Weinpreisen

Laut aktueller Zahlen des VDP sank 2021 der Gesamtumsatz der Weingüter des Verbands um knapp vier Prozent auf 444 Mio Euro, vor allem aufgrund der Covid-Restriktionen bei Events und in der Gastronomie. 2020 waren es noch 462,5 Mio Euro. Wie sehr sich die nun abzeichnenden Verteuerungen sowie die hohe Inflation auch auf die Umsätze auswirken werden, ist derzeit noch offen. Doch die VDP-Betriebe haben in den vergangenen Jahren ihre kontinuierlichen, oft kräftigen Preiserhöhungen bislang problemlos im Handel durchsetzen können: So waren Weine aus Großen Lagen 2021 für durchschnittlich 36 Euro zu haben, während 2011 lediglich 26 Euro gezahlt wurden. Das bedeutet eine Steigerung um immerhin knapp 40 Prozent innerhalb von zehn Jahren.

Steffen Christmann hat in Mainz ebenfalls deutlich gemacht, dass die VDP-Weine nicht allein aufgrund der aktuellen Krise teurer werden: „Der Riesling hat sich als Spitzenwein etabliert, aber auch die Burgunder haben in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Entwicklung genommen, vor allem der Spätburgunder“, berichtete er. „Im Markt für Rotweine höchster Qualität profitieren wir davon, dass unsere Freunde im Burgund Preise aufrufen, die einen Wein von 40 oder 50 Euro als Okkasion erscheinen lassen.“ Zudem hat der Export im vergangenen Jahr um immerhin vier Prozentpunkte zugelegt - von 17 auf nun 21 Prozent. Verkauft werden die Weine vor allem nach Skandinavien, USA und China - und dort gelten deutsche Spitzenweine noch immer als unglaublich günstig. Zudem erzielen manche VDP-Spitzenbetriebe mit ihren limitierten Markenweinen, die außerhalb der Klassifikation positioniert sind, längst Flaschenpreise von deutlich über 100 Euro. Den Maßstab gesetzt hat Klaus-Peter Kellers Riesling "GMax", der längst zu vierstelligen Beträgen gehandelt wird.

Damit wird deutlich: Der VDP hat für seine roten und weißen Großen Gewächse schon lange höhere Erlöse im Blick. Nicht allein die aktuelle Rohstoff- und Energie-Krise begründet die nun steigenden Preise - sie verstärkt und beschleunigt nur die Entwicklung. Wohin es im nächsten Schritt geht, wird sich spätestens im Herbst mit der Premiere der Großen Gewächse zeigen. 

Fotos: © VDP / © Arne Landwehr / © Peter Bender

Mehr zum Thema

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER