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Es begann auf der ProWein 2000 - Schnapsidee würde man es wohl normalerweise bezeichnen. Oder besser Weinidee? Egal: Dort fiel jedenfalls die Entscheidung im Sommer gemeinsam mit ein paar ähnlich verrückten Weinfreunden eine Woche lang die Südsteiermark zu besuchen.

 

Dank der fachkundigen Vorbereitung der Tour durch den Österreich- und Südsteiermarkspezialisten Knalli (Helmuth O. Knall) und dem dort ansässigen Winzer Arnold Melcher bestand das Programm wohl so ziemlich aus dem besten was die Südsteiermark zu bieten hat.

Jeden Tag drei Betriebe; jeweils mit ausführlicher Führung und Verkostung und die ganze kulinarische Vielfalt von Brettljause über diverse Buschenschänken bis hin zur preisgekrönten Edelküche war im Programm vertreten.

Schon die Anreise über Graz lässt erahnen, was landschaftlich da auf uns zukam: Eine vielfältige Alpenlandschaft mit fantastischen Panoramablicken und Weinbergen überall.  Wir übernachteten im "Weinzentrum" der Südsteiermark, in Gamlitz.

Die steirischen Weine

Die Südsteiermark hat einen Rebsortenspiegel in dem Rotweine praktische keine Bedeutung haben. Den "Muß"-Zweigelt hat zwar wohl jeder im Programm, aber wirklich beachtenswert sind vor allem die Weißweine. Der Welschriesling; Massenwein der selten mehr hervorbringt als etwas säuerliche Alltagsweine und nichts mit unserem Riesling zu tun hat; Gelber Muskateller vom Feinsten und der Sauvignon Blanc, der hier in der Südsteiermark fantastische Ergebnisse hervorbringen kann, sind die verbreitetsten Rebsorten.

Danach folgen Weißburgunder, Morillon (der südsteirische Name für Chardonnay) und die verschiedenen Traminer.

Die Weine sind meist reinsortig ausgebaut. Das Spektrum reicht von fruchtig und reduktiv ausgebautem Stil (meist "Klassik-Linie" oder "Steierische Klassik" genannt) bis hin zu einem oxydativ, komplexeren Stil aus dem großen oder kleinen Holz. Letzteres (Barrique) wird meist dezent eingesetzt; insbesondere bei den Burgundersorten aber auch deutlich bis hin zu sehr barriquebetonten Weißweinen. Auch der wohl unvermeidliche, zugeholzte Chardonay im internationalen Stil ist vertreten.

Arnold Melcher

Der Erzeuger, der eindeutig zu kurz bei unserem Besuch kam war unser Gastgeber Arnold Melcher. Seine Weine haben wir zwar komplett durchprobiert; diverse Fassproben inklusive; jedoch am ersten Abend nach der Anreise war den meisten von uns eher nach Trinken als nach Probieren. Wir waren wohl alle noch gefangen von der herrlichen Landschaft und der wunderbaren Atmosphäre im Hof des Schlosses, in dem Arnold Melcher seinen Betrieb hat.

Wir alle hätten uns gewünscht seine Weine, die allesamt Beachtung verdienen, noch einmal in Ruhe zu probieren; leider ließ der enge Zeitplan das im Laufe der Woche nicht mehr zu.

Ein Erlebnis mit einem Melcher-Wein muss allerdings doch noch hier niedergeschrieben werden. Am Mittwoch Abend holte Arnold eine Flasche blind aus dem Keller um uns natürlich nach dem Verkosten die unvermeidliche "Was ist das"-Frage zu stellen. Ich verschweige schamhaft unsere Antworten. Wir alle hatten auf einen mehr oder weniger jungen Wein getippt. Es war ein Muskateller aus 1976! Wau!!! Ähnlich erging es uns dann mit einem Sauvignon Blanc aus 1979.

www.melcher.at

Dienstag: Manfred Tement, Berghausen

Wir begannen unsere Tour am Dienstag gleich mit dem wohl bekanntesten und renommiertesten Winzer in der Südsteiermark. Was wir zu sehen bekamen verschlug uns die Sprache. Der Betrieb befindet sich gerade in einer baulichen Veränderung mit gigantischen Ausmaßen. Wir haben eine Baustelle besichtigt in der ein Betrieb entsteht, der gekennzeichnet ist von Glasfronten, edelsten Baustoffen, einem Keller mit einer Tankkapazität von 1/2 Million Liter; mitten in einer atemberaubend schönen Landschaft direkt an der Grenze zu Slowenien. Dieser Betrieb ist wohl nicht darauf ausgerichtet "nur" die 35 ha zu verarbeiten, die Manfred Tement derzeit bewirtschaftet.

Im Barriquekeller durften wir seine Weine verkosten. Alles eher oxydativ ausgebaute Weine in einer außerordentlich hohen Qualität. Seine bereits abgefüllten Weine wurden noch getoppt durch Faßproben; ganz an der Spitze der Sauvignon Blanc vom Zieregg 2000 Reserve. 

Homepage: www.tement.at

Erich und Walter Polz

Wenn wir bei Tement noch gedacht haben, die Baustelle sei die Ausnahme bei den steirerischen Winzern, dann wurde uns bei Walter Polz klar, dass wir uns in einem Gebiet befinden in dem EU-Fördermittel einen starken Boom bei Neubau- und Modernisierungsarbeiten ausgelöst hat. In dem hier bereits fast fertiggestellten Neubau der bereits voll genutzt wird, wird Wein von 50 ha Rebfläche ausgebaut.

Die Weine waren überzeugend; wobei sie es gegen die zuvor probierten Weine von Walter Tement nicht leicht hatten. Wie die meisten Erzeuger bietet Polz Weine in zwei Linien an: Die reduktiv fruchtige Klassik-Linie und die mehr vom Holz geprägte Linie der Lagenweine.

Hier bekamen wir auch etwas zu probieren, was in der Südsteiermark eher eine Ausnahme ist: Eine Trockenbeerenauslese (Fassprobe) aus Sauvignon und Morillon.

Wilfried Schilhan, Gamlitz - Der Elvis vom Jägerberg

Als Kontrastprogramm zu Tement und Polz lernten wir jetzt einen Winzer kennen, der den Betrieb erst vor wenigen Jahren als Quereinsteiger gekauft hat und seitdem qualitätsbewusst bewirtschaftet. Endlich mal keine Baustelle; wobei auch hier die  entscheidenden Umbaumaßnahmen erst kurz zurückliegen.

Seinen Betrieb hat Wilfried Schilhan oben auf einer der Gamlitzer Toplagen, dem Jägerberg. Wir haben seine Weine draußen probiert - bei toller Aussicht in das Tal. Beschallt wurden wir von innen aus einem Probenraum mit Elvis Presley Musik. Drinnen eine mannshohe Elvis-Puppe, Gitarren an den Wänden. Völlig klar: Hier arbeitet ein Freak. Logisch, dass der erste Griff im Weinkeller nicht dem Lichtschalter galt sondern auch dem Cd-Spieler mit... na was wohl? Klar, dass er seinen Namen in der Umgebung weg hat: "Der Elvis vom Jägerberg".

Seine Weine waren durchmischt. Die einfachen Qualitäten wirklich einfach; bei den hohen Qualitäten, die leider nur vom Fass zu probieren waren, zeigt er aber in welche Richtung er gehen will: Topweine die einen Vergleich mit anderen Topwinzern nicht scheuen müssen.

Die anschließende Brettljause vor seinem Haus bei Sonnenuntergang gaben den drei Besuchen am Dienstag einen wunderschönen runden Abschluss.


www.weingut-schilhan.at

Mittwoch: Amandus Adam, Leutschach

Auch der Mittwoch fing wieder mit einem Erzeuger an, der wohl eher als Geheimtipp denn als etablierter Qualitätserzeuger gehandelt wurde. So war er auch fast der einzige Erzeuger, bei dem die vorgestellten Weine überhaupt noch zu kaufen waren. Endlich mal kein Probieren durch "Ausverkauft"-Listen.

Mit 6 ha handelt es sich hier um einen recht kleinen Betrieb. Den Keller haben wir nicht gesehen; bei dem insgesamt relativ kleinen Wohn- und Betriebsgebäude ist auch kaum vorstellbar, dass hier ein "Vorzeigekeller" versteckt sein kann. Probiert haben wir draußen im Garten, umringt von Weinbergen.

Seine Weine waren allesamt im steirischen Sinne klassisch, also reduktiv ausgebaut. Ich habe nicht gefragt; aber ich vermute der Betrieb besteht ausschließlich aus Edelstahl ohne großes oder kleines Holz. Die Weine waren blitzsauber und von guter Qualität. Erstmalig kam uns hier im Garten der Gedanke, während der Tour einen Monatswein zu küren. 

Erwähnt werden müssen bei Adam auch die Preise: Alle Weine in einer Preislage meist deutlich unter 10 Euro. Vom Preis-Leistungsverhältnis sicher außergewöhnlich!

Alois und Ulrike Gross, 

Wir kommen an und befinden uns mitten in einer - ja was wohl sonst? - Baustelle. Auch hier wird also gebaut. Der Betrieb zieht gerade um vom Dorf in einen kompletten Neubau oben auf seiner Toplage, dem Nußberg.

Alois Gross bewirtschaftet 22 eigene ha Weinberge; zusätzlich kauft er, wie die meisten Erzeuger hierzulande, noch einmal die gleiche Menge zu.

Auch er bietet zwei Linien an; die klassische Linie und die Lagenweine, die bis zu 100% im Barrique ausgebaut sind.

Die Weine hier sind allesamt äußerst beeindruckend. Besonders erwähnenswert ein Gelber Muskateller (den wir als Monatswein auserkoren haben) sowie der Weißburgunder vom Kittenberg.

www.gross.at

Sattlerhof

Der Sattlerhof war unsere einzige Enttäuschung unserer Tour. Lag es daran, dass der Betriebsinhaber selbst nicht da war und wir von einer Dame aus dem Verkauf "abgefertigt" wurden? Lag es daran, dass die besten Weine längst ausverkauft und damit nicht zu probieren waren? Oder lag es an der hohen Erwartungshaltung den wir wegen dem hohen Bekanntheitsgrad und Renommee des Sattlerhofes hatten?

Die vorgestellten Weine haben uns jedenfalls nicht überzeugt und waren vom Preis-/Leistungsverhältnis her völlig indiskutabel.

Vorher haben wir auch hier eine Baustellenbesichtigung vorgenommen. Auch der Sattlerhof baut derzeit einen neuen Keller und ein neues Betriebsgebäude. 

Gemischt war unser Eindruck nebenan in dem vom gleichen Inhaber bewirtschafteten Sattlerhof in den wir unser Abendessen einnahmen. Gute Küche, etwas überfordertes Personal und leider auch nur blutjunge Weine. Gerade hatten wir noch während der Probe gelernt, dass die Weine vom Sattlerhof "mindestens zwei bis drei Jahre gereift sein sollten"; warum wird dieser Tipp nicht im Restaurant berücksichtigt?

Allerdings - Dank Gerhard Präsent und Artur Krüger, die zum Essen ein paar schöne Tropfen mitgebracht haben wurde auch dieser Abend zu einem echten Weinerlebnis.

Donnerstag: Hannes Sabathi, Gamlitz

Hier haben wir keine Baustelle und auch keinen Neubau besichtigt. Im Gegenteil: Die Keller waren äußerlich einfach und schlicht. Das gilt jedoch nicht für die Ausstattung. Hannes Sabathi, der noch sehr junge Sohn der Familie der seit 1997 die Weinwirtschaft übernommen hat, will hier ab dem kommenden Jahrgang erstmalig ein Verfahren nutzen, über das wir in der Gruppe viel diskutiert haben: Die Gärung soll hier nicht indirekt über die Temperatur gesteuert sondern die Gärung wird direkt anhand des Ausstoßes an CO2 gemessen und anhand der Temperatur gesteuert. Stabil gehalten wird hier also nicht die Temperatur, sondern der Gärverlauf.

Aber auch mit konventioneller Technik ausgebauten Weine des Jahrganges 2000 haben schon sehr überzeugt. Die Klassikweine allesamt ausdrucksstark und primärfruchtig; die Lagenweine reduktiv, vielfältig und kraftvoll. Den Welchriesling haben wir als Monatswein ausgesucht. Nicht weil es der beste der probierten Welschrieslinge unserer Tour war. Andere waren für unsere Gaumen besser, aber eben nicht typisch. Hannes Sabathis Welsch ist ein blitzsauberer, fruchtiger aber auch leicht säuerlicher Welchriesling. 

Nicht unerwähnt bleiben darf die anschließende Jause: Eine gebratene Forelle die alles schlägt, was ich bisher an gebratenen Forellen gegessen habe und ein Salat mit Kürbiskernöl. Diese südsteirerische Spezialität sollte sich wirklich niemand entgehen lassen und unbedingt für das Rückreisegepäck einplanen. Dieses Öl zaubert ein herrliches Aroma aus Salaten, das seinesgleichen sucht.

www.sabathi-weine.at

Familie Jöbstl, Wernersdorf

Das sind wir gleich zweimal "fremdgegangen". Zum Einen liegt Jöbst nicht in "unserer" Südsteiermark sondern in der West-Steiermark. Zum Anderen lag hier der Schwerpunkt auf Bränden statt auf Wein. Ein von Walter Jöbstl geführter Besuch im Museum vermittelte uns erst einmal einen Eindruck darüber, wie Brände entstehen. Ein paar alte Apparate konnten wir uns ansehen; die meisten davon wohl irgendwann mal im Einsatz um dem Statt durch Schwarzbrennen eine Schnippchen zu schlagen.

Im attraktiv eingerichteten Laden mit Bränden, Schilcherweinen und anderen regionalen Spezialitäten steht im hinteren Bereich die heute genutzte Brennerei. Ich gebe zu: Brände haben mich noch nie fasziniert und daran hat sich auch hier nichts geändert. Interessant war es aber anhand der bereitgestellten Proben die unterschiedlichsten Aromen zu erschnuppern. Man musste es einfach mal gesehen haben.

Für mich spannender war die vorherige Verkostung DER Spezialität in der Region: Schilcher. Schilcher ist Roseewein von der Traube Blauer Wildbacher. Er wird in der Region gerne gespritzt getrunken und ist ein guter Begleiter warmer Sommerabende auf der Terrasse. Je säuerlicher sie ausfallen um so gebietstypischer sind sie. In diesem Sinne waren Jöbstls Schilcher zum Glück untypisch.

Wir konnten es uns nicht verkneifen, uns für einen Schilcher von Jöbstl als Monatswein zu entscheiden. Auch das muss man einfach mal probiert haben.

www.joebstl.st

Villa Hollerbrand, Leibnitz

Die Villa Hollerbrand zu beschreiben fällt mir schwer. Eine Mischung aus Weinbaubetrieb, Restaurant, Szenekneipe und Bar. 

Der Keller - irgendwie unaufgeräumt. Die Weinprobe - irgendwie chaotisch. Die Weine - schwer zu verstehen; mir erschienen zumindest die einfachen Qualitäten alle getragen von der Kohlensäure. Beim zweiten Probieren Stunden später gefielen sie mir besser. Auf Anhieb gefielen mir viele Lagenweine.

Aber - alles sehr liebenswert und mit einer unbeschreiblichen Gemütlichkeit. Wir haben dort draußen zu Abend gegessen und noch viele Weine immer wieder und wieder probiert und getrunken. Und an die meisten kann ich mich nicht mehr erinnern und zum Schreiben war es einfach zu gemütlich...

Freitag: Wolfgang Maitz, Ehrenhausen

Dieser Betrieb liegt idyllisch auf einem Weinberg. Vor dem Haus ein für die Südsteiermark typisches Klapotetz, ein Windmühlenähnliches Gerät dass - wenn freigelassen - einen Höllenlärm erzeugt der angeblich die Vögel vertreiben soll. 

Der Keller - auch im Umbau - macht einen ordentlichen und aufgeräumten Eindruck.

Die Weinprobe im schön eingerichteten Buschenschank war beeindruckend. Präsentiert wurde eine Palette von kräftigen, festen Weinen die allesamt eine hohe Qualität zeigten.

 www.maitz.co.at

Alois Gölles, Riegersburg

Die Familie Gölles betreibt seit mehreren Generationen einen Obstbaubetrieb. Um die Weiterverarbeitung zu Essig und Bränden hat sich der Sohn Alois Gölles intensiviert. Mittlerweile ist Gölles einer der qualitativ führenden Essigmaifakturen in Österreich und dafür weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.

Der Gang durch die Lagerhalle für Essig (Bild) und die anschließende Essigverkostung war höchst interessant. Leider konnten wir die eigentliche Essigproduktion nicht besichtigen. Diese wird streng vor den Augen der interessierten Öffentlichkeit verborgen. Zu viele eigene Ideen sind dort realisiert, um diese freizügig freizugeben, so Alois Gölles während der Führung.

Neben Essig werden auch auf hohem Qualitätsniveau Obstbrände erzeugt. Diese entstehen aus der eigenen und zugekaufter Obstproduktion aus der Region. Auch diese konnten probiert werden.

www.goelles.at

Neumeister, Straden

Wenn wir uns später über ihn unterhielten war immer vom "Erfinder" die Rede. In der Tat beeindruckte Albert Neumeister uns durch viele innovative Ideen, die er mit Leidenschaft während der Führung präsentierte. So z.B. ein Gestell, mit dem man das Abziehen der Fässer sehr einfach gestalten kann, mit höhenverstellbaren Ansaugstutzen und einem Schaurohr in dem man erkennt ob Hefe mitgezogen wird um das Abziehen rechtzeitig zu beenden.

Oder das architektonisch sehr pfiffig in die Landschaft integrierte Betriebsgebäude am Hang. So wird z.B. die Traubenannahme im Herbst um ein flexibles Dach ergänzt; außerhalb dieser Zeit muss man wirklich genau hinsehen um zu erkennen, dass es sich bei dem schön gestalteten Eingangsbereich um die Traubenannahme handelt. Der Rest des Betriebes ist so angelegt, dass weitgehend die Schwerkraft ausgenutzt werden kann, von der Traubenannahme über die Presse bis zum Keller geht es immer nach unten so dass weitgehend auf den Einsatz von Pumpen verzichtet werden kann.

Auch dieser Bau ist erst vor zwei Jahren entstanden; von außen ist die innere Größe nicht zu erahnen. Ja und "innere Größe" haben auch seine Weine. Neben einer Trennwand bestehend aus ca. 4.000 Flaschen verkosten wir eine Palette von sehr hochwertigen Weinen, die durch eine hohe Maischestandzeit und einen breiten, auf lange Haltbarkeit angelegten oxydativen Stil geprägt sind.

Letztlich sind auch seine Weine ähnlich "durchgestylt" wie sein Gebäude. Weiche, gut gemachte Weine ohne "Ecken und Kanten" auf einem sehr hohen Qualitätsniveau.

www.neumeister.cc

Sazianistuben und danach

Aus einem Qualitätsbuschenschank entstanden die Sazianistuben, die von Neumeister genau so perfekt organisiert und geführt werden wie die Weinwirtschaft. Unser Abendessen dort war der kulinarische Höhepunkt unserer Reise. Küche, Service, Einrichtung. Einfach perfekt.

Anschließend auf der Rückfahrt haben wir mit vier Personen noch einen "kurzen Stopp" eingelegt in Ehrenhausen beim Neubauer. Auf den ersten Blick eine ganz normale Kneipe. Auf den zweiten Blick hinter der Theke eine Batterie von offenen Weinen, bei der selbst mir als österreichunerfahrenen Weintrinker schnell klar wurde, dass hier einige der besten Erzeuger Österreichs mit ihren Produkten offen ausgeschenkt wurden. Beim Blick in die "Raritätenkarte" wurde dann endgültig klar, dass hier Weingenuss pur zu erwarten war. Der Abend wurde auch sehr lang und feucht...

Nicht unerwähnt bleiben muss unsere Korkbilanz dieses Abends. Schon in den Sazianistuben mussten wir fünf Weine wegen Korkfehlern zurückgeben. Auch beim Neubauer waren zwei korkige Flaschen zu beklagen. Muss denn das wirklich sein? Wann wird die Welt endlich vernünftig und verzichtet auf diesen völlig ungeeigneten Weinflaschenverschluss aus Naturkork?

Samstag: Potzinger, Ratsch

Tja, hier muss der Chronist zugeben, diesen Teil des Programms verschlafen zu haben. Irgendwie war das gestern beim Neubauer doch etwas lang...

Südsteirische Panoramastraße und Moserwirt

Auf dem Weg zu Erwin Sabathi hat unser Taxi einen Umweg eingelegt. Die Route führte über die südsteirerische Panoramastraße - ein atemberaubend schöner Weg mit endlosen Panoramen und wunderschönen Landschaften. Ein Muss für jeden der in der Gegend ist!

Einen kurzen Zwischenstop gab es beim Moserwirt und seinem Bauernladen. Hier gibt es alles, was die Natur hier oben hergibt. Kürbiskernöl, geröstete Kürbiskerne, Brände aus eigener Brennerei aus eigenem Obst hergestellt, Honig aus eigener Imkerei und demnächst: Wein vom höchsten Weinberg Österreichs. Gerade hat  M. Moser die Genehmigung für einen Weinberg in 600 Meter Höhe erhalten.

Erwin Sabathi, Pössnitz

Mit Erwin Sabathi besuchten wir wieder einen der bekannten Erzeuger der Südsteiermark. Kein Wunder, dass seine Weine praktisch vollständig ausverkauft waren. Erwin Sabathi bewirtschaftet 10 ha und kauft noch einmal für weitere 10 ha Trauben dazu.

Wen ich ein Seminar über die Rebsorten der Südsteiermark durchführen würde, dann würde ich Erwin Sabathis Weine dazu hernehmen. Alles sehr sortentypische Weine; von der klassischen Linie bis hin zu den Lageweinen.

www.sabathi.com

Walter Skoff, Gamlitz

Der neu erbaute Betrieb glänzt mit allem was schön ist. Von einem aufwendig gestalteten Vorraum mit Probentheke geht es hinab in den Weinkeller. Schon der Abgang in den Keller ist sehenswert. Das ist keine Kellertreppe, das ist ein architektonisches Meisterwerk, mit dezenter Beleuchtung und mit Nischen in denen Kunstwerke ausgestellt sind. Unten angekommen befindet man sich im Fasskeller. Kaum zu glauben, dass hier gearbeitet wird. Einen Moment lang kommt der Verdacht auf, der wirkliche Keller befindet sich irgendwo versteckt in einem andern Gebäude und dieser Keller hat nur einen Zweck: Besucher beeindrucken. Ein wirklich sehenswerter Keller!

Es geht weiter durch den Edelstahlkeller und dann kommentarlos an einem Gerät vorbei, dass ich nicht einordnen kann. Statt dieses Gerät eines Wortes zu würdigen zeigt Walter Skoff uns die Abfüllanlage. 3 Millionen Shilling hat er hier alleine in die Abfüllanlage investiert. Die Summen, die hier in den gesamten Betrieb investiert wurden kann man nur erahnen. Es müssen jedenfalls schwindelerregende Summen sein. Darauf angesprochen ob sich diese INvestition lohnt antwortete Walter Skoff nur mit einer Gegenfrage "Was ist schon Geld? Was heißt schon lohnen? Ich will Perfektion und wenn ich mir das in den Kopf setze dann ziehe ich das auch durch". 

Von sich aus wäre er nicht auf dieses Thema zu sprechen gekommen; aber danach gefragt gingen wir jetzt doch noch einmal zu diesem eigentümlichen Gerät zurück an dem wir vorher so kommentarlos vorbei gegangen sind: Der Konzentrator!

Ja, Walter Skoff setzt einen Konzentrator ein; als erster Winzer in der Südsteiermark. Nicht um schlechte Weine besser zu machen wie er sagt, sondern um z.B. unabhängig zu sein von Regenschauern während der Lese. 

Die anschließende Probe hat mich nicht überzeugt. Die meisten Weine waren sehr fruchtbetont; fast aufdringlich fruchtig. Das ist aber sicher eine Geschmacksfrage. Als einziger der besuchten Erzeuger unterscheidet er nicht nach einer Klassik-Linie und nach Lagenweinen. Er nutzt keine Lagen und unterscheidet bestimme Weine lediglich nach den Stufen  Classique, Edition und Royal. Die Preise waren am oberen Limit angesetzt; also ich persönlich würde dieses Geld nicht dafür bezahlen. Jedoch waren seine Weine praktisch ausverkauft. Nur der Weißburgunder war noch verfügbar.

Übrigens: Was man gesehen haben muss ist Walter Skoffs perfektes Werbematerial. Wie sagte er doch über sich selbst: "Ich will Perfektion und wenn ich mir das in den Kopf setze dann ziehe ich das auch durch"

www.weingut-skoff.com

Ein Wort zu den Menschen

Auch die Menschen machen eine Gegend aus. Erlebt haben wir bei Übernachtungsbetrieben, beim Essen, bei den Erzeugern bis hin zu den Taxifahrern Gastgeber, die uns durch eine natürliche Freundlichkeit und eine unkomplizierte Art beeindruckt haben die schon deutlich südländischen Charakter hatte.

Besonders auffällig und ganz sicher einer der Gründe für die hohe Weinqualität in dieser Region ist die enge und gute Zusammenarbeit der Erzeuger in der Südsteiermark. Lockere Treffen, Erfahrungsaustausch und eine freundschaftliches Miteinander der Winzer der Region scheint selbstverständlich zu sein. 

Resümee

Diese Gegend habe ich kennen- und lieben gelernt. Natur, Menschen und Weine haben mich in ihren Bann gezogen. Hier werde ich ganz sicher ganz bald wieder zurückkehren um mit etwas mehr Zeit und Ruhe einiges mehr kennen zu lernen.

Weitere Informationen zur Südsteiermark:

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