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Die Thermenregion ist ein sehr altes Kulturland mit mehr als 2000 Jahren Weinbautradition. Mindestens ebenso lange werden die Schwefelquellen der heutigen Stadt Baden zu Heilzwecken genutzt. Schon im Jahre 1141 gründeten Zisterziensermönche das Freigut Thallern, das somit zu den ältesten Weinbaubetrieben des heutigen Österreich zählt. Die ersten Pinot Noir - Reben wurden in der Region um 1790 angepflanzt, die ersten Cabernet Sauvignon und Merlot in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Familie Schlumberger. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert zählten diese Cuvées zu den großen Weinen der Welt und waren in der Spitzengastronomie, vor allem auch auf Luxusschiffen, weltweit vertreten.

Der Name Thermenregion entstand mit dem Weingesetz 1985, als die früheren Weinbaugebiete Gumpoldskirchen und Bad Vöslau zusammengelegt wurden. Die Region liegt über einer geothermischen Bruchlinie, die Thermalquellen standen bei der jetzigen Benennung des Weinbaugebietes Pate.

Das Gebiet erstreckt sich südöstlich von Wien bis in die Nähe von Wiener Neustadt mit den wichtigsten Weinbaugemeinden Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Baden, Sooß und Tattendorf. Etwa 2400 ha Rebfläche werden von 1300 Weinbaubetrieben bewirtschaftet. Das Bild der Region ist geprägt von den eher sanften Abhängen des südlichen Wienerwaldes, manch einer fühlt sich ein wenig an Burgund erinnert. Gekennzeichnet ist die Region auch durch die sehr unterschiedlichen Böden. Alluvialschotter einerseits, aber auch eher schwere Böden wie lehmige Tone, sandige Lehme und Braunerde mit hohem Muschelkalkgehalt bieten unterschiedlichen Sorten beste Bedingungen.

Generell kann man sagen, dass die guten Weine der Thermenregion reif und extraktreich wirken, was zusammen mit einer feinen Mineralik eher vollmundige Typen mit feinem Spiel ergibt. So ist denn auch der Sortenspiegel vielfältig, wobei natürlich die nur hier vorkommenden Sorten Zierfandler und Rotgipfler  eine Sonderstellung einnehmen. Dazu gedeihen noch Weißburgunder, Chardonnay und Neuburger besonders gut. Am Rotweinsektor sind besonders St. Laurent und Pinot Noir herauszuheben, die hier ganz außerordentlich gut ausfallen können, aber auch Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot, sowie der etwas zu Unrecht als „kleine” Sorte angesehene Blaue Portugieser bringen hervorragende Ergebnisse. Debei muss man erwähnen, dass der Blaue Portugieser (noch) die meistangebaute Rebsorte der Region ist. Das pannonische, eher kontinentale Klima zeigt sich in heißen, niederschlagsarmen Sommern und oft recht kalten Wintern. Dazu ist es meist etwas windig, was im Herbst ein rasches Abtrocknen der Reben nach Niederschlägen begünstigt. Speziell um die Ortschaft Tattendorf ist eine Bewässerung der Weingärten die Regel, da der Boden hier sehr wasserdurchlässig ist. Ganz kurz in Zahlen zusammengefasst, jeweils im Mittel: Jahresdurchschnittstemperatur knapp 10° C, 650 mm Jahresniederschlag und ca. 1800 Sonnenstunden pro Jahr. Geographisch gesehen liegt der Hauptort Baden etwas südlicher als Beaune.

 

 

Die Heurigenkultur ist sehr lebendig in der Theremenregion


Die Heurigenausschank ist hier noch weit verbreitet und auch die renommiertesten Betriebe pflegen diese Kultur mit großer Selbstverständlichkeit. Die Nähe zu Wien ist dabei ein nicht unerheblicher Faktor, obwohl man schon sagen muss, dass auch die Wiener bei weitem nicht mehr so häufig zum Heurigen fahren wie früher. So schön die Heurigentradition auch ist, hatte sie doch nicht nur positive Auswirkungen, bezogen auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im offenen Ausschank konnten einfache Weine mit gutem Gewinn und relativ geringem Aufwand verkauft werden, was weitgehend verhinderte, dass sich die Mehrzahl der Betriebe mit der Produktion von Spitzenqualitäten - mit Ausnahme der Cuvée aus Zierfandler und Rotgipfler (genannt Spätrot-Rotgipfler) - sowie der Flaschenfüllung und damit einer Präsentation auch außerhalb der Region beschäftigten. Natürlich gab es etliche rühmliche Ausnahmen, das Bild der Region aber war von süffig-samtigem Rotwein und zart süßlichem, schwerem Weißwein im Henkelglas geprägt.

Dies änderte sich erst nach und nach ab 1986, als die Zahl der Heurigenbesucher aus mehreren Gründen drastisch abnahm und man allmählich zu begreifen begann, dass der Ruf als Weinbaugebiet mit großen Möglichkeiten und Spezialitäten beinahe schon verspielt war. Zum Glück gab es die Ausnahmebetriebe, die in dieser kritischen Phase eine Leitfunktion übernahmen und mit großem persönlichem Einsatz den richtigen Weg in die Zukunft aufzeigten. Beim Weißwein wurden Zierfandler (Synonym Spätrot) und Rotgipfler häufig auch reinsortig und vor allem trockener ausgebaut, dazu vermehrt Weißburgunder und Chardonnay angeboten, und dass die feine Sorte Neuburger so wenig Beachtung fand und findet, hinderte die Produzenten nicht, sie dennoch anzubieten.

 

 

Rote wie weiße Sorten gedeien gut in der Thermenregion


Die große Revolution aber fand auf dem Rotweinsektor statt. Die Betonung ging weg von der Menge hin zu selektiven Weinen aus den beiden für die Region besonders geeigneten Sorten  St. Laurent und Blauburgunder (= Blauer Spätburgunder). Dazu kamen Merlot und Cabernet Sauvignon, die, in der richtigen Lage gesetzt, in 8 von 10 Jahren hier physiologisch reif werden. Vom Ausbau her dominieren beim Weißwein Stahltanks, beim Rotwein Holz, wobei damit nicht immer nur Barrique gemeint ist. Heute ist die Zahl der Produzenten, die auch nach überregionalem Maßstab als erstklassig angesehen werden können, schon sehr beträchtlich. Ein gemeinsames Terroir verbindet die Betriebe, die individuelle Handschrift, die unterschiedlichen Böden, Lagen und Klone machen dabei jedes Weingut unverwechselbar. In den letzten Jahren haben sich auch einige  Gemeinschaften gebildet, zum Zweck des Erfahrungsaustausches oder der Vermarktung, meist aus beiden Gründen. Auffallend ist, dass es dabei praktisch immer um die entweder autochtonen (weiß) oder seit etlichen hundert Jahren hier heimischen Rotweinsorten geht, also Rotgipfler und Zierfandler beziehungsweise St. Laurent und Pinot Noir. Hier liegen auch bis Heute die echten Stärken der meisten Betriebe.

Besonders empfehlenswerte Weine aus der Thermenregion

 

 

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