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Nach dem Tode von Tibor Gál verfolgt Alexander von Essen sein Vorzeigeprojekt Capaia mit noch mehr Engagement. Aber auch andere Winzer Südafrikas haben erkannt, dass die Spitzenweine des Landes ihr Profil weiter schärfen müssen.

Dem Baron fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. „Ich will einen Weltklassewein machen”, lacht Alexander von Essen. Der eloquente einstige Autoverkäufer, spätere Weinhändler, Macadamia-Nuss-Farmer und Südafrika-Liebhaber hatte vor sechs Jahren einfach die Nase voll von den bloß guten und sehr guten Weinen seiner zweiten Heimat.

Auf dem Weg vom Kapstädter Flughafen in die Innenstadt deutet von Essen auf eine Erhebung am Horizont. „Ich hab den ganzen Hügel gekauft.” Wo früher nur Gras und Getreide wuchsen, stehen heute neu gepflanzte Sauvignon-blanc-, Cabernet- und Petit-Verdot-Reben. Capaia nennt sich das Abenteuer am Rande des Tygerberg-Districts, wo der kühle Einfluss des Meeres noch spürbar ist. Eine blitzend neue Kellerei, handgefertigte hölzerne Gärbehälter vom französischen Nobel-Tonnelier Taransaud und Batterien neuer französischer Barriques zeugen von enormen Investitionen und großen Ambitionen. „Der kleine Anteil Petit Verdot ist das Geheimnis”, erklärt Alexander von Essen. Und natürlich die Ertragsreduzierung, die schonende Behandlung der Maische, das sanfte Unterstoßen des Tresterhuts. Tibor Gál, ungarische Winzerlegende und zuvor beim toskanischen Vorzeigeweingut Ornellaia fürs Weinmachen verantwortlich, zeigte schon mit dem 2003er, was aus den blutjungen Rebstöcken zu machen war. Noch kein Weltklassewein, gewiss, aber bereits ein Hinweis darauf, was in ein paar Jahren aus Capaia werden könnte. Als Gál vor wenigen Wochen bei einem Autounfall in Südafrika tödlich verunglückte, waren die wichtigsten Grundsatzentscheidungen bereits getroffen, die Assistenten eingearbeitet, die Trauben des Jahrgangs 2005 geerntet.

Angesichtsvon Auslandsmillionen und Flying-Winemaker-Einflüssen tun sich die alten Buren schwer. Klassiker wie Meerlust, früher einer der führenden Betriebe, finden sich auf einmal im breiten Mittelfeld wieder. Bei den weiland als Geheimtipps gehandelten Stars wie Veenwouden stagniert die Qualität. Austauschbare Weine auf langweilig hohem Niveau könnten in Anbetracht eines wieder gestiegenen Rands und der schier unschlagbaren Konkurrenz der Australier, auf Dauer nicht genügen, um sich auf dem Weltmarkt breit zu machen. Konkurrenz droht den südafrikanischen Traditionsgütern aber nicht nur von finanzstarken Projekten wie Capaia, sondern auch von Garagenwinzern, die mit wenigen tausend oder gar nur hundert Kisten für Aufregung sorgen. „Wir haben leider noch keinen Importeur in Deutschland”, bedauert Penny Verburg vom Miniatur-Erzeuger Luddite. Kein Drama, denn die wenigen produzierten Flaschen des saftig-würzigen Shiraz, dem man die mehr als 15 Alkoholprozente nicht negativ anmerkt, gehören neuerdings zu den Geheimtipps der Sammler. Geadelt mit viereinhalb Sternen des südafrikanischen Weinführers Platter, werden sie fast ausschließlich an die gehobene Gastronomie in Stellenbosch oder Paarl sowie an eine Hand voll Liebhaber verkauft.

Jan Coetzee produziert größere Mengen an Wein, exportiert eine Menge und hat erkannt, dass sich Betriebe wie der Vriesenhof neu erfinden müssen, um nicht unterzugehen im Haifischbecken des Weltweinmarktes. Seine Gewächse werden nun unter den Namen Paradyskloof vermarktet. Nen preiswerteren Ranges für den Alltagsgebrauch profiliert sich der Ex-Rugby-Star gern mit der fast filigranen Pinotage-dominierten Cuvée Enthopio: unverwechselbar, nicht vom Holz überfrachtet. Noch nie fiel zudem der Pinot Noir so verführerisch und komplex aus wie im Jahrgang 2003. „Diese Rebsorte ist meine Leidenschaft”, lächelt Coetzee. Dem bulligen Winzer mit den stahlgrauen Augen und dem Hobby Springbock-Jagd hätte man solches Faible für eleganten Wein gar nicht zugetraut…

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