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Sébastian Le Quérec, Export-Manager der Château Bouscassé und Montus nimmt mich mit auf eine Tour durch die Weinberge. Im Höllentempo fegen wir in seinem klapprigen Renault Clio über die schmalen Strassen Madirans von einer Lage zur nächsten. Wer sich nicht auskennt, ist in dem Gewirr von Feldwegen und kleinen Strassen hoffnungslos verloren. Es ist Mitte September und kurz vor Beginn der Lese. Wie fette, blauschwarze Euter hängen die reifen Tannat-Trauben am Stock. Die Lage „les menhirs” ist besonders sehenswert. Der kalkreiche Lehm der Hügelkuppe ist durchsetzt mit Kalksteinbrocken, die die Größe von Hinkelsteinen erreichen. Die dicksten, störenden Brocken wurden ausgegraben. Wie steinzeitliche Menhire umrahmen sie nun den Weinberg. „Hier wächst Madirans Zukunft” hat mir Alan Brumont beim Interview erzählt. Die Lage „les menhirs” liefert die gleichnamige Cuvée aus 50% Tannat und 50% Merlot. Die Mariage (Verschnitt) von Tannat und Merlot hat etwas für sich, denn beide Rebsorten ergänzen sich geradezu ideal. Der Tannat liefert überbürdende Frucht und kräftige Tannine, der Merlot samtige Struktur und sanften, runden Körper: Die Bronzefaust im Samthandschuh. Der Wein muss allerdings als Côtes de Gascogne abgefüllt werden, weil Merlot weder im Madiran noch in den anderen Haupt-Tannat-AOC zugelassen ist. Lediglich in den Anbaugebieten, die Tannat sowieso nur in geringer Menge verwenden, z.B. im Cahors, ist auch Merlot im Verschnitt erlaubt.

 

Die Lage "les menhires"% Château Bouscassé% AOC Madiran

Mittlerweile sind es nicht nur Alan Brumont oder Patrick Ducournau, die den Tannat mit innovativen Ideen nach vorne bringen. Ich bin in Aydie, einem kleinen Dorf in der Nähe von Madiran und Jean-Luc Laplace vom Château d’Aydie holt zum Abschluss der Verkostung seiner hervorragenden Weine eine kleine 0,5 l Flasche herbei. Fast wie Sirup fließt der Wein, den er uns einschenkt, ins Glas. Saftige, süße Frucht steigt in die Nase: Definitiv ein Süßwein. Am Gaumen explodiert ein Feuerwerk von Frucht, Süße und Tanninen. So einen Wein hat die Welt noch nicht gesehen! Der Wein heißt „Maydie” und ist ein intelligentes Wortspiel mit Jean-Lucs Heimatort Aydie: „Maydie wird wie ‚my idea’ ausgesprochen.

Um zu verstehen, wie großartig dieser Wein ist, muss man ein bisschen weiter ausholen. Die Tannat-Trauben werden überreif mit 250 - 300 g Zucker gelesen. Damit die Süße nicht plump wirkt, braucht sie ein Gegengewicht. Die wirklich großen Süßweine, wie die französischen Sauternes oder Vouvrays, die portugiesischen Ports und spanische Sherrys haben immer einen kräftigen, mineralischen Körper und vor allem die großartigen deutschen Riesling Trockenbeerenauslesen verfügen über eine perfekte Balance aufgrund der ausgesprochen prägnanten, frischen Säure. Der „Maydie” hat einen exzellenten Körper und eine durchaus angenehme Säure. Das Gegengewicht zu Süße ist beim „Maydie” jedoch sein Tanningerüst. Wuchtig stehen die Tannine am Gaumen, hallen beim Abgang noch ewig lange nach und verschmelzen zu einer perfekten Süße-Tannin-Balance. Ich bin begeistert, lasse den „Maydie” genussvoll den Gaumen hinabrollen und schwelge im minutenlangen Nachhall! Normalerweise ist Ausspucken angesagt, sonst kommt man nicht halbwegs nüchtern durch einen Tag voller Verkostungen.

Der Wein ist dadurch entstanden, dass die Gärung unterbrochen wurde, ehe die Hefen den Zucker vollständig in Alkohol vergoren haben. Das Abstoppen der Gärung wird mit reinem Alkohol durchgeführt. Der „Maydie” entspricht in dieser Hinsicht also einem typisch französischen, gespriteten Vin Doux Naturel, wie er in Banyuls oder Rasteau erzeugt wird. Vin Doux Naturels und rote Süßweine sind jedoch in der AOC Madiran nicht vorgesehen. Also muss der Wein als „Vin de liqueur” deklariert werden.

 

Die Familie Laplace% Château d'Aydie% Aydie% AOC Madiran

Das Château Laplace ist nicht mehr das einzige, das aus Tannat einen gespriteten Süßwein erzeugt. Didier Barré von der Domaine Berthoumieu erzeugt seit Kurzem seinen „Tanatis”, den er in Anlehnung an Vintage Port als Tannat Vintage bezeichnet. Beim „Tanatis” wird noch deutlicher als beim „Maydie”, dass es die Tannine sind, die die Süße ausbalancieren und zur Harmonie bringen. Bei ihm wird der besonders tanninreiche Presswein vor dem Aufspriten ebenfalls zur Cuvée hinzugegeben. Alan Brumont wäre nicht Alan Brumont würde er nicht ebenfalls mit Tannat-Süßwein experimentieren. Im Unterschied zu Laplace und Berthoumieu hat er noch keinen Tannat „Vin de liqueur” auf den Markt gebracht. Ganz systematisch wird bei ihm getestet. Der 2003er Jahrgang liegt zur Reifung einerseits in gebrauchten, alten Holzfässern und andererseits in kleinen neuen Eichenholzfässern. Beide sind hervorragend. Allerdings macht das neue Holz den Wein noch komplexer und trägt zusätzlich zur Abrundung bei. Noch hat der Wein keinen Namen, aber schon jetzt ist klar, hier entsteht der zukünftige Standard: Ein tiefer, vielschichtiger, roter Süßwein, der seinesgleichen in Frankreich, vielleicht sogar in der Welt sucht.

Im „Maison Des Vins Madiran” bin ich mit André Beheity verabredet. Er ist Vorsitzender der Winzervereinigung Madirans. Er hat auf seiner eigenen Domaine Damiens 15 ha unter Reben und kennt die Verhältnisse in Madiran ganz genau. Ich frage ihn, ob denn beim Tannat, einer derart charakterstarken Rebsorte, das Terroir überhaupt eine Rolle spielt, ob man beim Tannat den Lagencharakter schmecken kann. „Nein”, sagt er und hält es für unwahrscheinlich unterschiedliche Terroirs in den Weinen herauszuschmecken. Aber man schmecke eindeutig, ob der Wein von einem guten oder schlechten Terroir komme: Die Tannine schmecken hart und rau, wenn der Tannat von schlechtem Terroir kommt; sie sind weich und rund, wenn er von gutem Terroir kommt. Und er fügt hinzu, dass auch das Lesegut gesund und voll ausgereift sein muss, damit gute Weine entstehen können.

Die Weinberge Madirans befinden sich auf vier von Nord nach Süd verlaufenden, lang gestreckten Hügelketten. Zwischen den Hügelketten liegen breite, landwirtschaftlich genutzte Täler. Die Hügelketten selbst sind von vielen kleineren Einschnitten durchzogen. Die besten Lagen sind die direkt nach Süden zeigenden Hänge dieser Einschnitte. Auf den Hügelkuppen und den Südwestenhängen bestehen die Böden aus stark kalkhaltigem Lehm, der eine hervorragende Wasserspeicherkapazität aufweist. Die weißen Pacherenc de Vic-Bilh und eher frische Rotweine kommen aus diesem Terroir.

In einigen Lagen ebenfalls auf den Hügelkuppen ist der Lehm sehr sandig und mit sehr vielen Geröllsteinen, den „galets”, durchsetzt. Dieses Terroir verfügt über die beste Wasserdrainierung. Von hier kommen geschmacksintensive Rotweine mit runden, üppigen Tanninen. Die Basis der Südosthänge hat in der Regel in 20 - 100 cm Tiefe eine wasserundurchlässige Schicht aus Eisenstein, „grepp” genannt. Diese Schicht ist so fest, dass auch die Rebwurzel sie nicht durchdringen kann. Für die Reben keine optimale Situation, Staunässe bei Regen oder Dürre in trockenen Perioden. Damit die Reben brauchbare Qualität liefern, durchstoßen die Winzer den „grepp" und ermöglichen den Rebstöcken damit tieferes Wurzeln. Die sogenannte „boulbène”, der Boden unterhalb des „grepp”, ist arm an Humus und besteht aus schlickig-tonigem Material mit geringer Wasserdurchlässigkeit. Dieses Terroir liefert ganz typische, sehr tanninreiche Trauben. Hier ist der Lesezeitpunkt besonders kritisch. Werden die Trauben nicht zum optimalen Reifezeitpunkt gelesen, bleiben die Tannine rau und hart. In den Händen eines guten Winzers kann der „grepp” durchaus sehr gute Qualität liefern. Winzer, wie Jean-Luc Laplace, die Flächen in verschiedenen Terroirs haben, verschneiden die Weine der unterschiedlichen Lagen, um ein optimales Ergebnis von Frucht, Säure, Tanninen, Körper und gewünschtem Reifepotential zu erhalten.

 

Spitzenlage des Château Montus mit typischen Geröllsteinen% den "galets"

Das Klima in Frankreichs Südwesten wird vom Atlantik geprägt. Es ist ziemlich ausgeglichen mit warmen Sommern und nicht zu kalten Wintern. Die ca. 1000 mm Niederschläge Madirans fallen zwar überwiegend im zeitigen Frühjahr sowie im späten Herbst und Winter, aber auch im Sommer kann man ab und an mit etwas Regen rechnen. Das ist positiv für die Reben während ihrer Hauptwachstumsphase und für die Erzeugung fester, mineralischer Weine. Die nahen Pyrenäen sind der zweite wichtige Klimafaktor. Madirans Weinberge liegen in einer Höhe von 200 - 300 m. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht können insbesondere im Spätsommer und Herbst bedeutend sein. Das trägt zur langsamen Reifung und zur Bildung vielfältiger Aroma- und Geschmacksstoffe in den Trauben bei.

Drei der anderen hauptsächlichen Tannat-Appellationen Béarn, Côtes de Saint-Mont und Tursan grenzen an Madiran an und sind vom Klima her ähnlich. Zwar sind die Böden insgesamt vielfältiger, aber die besten Weine kommen auch hier aus südwärts exponierten Lagen mit guter Wasserspeicherkapazität und guter Wasserdrainierung. Anders die kleine nur 210 ha große AOC Irouleguy. Sie liegt bereits in den Pyrenäen und hier sind alle Bedingungen extremer. Es regnet noch mehr, ca. 1500 mm, die Weinberge liegen höher, bis 1000 m, und die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind noch stärker. Zudem wächst der Tannat hier an steilen Hängen auf ganz anderem Untergrund, auf rotem Sandstein-, Keuper- und Kalkverwitterungsböden. Die Weine gewinnen dadurch ein ganz eigenständiges Flair. Sie sind säurebetonter, wirken frisch-fruchtiger als die Weine aus Madiran. Der Verschnitt mit einem hohen Anteil an Cabernet Franc oder Cabernet Sauvignon bekommt ihnen besonders gut. Aber auch reinsortige Tannats können in guten Jahren großartige Weine ergeben.

Im ganzen Südwesten und insbesondere im Madiran ist das Streben nach Top-Qualität bei Allen, mit denen ich gesprochen habe, seien es Winzer, Manager oder Önologen, enorm. Hinzu kommt, dass gerade im Madiran und den umliegenden Appellationen der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit unter den Winzern geradezu erstaunlich ausgeprägt ist. So haben sich z.B. 18 Weingüter in Madiran zur Gruppe „Altéma” zusammengeschlossen. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, tauschen Erfahrungen aus, betreiben gemeinsames Marketing und organisieren gemeinsame Events rund um das Thema Wein. Sie engagieren externe Fachleute, um sich gemeinsam beraten zu lassen und sie arbeiten mit gleichgesinnten Partnern, wie z.B. der Association „Slow Food Biarn” zusammen.

Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Anstrengungen können sich sehen lassen und man kann sie vor allem schmecken. Mittlerweile gibt es eine breite Basis exzellenter Winzer. Alain Brumont steht mit seinem Château Montus und Bouscassé schon seit einiger Zeit nicht mehr einsam an der Spitze, sondern je nach Jahr und wer das glücklichere Händchen hat, ist es mal der eine oder die andere. Ein gutes Beispiel ist die bereits erwähnte, relativ unbekannte Domaine Damiens von André Beheity und Sohn in Aydie. Durch gezielte Weinbergsarbeit an den alten, ertragreichen Stöcken und die Verwendung qualitativ hochwertiger Klone bei Neuanpflanzungen mit hoher Pflanzdichte konnte die Qualität des Traubenmaterials deutlich verbessert werden. Die Jahrgänge seit 1998 zeigen dementsprechend einen eindeutigen Aufwärtstrend. Die Domaine Damiens ist sicher kein Spitzenerzeuger im Madiran, noch nicht, aber produziert sehr gute Weine im oberen Drittel mit einem guten Preis-Genuss-Verhältnis. Es lohnt sich die Entwicklung der Domaine weiter zu beobachten.

 

Vater und Sohn Beheity% Domaine Damiens% Aydie% AOC Madiran

Überrascht war ich von der Cooperative in Saint-Mont, den „Producteurs Plaimont”, die 2004 immerhin 38 Millionen Flaschen erzeugte. Von den 1400 ha der AOC Madiran gehören 690 ha zur Cooperative. Die Cooperative ist nach ISO und der BRC-Norm des British Retail Consortium qualitätszertifiziert und wird regelmäßig von einem unabhängigen Institut auditiert. Sie verfügt über ein einmaliges Nachweissystem für jede der über 3000 Weinbergslagen seiner Mitglieder. Die Mitglieder halten sich an hohe Auflagen und die Ernte wird konsequenterweise nach Qualität der Trauben bezahlt.

Voller Elan präsentiert mir Danielle Hingan, die Export-Managerin, ihre Weine. Von sauberem Alltagswein, der als überwiegend weißer Tafelwein aus der Gascogne weltweit vermarktet wird, über gehobene Weine aus den VDQS- und AOC-Appellationen, bis hin zu Spitzentropfen aus Tannat wird die gesamte Palette abgedeckt. Ein Global Player unter den Fluggesellschaften wird 2006 mit dem 2001er Château Viella Village der Genossenschaft seine First Class Passagiere verwöhnen. Der Wein duftet nach schwarzen und roten Beerenfrüchten, erfüllt den Gaumen mit kräftigem, konzentriertem Körper, spürbarer Säure und einem sehr schönen Abgang. Die Château-Weine werden von der Cooperative in der Regel direkt im Château vinifiziert. Sehr gut gefallen haben mir auch die 2001er vom Château de Crouseilles, vom Château de Mascaraas und vom Château d’Arricau. Selbst die Weine des schwierigen Jahrgangs 2002 waren beim Château de Crousseilles superbe. Auf dem Concours de Bordeaux Vins d’Aquitaine 2005 hat Crouseilles gleich mit drei 2002er Weinen Medaillen abgeräumt: Gold für den „Légende” sowie Silber für den „Loustau Casabon” und den „Grains de Roy”. Eindeutiger Spitzenreiter war für mich jedoch der 2001er „Madiran Pléntitude”, eine Selektion der besten Trauben des Jahrgangs. Auch die süßen weißen Pacherenc de Vic-Bilh waren sehr gut. ‚Der kleine Johnson 2005’ bezeichnet die „Cuvée Saint-Albert” des Château de Sabazon als überragend und gibt ihr drei von vier Sternen. Ich war beeindruckt vom Engagement und der Qualität eines derart großen Betriebs.

 

Die Genossenschaft "Producteurs Plaimont" zählt zu den großen im Südwesten Frankreichs

Nicht unerwähnt bleiben dürfen als die weiteren Spitzenerzeuger in Madiran die Domainen Barréjat, Capmartin, Chapelle Lenclos, dou Bernès, du Crampilh, Laougué, Laffont, Laffitte-Teston und die Domaine de Maouries, die sowohl in Madiran als auch in Côtes de Saint-Mont Flächen bewirtschaftet. Die Domaine Laougué hat auf dem Concours de Bordeaux 2004 für ihren 2002er Wein eine Bronze-Medaille und auf dem Concours 2005 Gold erhalten. Die Domaine Capmartin erhielt für die 2001er „Vielles Vignes” Silber in 2004 und für die 2003er „Vielles Vignes” Gold in 2005. Die Domaine dou Bernès wurde 2004 für ihren 2001er Wein mit einer Bronze-Medaille ausgezeichnet. Alle drei mit Medaillen ausgezeichneten Domainen sind übrigens Mitglied der bereits erwähnten Winzergruppe Altéma. Leider scheint sich Patricke Ducournau, Besitzer der Domaine Mouréou, aus der Gruppe der Spitzenwinzer verabschiedet zu haben. Die Kritik des Weinführers ‚Der kleine Johnson 2005’ lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Exklusiver Winzer in Madiran, auch als Erfinder der Mikrooxidation bekannt, der nun leider nur noch mit Eichenspänen handelt”.

Béarn hat, soweit es Rotweine aus Tannat betrifft, zur Zeit keine wirklich erwähnenswerten Winzer aufzuweisen. In Tursan ragt das Château de Bachen von Michel Guérard und die Cooperative in Geaune aus der Masse einfacher, meist sauberer Weine heraus. Die Cooperative konnte sowohl 2004 als auch 2005 im Concours de Bordeaux mit Silber für den „Paysage” und den „Château Bourda” punkten.

 

Weinberge der Domaine Maouris% Labarthète% AOC Madiran und VDQS Côtes de Saint-Mont

Den besten reinsortigen Tannat habe ich übrigens in der AOC Irouleguy getrunken: "LUR UMEA", die erste Geburt heißt der Wein. Er ist die erste eigene Abfüllung, Jahrgang 2003, des jungen Winzers Pascale Aphaule von der kleinen Domaine Bordatto in Jaxu und ist schlichtweg genial. Die 2,5 ha Tannat der Domaine haben nur 6000 Flaschen ergeben. Die Reben sind über 50 Jahre alt. Die Trauben waren aufgrund der Hitze in 2003 so reif, dass die trockenen, mürben Rappen mit eingemaischt wurden. 35 Tage lag der Wein auf der Maische, danach 12 Monate in 25 Jahre alten, gebrauchten Barriques. Auf Mikrooxidation wurde verzichtet. Was für ein Duft, welche unglaubliche Fülle im Mund und was für ein endlos langer Nachhall! Und auch bei diesem Wein fällt mir das außergewöhnlich schöne Bouquet nach getrockneten Maulbeeren, Himbeeren und aromatischen Gewürzen auf, das die Elite der Spitzen-Tannats anscheinend kennzeichnet. Dieser Erstling kratzt an der Schwelle zum großen Wein! Pascale Aphaule muss man in Zukunft auf jeden Fall im Auge behalten.

Auf den Wein hat mich Christophe Jeleznoff-Errea aufmerksam gemacht, der in Saint Jean Pied de Port die Vinothek „Cave des États de Navarre” betreibt. Er hat auch die sehr guten Weine der Domaine Arretxea im Angebot. Pascale Aphaule war übrigens Lehrling bei der Domaine Arretxea. Ganz hervorragend ist auch der trockene 2004er Weißwein von Arretxea aus Petit Manseng, der eine fruchtige Säure und expressive Aromen nach Aprikose, Pfirsich und Carambolle aufweist. Bei der AOC-Prüfung wurde er als untypisch abgelehnt. Nun kommt er als „Vin de Table de France” in den Handel und trägt den bezeichneten Namen „Désagrément”, Unannehmlichkeit.

Weitere zuverlässige Erzeuger in der AOC Irouleguy sind die Domainen Abotia, Brana, Etchegaraya und Illaria. Nicht unerwähnt bleiben kann die Genossenschaft „Les Vigneron du Pays Basque”. Sie bewirtschaftet über 180 der 210 ha der AOC. Neben Weinen mit einem exzellenten Preis-Genuss-Verhältnis kann man in der Vinothek der Cooperative in Saint-Etienne de Baïgorri auch einen hervorragenden Blauschimmelkäse und einen Pyrenäen-Bergkäse kaufen. Von den Weinen haben mir der 2003er „Gorri d’Ansa” mit 50% Tannat und 50% Cabernet, der 2001er „Domaine de Mignaberry” mit 65% Tannat und 35% Cabernet sowie der 2001er „Omenaldi”, der 85% Tannat und 15% Cabernet enthält, am besten gefallen. Auf dem Concours Regional des Vins du Sud-Ouest 2004 in Castelsarrasin hat der „Gorri” einen zweiten Preis (Silber) und auf dem Concours 2003 hat der „Mignaberry” einen ersten Preis (Gold) gewonnen. Der „Omenaldi” wurde auf dem Concours des Grands Vins de France 2003 in Macon mit einer Gold-Medaille ausgezeichnet.

 

Steillagen mit Terrassen kennzeichnen die AOC Irouleguy

Auf meiner langen Rückfahrt nach Deutschland denke ich noch oft an die vielen freundlichen Winzer, die schönen Landschaften und die wunderbaren Weine aus Frankreichs Südwesten. Und nicht zuletzt an eine außergewöhnliche Rebsorte:

Tannat, c'est une merveille.

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